Wie ich zum ersten Mal mit einem Geist redete

Dieser Blogeintrag bekommt keine Überschrift auf Kiswahili, weil die Tansanier meinen Blog anschauen und das nicht unbedingt wissen müssen. Ich werde zwar eh für ein bisschen verrückt gehalten, aber dass ich zum Mganga gehe brauchen trotzdem nicht alle zu kapieren. Nachher bekomme ich noch zu hören ich würde alle verhexen. Aber jetzt mal wie es dazu kam:


Beim Theater im TSE ist meine Rolle den Mganga also den Hexendoktor zu spielen. Mir wurden lauter seltsame Anweisungen gegeben bis ich mich beschwert habe, dass ich noch nie einen Mganga gesehen habe. Anschließend habe ich mit Anse ausgemacht, dass er mich zu einem bringt, er würde einen bzw. eine, es ist eine weibliche Hexendoktorin, kennen.

 

Er meinte wir sollen uns doch einen Grund aussuchen, warum wir zu ihr gehen, was hätte ich denn für ein Problem? Naja vielleicht kann sie ja machen, dass mich nicht mehr alle Leute dumm anquatschen, meine Handynummer wollen oder mich gleich heiraten. Das ist natürlich Schwachsinn aber was soll man denn auch für einen Grund suchen? Soll ich ihr erzählen, dass ich verhext worden bin? Das glaubt sie mir wahrscheinlich auch noch.

 

Also am Morgen habe ich dann Anse aus dem Bett geklopft und wir sind ca. eine Stunde aus Dar rausgefahren.

 

Ich habe mich doch etwas gewundert, dass die Mganga eine ganz normale Frau ist. Anse hat mit ihr telefoniert und ihr den Weg beschreiben lassen. Ich weiß um ehrlich zu sein nicht, was ich genau erwartet hätte.

Auf dem Weg meinte Anse ich solle mir doch ein Kopftuch umbinden. Das würde man so machen, wenn man zum Mganga geht und außerdem würde es ihn nerven, die ganze Zeit „Mshkaji“ also „Kumpel“ gerufen zu werden. Ich meinte das hilft nichts, die sehen immer noch, dass ich eine Mzungu bin. Also ich habe mir das Kopftuch umgebunden nur kurz danach werde ich schon wieder mit „Good Morning“ begrüßt. „Siehste hilft doch nichts.“, hab ich zu Anse gemeint.

Dann meinte er: „Ja am besten lassen wir uns eine Medizin vom Mganga geben.“

Ich bin mir nicht so sicher, ob er das wirklich ernst meint…

 

Wir sind dann an einem halb verfallenen Haus angekommen. Bei dem vorderen Zimmer hat eine Wand komplett gefehlt, es war aber schön eingerichtet, mit Sofas, Fernseher und Teppichboden.

Wir wurden erst mal von einer Bibi empfangen und dann in einen kleinen Raum geführt worden. Dazu schaut ihr euch am besten mal die Bilder an unter „Picha“.

Es gibt keine Möbel außer einem Hocker auf dem eine dicke aber doch total normal aussehende afrikanische Mama sitzt. Sie trägt ein Kleid in den Farben des Mganga, rot, schwarz und weiß und auch ein Kopftuch in diesen Farben. Wir begrüßen sie ganz normal, wie man hier eben jemanden begrüßt und werden gebeten uns auf eine Matte zu setzten.

 

Auf dem einen Bild seht ihr mich auf ihrem Stuhl sitzen, das andere Bild ist aus unserer Sicht aus fotografiert. Man sieht die ganzen „Heilmittel“.

 

Anse meinte dann ich solle ihr doch jetzt mal mein Problem schildern. Da kam ich mir erst mal ziemlich blöd vor ihr diesen Unsinn zu erzählen, weil schließlich ist sie ja eine ganz normale Frau… Sie lachte mich nicht aus aber meinte, dass sie selbst mir sowieso nicht helfen kann, wenn dann müsste ich das schon einem ihrer Mashetani (Teufel) oder Mizimu (Geister) erzählen. Sie könne sofort einen rufen wenn ich wollte. Ich meinte sie solle mir mal noch genauer so von ihrer Arbeit erzählen.

So habe ich angefangen ihr Fragen zu stellen.

 

Als sie ein Kind war hatte sie immer Träume in denen sie mit ihren Mashetani und Mizimu geredet hat. Diese wären öfters in ihren Körper eingedrungen und hätten sie gesteuert. Sie sei zum Beispiel abends ins Bett gegangen und als sie morgens aufwachte, war das Licht an, obwohl niemand es angemacht haben kann. Damit sie sicher war, dass sie es wirklich nicht vergessen hatte und auch sonst niemand es anschalten konnte, schrieb sie einen Zettel „Ich habe das Licht ausgeschaltet.“ nach dem es aus war und schloss die Tür ab. Am nächsten Morgen brannte das Licht wieder. Nach und nach wurde ihr klar, dass sie für die Arbeit als Hexendoktorin bestimmt ist, da sie Geister rufen kann.

 

Also ihre Behandlung läuft folgendermaßen ab: Der Patient kommt zu ihr, oftmals sogar unfreiwillig, mit einem Problem für das er keine andere Lösung weiß als ein bisschen Zauberei. Solche Sachen, wie eine seltsame Krankheit, die kein Arzt zu heilen weiß oder man seltsame Dinge sieht oder hört oder eben dass man denkt der Nachbar hätte einen verhext.

Sie befragt die Leute dann nach ihrem Problem, kann aber in diesem Moment noch nicht helfen. Sie ruft dann einen Geist, der dem Patient erzählt, was seine Medizin sein wird. Dieser Geist geht in ihren Körper rein, redet mit ihrem Mund und weiß genau was dem Patienten helfen wird. Das kann sein eine Kuh zu schlachten und ihr Blut zu trinken, irgendwelche Cremes aus seltsamen Zutaten aus dem Wald, Duftstoffe, Zaubertränke oder das Übernachten an ungewöhnlichen Orten. Oftmals stirbt der der als Hexe angeklagt wird auch kurze Zeit danach. Kein Wunder das mir da geraten wurde, ich solle auf jeden Fall eine Behandlung ablehnen, schließlich habe ich ja kein wirkliches Problem.

 

Solange der Geist mit ihrem Mund redet bekommt sie das anscheinend nicht mit. Der Patient unterhält sich dann mit dem Geist, welcher ihm genau erklärt, was ihm bei seinem Problem hilft. Der Patient wiederum erzählt dem Mganga was seine Medizin ist und dieser hilft ihm dann bei der Behandlung.

 

Ich habe mir nicht anmerken lassen, dass ich ihr kein einziges Wort glaube und auch Anse hat total ernsthaft mit ihr geredet. Ich war schon ein bisschen enttäuscht, dass wir anscheinend nur gekommen sind um mit einer etwas verrückten Frau zu reden. Bis dann Anse fragte, ob wir denn ein Foto machen könnten. Da meinte sie, da müssten wir erst mal ein Mzimu fragen aber ich solle keine Angst haben, wenn sie jetzt einen ruft, dann ist das einer, der für sie ist wie ein Freund.

 

Nun gut, ich habe noch nie mit einem Geist geredet aber es gibt ja immer ein erstes Mal.

 

Daraufhin hat sie angefangen sich Armreifen anzuziehen und nach einem Kind zu rufen, dass ihr doch schnell Streichhölzer bringen solle. Dann zündete sie mit ca. zehn Streichhölzern ein Räucherstäbchen an und bedeckte sich den Kopf mit einem Tuch.

Ich hätte mich jetzt über irgendetwas Spektakuläres mit Feuer, Rauch, Tanz und Geschrei gefreut aber nein. Sie saß nur da, sog den Geruch des Räucherstäbchens ein, fing an laut zu atmen und dann zu zucken und zu stöhnen. Dann ließ sie dass Räucherstäbchen auf die Plastikmatte fallen, die ein wenig anschmorte.

Anschließend sah sie uns mit etwas verzerrtem Gesicht unter ihrem Tuch hinweg an und begann mit verstellter Stimme und einem seltsamen Akzent zu sprechen. Wir begrüßten den Mzimu wie einen normalen Menschen und baten ihn darum ein Foto machen zu dürfen. Er meinte, dass es in Ordnung sei, aber die Hexendoktorin sollten wir nicht fotografieren. Dann fing er an mir eine Geschichte von meinem Großvater zu erzählen, dass er einen weißen Bart hätte und ich ihn noch nie gesehen hätte, was auch alles richtig ist, mich aber trotzdem nicht so ganz beeindruckt… Dann fragte sie mich nach meinem Namen. Ich nannte ihn ihr und fragte sie nach ihrem. Sie meinte sie heiße Bibi Niamtungi oder so ähnlich. Dann lud sie mich zu sich nach hause ein. Wo genau das wäre sollten wir den Mganga selbst fragen.

Dann haben wir uns bei der Geister-Bibi bedankt und uns verabschiedet und sie ist aus dem Körper der Frau gewichen, welche anfing sich zu recken und zu stecken, als sei sie aus einem tiefen Schlaf aufgewacht. Sie fing uns an über das Gespräch zu fragen und wir erzählten es ihr. Sie erklärte uns das ehemalige Zuhause von Bibi Niamtungi, die ja selbst nicht mehr lebt aber nachkommen hat. Der Ort den sie mir beschreiben hat ist anscheinend eine kleine Ausstellung zu der Mganga-Kultur, wenn ich das richtig verstanden habe.

 

Jetzt kam ich mir endgültig verarscht vor, spielte aber dennoch mit. Die nächsten Fragen stellte dann sie, ob es in Deutschland auch Heckendoktoren, Hexen und Zauberei gäbe. Ich erzählte ihr, dass es schon abergläubische Menschen gibt und seltsame Gegenstände die gegen irgendwelche Energien und Strahlungen helfen sollen aber ganz viele Menschen nicht daran glauben würden. Zum Glück fragte sie mich nicht, ob ich daran glauben würde.

 

Also wir fotografierten dann mal noch, ließen ihr etwas Geld da und verabschiedeten uns von ihr. Sie begleitete uns noch bis zur Straße, wie das üblich ist, wenn man Gäste hat und dann musste ich meine Fragen an Anse loswerden.

Ich weiß nicht, ob er die Geschichte nur von Anfang bis Ende mitspielt aber er erzählte mir ernsthaft, er würde glauben, dass wir wirklich mit einem Geist geredet hätten. Als ich meinte, ich halte sie nur für eine gute Schauspielerin, lachte er nur.

 

Allerdings wurde ich wohl doch verhext. Kurz nachdem wir gegangen waren bekam ich Ohrenschmerzen und meine Erkältung die ich eh schon eine Weile mit mir rumschleppe nervte mich noch mehr. Wenn man dem Hexendoktor Lügen erzählt, dann weiß er das wohl und wird wütend.

 

Als ich die Geschichte später Oliver erzählte meinte er, er würde den Hexendoktoren nicht glauben, die würden wirklich nur die Leute verarschen. Du bekommst gesagt, dass du um geheilt zu werden mit drei Kokosnüssen und einem Sack Reis kommen sollst und hinterher kocht sich der Mganga ein leckeres Essen.

 

Ich bereue die Erfahrung nicht, fand es sehr interessant und habe jetzt auch neue Ideen für meine Rolle in Aishas Theaterstück.

Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    Karina Costabile (Dienstag, 04 Januar 2022 00:27)

    Hallo, Ja ich habe auch ziemlich Probleme mit Meiner Gesundheit ,(habe Verstopfung
    Nehme Eisen Tabletten in der Früh so um (8:30h muss zwei stunden Rück siezten und darf weder was Trinken Noch essen sonst kriege ich Bauchweh oder Verstopfung Blöd !
    Ich wünschte ich könnte Mich an eine Fern Schamanen der Mich durch eine Voodoo Puppe gesund machen kann oder sei Es ein Medizin Mann aus Afrika der so etwas Praktiziert sich gut damit auskennen ! Ich kann Leider nicht Nach Africa Reißen aber in Meinen Träumen und Fantasie Oder Ich Meditiere müsste Mich an Africa und den Medizin Mann Konzentrieren. nur Leider kenne ich keinen und kein Medizin Mann kennt mich dort !
    Habe Neulich mit einen Schamanen Name: OSWALD Kurt-auf Facebook -kommuniziert, aber der schenkte mir nur wenig Beachtung und ich bildete Mir ein seine Schwingungen und Heilkräfte zu spüren !
    Aber da Trommelte es auf einmal Unten who, ich wohne Trommel Ritual Rhythmus was Mir Garnichts Gut tut ! Und schon Kar nicht auf ein Kraft Tier Trommeln ! Total Unangenehm !
    Weil ich Probleme mit meinen Herz bekomme ! Und Kreislauf Störungen verbunden mit Verstopfung Angst zu Stände und Rücken Leiden (zusammen zucken !)
    Leide an Typischen Zwischen Blutungen mit Blut Klumpen seit August-wenn ich ihn Wien zu Ärzten gehe tun die Mir bei Untersuchungen ohne Betäubung Spritzen Nur weh ! Also versuche ich Lieber zu verzichten !
    Das Kijma Löst auch Verstopfungen und es gibt Antipotiker gegen Zwischen Blutungen /Aber Nein die Bekomme ich nicht, also, Muss, da Grob mit einer Zange in der Scheide Mein weh wehchin weg !
    Echt Mir reicht es, (Und dann wiert einen Noch dazu gesagt ;",wenn ich sie Nicht Behandle könnten Sie an Herzversagen Sterben" ! Sooo, was von,,,,, dabei gibt es Hämorriden salben Usw.. werde eine ausprobieren !
    Und das viele Kalte Wasser was ich aus der Wasserleitung Trinke, schadet Mir ein wenig ich könnte Reiße im Magen Bekommen (Sagt die Fr.Doctor ich soll 3,5 Liter Frisches Leitung Wasser pro Tag trinken und kriege leichtes Hallzkratzen,
    Sagt: Sie Nur (Oje) : Wie Bitte Oje ? Mein Leitung Wasser ist etwas Schmutzig !
    Was für eine Ärztin komisch !
    Liebe Grüße von Mir (Karina geb.5,3,1975 in Uruguay) Ich hoffe ich Finde meinen Afrikanischen Medizinmann !
    Ich bin ziemlich Enttäuscht von den Ärzten sonst wahr das Nie so !!!!