Michakato mikubwa 2

Hier kommt der zweite Teil der "großen Pläne":

 

Über die Fernsehserie und das Kinderfestival, die ich in meinem letzten Artikel angesprochen habe möchte ich jetzt ein bisschen mehr erzählen.

 

Ich bin vom Zwischenseminar zurückgekommen und habe meine Kollegin Teacher Aisha gefragt, wie das denn jetzt mit der Luku-Geschichte aussehe? Über ihre Antwort war ich doch einigermaßen überrascht! Sie meinte nämlich, jetzt wollte Alfred plötzlich kein Luku mehr, sondern eine Fernsehserie drehen!

Ich hab mir das erst mal genauer erklären lassen. Es soll wirklich eine Serie gedreht werden. Jede Woche eine halbe Stunde in einem tansanischen Fernsehsender ungefähr über ein Jahr lang oder besser noch länger und am besten soll sie auch irgendwann in Deutschland ausgestrahlt werden, man könne sie ja synchronisieren.

Von dieser ganzen Geschichte war ich erst einmal gar nicht überzeugt und habe das unserem Mkurugenzi auch gezeigt. Woraufhin er meinte, ich könnte nicht immer zu allem „nein“ sagen, so würden wir nicht weiter kommen, ich müsse mich unbedingt ändern. Wenn man nichts probiert könne nie etwas bei rauskommen. Ich habe nur gemeint, dass diese Fernsehserie eine sehr große Sache ist und so mit Sicherheit nicht funktioniert.

Am nächsten Tag habe ich mit meinen TSE-Kollegen gesprochen und es hat sich herausgestellt, dass sie alle ähnlicher Meinung sind wie ich. Sie meinten, da hätte sich Alfred etwas Unmögliches in den Kopf gesetzt, weil Hamis (der TSE-Lehrer, der für Film und Aufnahmen verantwortlich ist und auch unbedingt für das Projekt ist) ihm erzählt hat, dass das TSE damit berühmt werde und viel Geld bekomme…

Am Abend nach dem TSE wollten wir uns dann ohne Mkurugenzi zusammensetzten; offiziell um das Budged zu schreiben, inoffiziell um Hamis zu überzeugen, das es auf diese Weise nicht funktioniert. Leider ist Hamis nicht erschienen… Zumindest konnte ich den Lehrern erklären, dass ich mir Sorgen mache, dass Alfred hinterher denkt, ich hätte die Lehrer davon überzeugt, dass es keine gute Sache sei. Woraufhin sie meinten, es wäre ja ihre eigene Meinung.

Am folgenden Tag haben wir dann ein Kikao mit Alfred gemacht. Das Ergebnis war auch wieder etwas überraschend aber eigentlich ganz gut. Irgendwie hat unser Boss wieder alle auf seine Seite gebracht aber wir haben einen Kompromiss gefunden. Es wurde beschlossen nur die ersten vier Episoden zu drehen, also zwei Stunden, wie ein Spielfilm. Diese Demo würde dann an verschiedene tansanische Fernsehsender geschickt werden und somit ein Sponsor gefunden werden. Irgendwie waren alle mit diesem Ergebnis einverstanden. Und wir einigten uns am Tag darauf (ein Samstag) das Budget und ein Maombi (Projektgeldantrag) an Kawaida zu schreiben.

Am nächsten Tag kam dann erst mal bei unseren Berechnungen raus, dass wir 11 Millionen tansanische Schilling bräuchten, was eindeutig unmöglich ist, wie auch Alfred meinte.

Daraufhin haben wir die vier Episoden auf eine gekürzt und die 11 Millionen auf zwei und das Maombi an Kawaida abgeschickt. Jetzt mal sehen, ob wir das Geld bekommen oder nicht. Die Vorbereitungen sind auf jeden Fall im vollen Gang. Es werden Lieder geschrieben und fleißig Geschichten und Dialoge erfunden. Seit dem gestrigen Kikao wissen auch die Kinder, dass es nicht mal ganz sicher ist, ob die Tamthilia (Fernsehserie auf Kiswahili) überhaupt was werden kann, wenn von Kawaida kein Geld kommen kann.

Die Frage ist nämlich, ob nicht lieber gespart werden soll, dass das TSE doch umziehen kann.

 

Auch die Kinder sind verwirrt. Was passiert denn jetzt? Alles Mögliche haben sie angefangen, das zweite Album und die Fernsehserie oder doch umziehen?

Aber die Tamthilia zusammenzustellen, zu üben und alles vorzubereiten, bis Geld kommt schadet ja eigentlich auch nicht. Wenn dann mal Geld da ist, kann man gleich durchstarten. (Da ist natürlich nur dir Frage, dass die Kinder kommen und gehen…) Und auf Geld warten scheint nicht ungewöhnlich zu sein. Es hieß selbst wenn es sechs Monate dauert, bis dahin steht dann immerhin die ganze Sache.

 

Das ist jetzt aber noch nicht alles!

Nach einem dieser abendlichen Kikaos, fragte mich Aisha, ob ich noch Zeit hätte mit ihr ins Landline-Studio in Ubungo Kibangu zu gehen, Musa hätte sie gerufen, es gäbe etwas mit dem Boss von dort zu besprechen, auf den wir natürlich erst mal noch eine Stunde warten mussten in einem Raum, in dem es viel zu kalt war, wegen der Klimaanlage. (Übrigens das einzige Gebäude, das ich hier in der Nähe kenne mit Klimaanlage).

(Zu Musa: Er arbeitet zusammen mit den anderen TSE-Lehrern in der Asante-Arts-Group mit. Sie produzieren Filme und Musikvideos. Er war früher einmal Lehrer am TSE, wurde dort aber rausgeschmissen. Und jetzt hat er solche Ideen und scheucht alle Leute rum.)

Als der Boss dann endlich kam, habe ich erstmals gar nicht verstanden um was es überhaupt geht. Irgendwas mit einem großen Kinderfestival, das das TSE und das Landline-Studio zusammen organisieren würde. Tausende Kinder von ganz Tansania sollten kommen, fünf beliebte Superstars sollen eingeladen werden und und und!

Das Ganze solle von Sponsoren getragen werden. Was ich damit zutun haben soll, habe ich nicht verstanden. Musa meinte, er hätte da was aufgeschrieben dann würde ich alles verstehen, er würde mir das zeigen, es wäre im Uyogaboga-Studio, das bei mir zuhause um die Ecke ist.

Als wir dann mit dem Boss dort fertig waren (keine Ahnung was das Ziel des Gespräches war.), haben wir uns auf den Heimweg gemacht. Aber warum auf den Heimweg, ich dachte er wollte mir noch kurz das zeigen, was er aufgeschrieben hat.

Also sind wir ins Studio gegangen. Diesen Brief um Sponsoren zu werben, den er mir zeigen wollte hatte er auf dem Computer von einem Pastor, der auch mit der Asante-Arts-Group zu tun hat geschrieben. Ich wurde dann zu diesem nach hause geschickt um dort nach dem Laptop zu fragen. Er war allerdings selbst noch mit dem Computer beschäftigt, meinte allerdings er sei sofort fertig. So wartete ich bei ihm im Wohnzimmer auf einer gemütlichen Couch, schaute unsinnige Fernsehsendungen, schlief vor mich hin, weil ich auch ordentlich müde war und wurde anschließend zum Essen eingeladen. Auf jeden Fall ist ordentlich viel Zeit vergangen bis ich dann endlich mal Musas Arbeit zusehen bekommen habe.

In erstaunlich gutem Englisch hat er einen sechs-Seiten-langen Brief an ITV (ein Fernsehsender) geschrieben. Er beschreibt darin, dass er in einem Dar es Salaamer Hotel am Strand ein großes Kinderfestival machen möchte. Es sollen ca. 2000 Kinder eingeladen werden, Plakate und T-Shirts gedruckt werden. Essen und Trinken soll es geben, eben diese fünf großen afrikanischen Künstler sollen eingeladen werden, dann einen Wettbewerb mit großen Preisverleihungen.

 

Das TSE und Landline würden dieses Event organisieren, daher hätte er mir das ja auch erklärt. Es wäre ein toller Punkt in meinem CV, wenn ich anführen könnte ich hätte das erste Festival (weitere sollen folgen) organisiert.

Am Ende seines Briefes soll der „Event Manager“ unterschreiben bisher stehe da sein Name, aber das sollten wir ändern und da solle mein Name stehen. Er sei „Supervisor“ und wir würden dann zusammen zu ITV gehen. Als ich dann meinte, ich will und kann nicht „Event Manager“ sein, meinte er, das könnte auch er übernehmen und ich solle doch „Supervisor“ sein. Er meinte er würde mir alles beibringen, was ich wissen und können müsse. Als ich mich weiterhin geweigert habe hat er es aufgegeben. Außerdem habe ich etwas Druck gemacht, dass ich endlich gehen darf, weil ich echt müde war und schlafen wollte. Irgendwie haben wir uns darauf geeinigt, dass wir dieses Festival zusammen mit den anderen Lehrern vom TSE und von Landline und sonst noch ein paar Leuten, die ich nicht kenne organisieren. Ich habe eh schon genug zu tun.

Wie mir jetzt auch bestätigt wurde soll ich mit Musa etwas aufpassen, der schickt immer Leute rum und zeiht sie in seine Angelegenheiten rein. Dass dieses Festival vom TSE organisiert werden soll, ist noch nicht mal bis ins Office gekommen…

Er kam dann auch mal nochmal ins TSE und meinte, ich solle ihm das Budget abtippen. (Als ob er das nicht selber könnte!) Ich hab das auf jeden Fall gemacht… Über 200 Millionen (!!!) tansanische Schilling soll das jetzt kosten. Schon wieder so etwas Übertriebenes… Aber ich will ihm das nicht sagen, das soll er selber merken.

Vorgestern saßen wir im TSE-Hinterhof Kikao also Musa und die Lehrer vom TSE und noch ein Kerl bei dem ich nicht so ganz verstanden habe, wer er eigentlich ist und haben uns 100 potentielle Sponsoren überlegt. Irgendwie kommt mir das ganze ein bisschen skurril vor…

Mal sehen wie sich das entwickelt…

Ich schreibe gerade viel Blabla, was hier so passiert, ich weiß nicht, ob euch das so interessiert, aber ich musste das einfach mal loswerden. Ihr seht es ist genug los hier. Zeit für Heimweh oder dergleichen habe ich wirklich nicht.

 

 

 

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