Nataka mjue sijambo

Kann gerade nicht einschlafen… Es ist schon zwei Uhr nachts aber irgendwie usingizi hamna („keine Müdigkeit“, hört sich nur auf Kiswahili besser an). Ich liege jetzt mit dem Laptop im Bett und das Handy (als Taschenlampe) habe ich im Mund, weil irgendwie gibt es gerade nur ein bisschen Strom, der nicht reicht für die Glühbirne in meinem Zimmer. Ansonsten habe ich Mücken unterm Fliegengitter, die mich gerade ganz frech stechen…

 

Mir ist aufgefallen ich habe euch schon lange nichts mehr über meine Arbeit im TSE, meine Projekte und wie’s mir sonst so geht berichtet, das will ich jetzt zu dieser seltsamen Stunde mal nachholen.

 

Die Überschrift heißt nichts anderes als „Ich will, dass ihr wisst, dass es mir gut geht!“

 

Ich habe mich ernsthaft gut eingelebt und fühle mich total zuhause. Habe gute Freunde gefunden und verstehe mich super mit meinen Kollegen und ich bin immer noch überzeugt, dass ich das aller beste Projekt von allen habe! Es passt wohl einfach super gut zu mir.

Was ich im Moment mache, ist Armbändchen, Ketten und Ohrringe zusammen mit den Kindern herzustellen und diese zu verkaufen, jeden Mittwoch seit zwei Wochen ist Malen angesagt, mein Turntag ist der Freitag und Slackline jeden Tag von drei bis vier. Den Rest vom Tag bin ich aber auch beschäftigt,…

 

Ich erzähle euch einfach mal ein bisschen was über meine Projekte. Also erst mal zu meinem Schmuck-Projekt, ich glaube dazu habe ich schon am meisten geschrieben.

Heute habe ich einige der Verkaufsstücke zur TSE-Schneiderei gebracht, damit die das dort auch verkaufen. Mal sehen ob das was wird. Da scheint irgendwie geklaut zu werden, auch mein Rock ist spurlos verschwunden…

Wenn es auch etwas chaotisch zugeht, dann sind doch alle hochmotiviert und haben Spaß daran Perlen aufzufädeln und Armbändchen zu knüpfen. Ich habe Spaß daran zu experimentieren und die Kinder auf neue Ideen zu bringen. Ein paar Bilder dazu verspreche ich euch mal, aber bisher noch nicht.

 

Jetzt gibt es erst mal neue Bilder und Infos zum Malprojekt. Also zusammen mit Mors dem Hip-Hop-Lehrer des TSE und Abuu Chogo einem früheren Schüler des Dogodogo-Centers habe ich angefangen ein Malprojekt vorzubereiten.

Also wir sind erst mal durch die Innenstadt geirrt um alle Materialien zu besorgen. Ich sag euch, dass ist ganz schön viel Arbeit, bis man mal alles zusammen hat, was man braucht. Chogo hat da zwar einen ganz guten Durchblick, aber trotzdem waren wir ewig beschäftigt. Einkaufen ist nicht so unkompliziert wie in Deutschland. Außerdem haben mir die beiden Jungs die ganze Zeit Angst machen wollen, dass ich beklaut werde, bis sie meine Tasche und mein Handy getragen haben. Passiert ist nichts aber natürlich ist da etwas dran, ich bekomme immer wieder die Geschichten von meinen Vorgängern erzählt…

Schlussendlich haben wir auf jeden Fall alles bekommen, was wir wollten und konnten dann loslegen zusammen mit den Kindern Bilderrahmen zu bauen. Dazu gibt’s auch schon Bilder!

So weit ist das Malprojekt noch nicht vorgeschritten; dass es an die Farben geht, das passiert dann wohl nächsten Mittwoch. Es freut mich sehr, dass es einigermaßen geordnet zugeht und bisher zu keinen größeren Katastrophen kam.

Chogo ist mir eine gute Hilfe. Er ist hochmotiviert, hat wirklich Ahnung und ist um einiges perfektionistischer als den Rest der Tansanier, die ich bisher kennengelernt habe. Halbe Sachen mag er genauso wenig wie ich, daher bin ich sicher, dass dieses Projekt nicht so einfach im Sand verläuft, wie so mach andere Sachen.

 

Allgemein ist mir aufgefallen, dass ziemlich viel ausprobiert und experimentiert wird, wenn es um Biashara, also ums Geschäft geht. Einerseits kann jeder leicht was Kleines erfinden und damit sein Geld machen, ohne irgendeinen Vertrag zu unterschreiben, etwas anzumelden oder das in einer Berufsschule gelernt zu haben. Jeder kann sich Erdnüsse kaufen, diese rösten, in Plastiktütchen abpacken und am Straßenrand verkaufen um sich etwas Geld dazuzuverdienen.

Es beindruckt mich echt, wie unkompliziert es eigentlich ist ein kleines Geschäft aufzumachen. Sogar ich habe schon angefangen mit meinem Kalcha-Projekt!

Andererseits was kommt den dabei raus, wenn es keine Spezialisten auf irgendeinem Gebiet gibt, sondern nur Leute, die alles ausprobieren und Glück haben dass es klappt oder auch nicht… Wenn nicht, dann erfindet man eben etwas Neues. Mir macht es auf jeden Fall Spaß zu erfinden. Es kommt mir ein bisschen vor, wie ein Spiel unter Kindern, nur das es ganz echt ist und ernsthaft um echtes Geld geht. Wir basteln unsere Armbändchen, denken uns einen Preis aus und verkaufen sie an echte Kunden für echtes Geld!

 

So jetzt Felix zu deiner Slackline: Noch geht es ihr gut, wenn sie auch ordentlich sandig geworden ist. Jetzt wo Sadiki, der ganz plötzlich darauf laufen konnte, weg ist, habe ich zwei andere Kandidaten, die auch ganz nah dran sind. Nach und nach werden meine Kinder vom Ehrgeiz gepackt, jetzt wo sie merken, dass wenn man es ein bisschen übt recht schnell Fortschritte macht.

(Wer noch nicht weiß, was eine Slackline ist: Das ist eigentlich nur ein Spanngurt, wie man ihn bei einem Autoanhänger hat, den man zwischen zwei Bäume spannt und anschließend darauf läuft und sogar wie auf einem Trampolin hüpfen kann, wenn man’s drauf hat.)

Da ich Anse, der irgendwie König des Hinterhofs ist und bestimmen darf, wer wann Lärm macht, überredet habe, dass ich von drei bis vier Uhr am Nachmittag die Slackline aufspannen kann, besteht jetzt auch die Möglichkeit!

 

Mein Turnfreitag ist immer noch nicht ganz zufriedenstellend. Ich habe es zwar schon geschafft einigen Kindern ein bisschen was bei zubringen aber irgendwie nur einzelne unnütze Übungsfetzen. Um ihnen richtig etwas beizubringen, geht es zu chaotisch zu und es sitzen zu viele daneben bzw. kommen nur ab und zu. Mit ständig wechselnden Leuten kann man eben nichts Sinnvolles aufbauen, was mich etwas ärgert.

Ich weiß nicht wie und ob überhaupt ich das noch ändern kann… Es gibt drei vier Kinder die wirklich motiviert sind und mit denen es Spaß macht aber das war‘s…

Komischer Weise gibt’s immer noch kein Usingizi aber ich habe jetzt erst mal keine Lust mehr weiter zu schreiben…

Also macht’s gut!

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Kommentare: 1
  • #1

    Čenzi (Donnerstag, 12 Juli 2012 12:19)

    Fine post dude