ripoti ya tatu baada ya miezi tisa

Heute auf den Tag genau bin ich neun Monate in Tansania. Daher auch mein"weltwärts"-Bericht hier. Der fasst noch mal einige Sachen zusammen und erwähnt vielleicht anderes. Ich hatte auf jeden Fall schwierigkeiten ihn zu schreiben. Merkt man vielleicht auch, weil ich Stücke kopiert habe... Aber wenn man schon so lange da ist und alles zur Gewohnheit geworden ist, dann ist es auch schwer über etwas zu schreiben. Ihr werdet selber sehen:

 

Ich habe mir nicht anmerken lassen, dass ich ihr kein einziges Wort glaube. Ich war schon ein bisschen enttäuscht, dass wir anscheinend nur gekommen sind um mit einer etwas verrückten Frau zu reden. Bis sie dann doch beschloss einen Geist zu rufen.

Ich habe zwar noch nie mit einem Geist geredet aber es gibt ja immer ein erstes Mal.

Ich hätte mich jetzt über irgendetwas Spektakuläres mit Feuer, Rauch, Tanz und Geschrei gefreut aber nichts dergleichen. Sie saß nur da, sog den Geruch des Räucherstäbchens ein, fing an laut zu atmen und zu zucken und zu stöhnen. Dann ließ sie dass Räucherstäbchen auf die Plastikmatte fallen, die ein wenig anschmorte.

Anschließend sah sie uns mit etwas verzerrtem Gesicht unter ihrem Tuch hinweg an und begann mit verstellter Stimme und einem seltsamen Akzent zu sprechen. Wir begrüßten den Geist wie einen normalen Menschen und baten ihn darum ein Foto machen zu dürfen. Er meinte, dass es in Ordnung sei und fragte mich nach meinem Namen. Ich nannte ihn und fragte ihn nach seinem. Er meinte er heiße Bibi Niamtungi oder so ähnlich. Anschließend haben wir uns bei der Geister-Bibi bedankt und uns verabschiedet und sie ist aus dem Körper der Frau gewichen, welche anfing sich zu recken und zu stecken, als sei sie aus einem tiefen Schlaf aufgewacht. Sie fing uns an über das Gespräch zu fragen und wir erzählten es ihr.

Interesses halber habe ich mich zu einem Hexendoktor bringen lassen, was mir aber immer noch nicht hilft die abergläubischen Tansanier zu verstehen. Es wird mir wohl für immer unverständlich bleiben außerdem bleibt mir auch nicht mehr viel Gelegenheit mich noch lange damit zu beschäftigen.

Die Zeit scheint zu rennen, wobei ich es gar nicht eilig habe nach Deutschland zurück zu kommen. In den folgenden Monaten werde ich wohl nicht mehr alles schaffen, was ich noch gerne machen und erreichen möchte.

Ich habe jede Menge zutun aber es macht mir Spaß, die Leute sind super und es fällt mir nicht schwer mich jeden Tag zu freuen. Bisher hatte ich auch Glück, es ist mir weder etwas Schlimmes passiert noch war ich ernsthaft krank. Die vergangenen drei Monate war ich jeden Tag im TSE, oft auch samstags und auf Ausflügen. Ich fühle mich immer wohler.

Bei meinen Schülern sehe ich mittlerweile Fortschritte. Seit ich jeden Tag die Slackline aufspanne, können auch schon einige ziemlich sicher darauf laufen.

Auch beim Malprojekt kommen wir voran, wenn auch nur sehr langsam aber die Rahmen werden langsam bunt. Gerne würde ich mehr erklären und auch selbst ein bisschen etwas vormachen, aber dafür fehlt die Zeit. So malt jeder für sich und ich helfe jedem der eine Frage hat. Es besteht der Plan alle anderen Angebote im TSE für eine Woche auszusetzen und nur zu malen, damit das auch ja fertig wird bevor ich abreise. Ob es weiterläuft wenn ich nicht mehr da bin, ist schließlich nicht sicher.

Dann habe ich noch ein neues kleines Projekt angefangen. Da es anscheinend einen Theateraustausch geben soll, bei dem fünf Kinder und ein Lehrer nach Deutschland gehen, habe ich angefangen Deutsch zu unterrichten. Sie freuen sich Deutsch zu lernen und auch ich habe Freude daran zu unterrichten, nur bin ich mir noch nicht so sicher, ob so viel hängen bleibt und sie mich überhaupt verstehen. Außerdem lernen sie alle sehr unterschiedlich schnell und kommen recht unregelmäßig, was mir die Arbeit ein bisschen schwer macht. Ich mache es trotz allem sehr gern und werde bis zu meiner Abreise unterrichten.

Eines meiner persönlichen Highlights ist der Standausflug. Früh am Morgen wird bei meiner Kollegin angefangen zu kochen. Damit ich nicht verschlafen kann, übernachte ich gerne bei ihr, auch weil wir uns dann bis tief in die Nacht noch unterhalten können. Zusammen mit ihr und den Kindern zu kochen macht mir immer Spaß.

Am Strand ist das Programm dann Training bis zum Mittagessen und dann Schwimmen, bzw. Baden – schwimmen kann hier fast niemand. Ich versuche es ihnen beizubringen aber im Meer bei Wellen ist das nicht so einfach.

Obwohl ich wirklich viel Verantwortung habe, bin ich eigentlich recht entspannt. Vielleicht weil ich mich mittlerweile daran gewöhnt habe, Fehler einem sowieso immer verziehen werden oder ich die Gefahr ausblende. Beim letzten Standausflug war ich den ganzen Nachmittag alleine mit den Kindern schwimmen, die anderen Lehrer haben sich im Bus vor dem Regen verkrochen.

 

Da mein Abreisetermin immer näher rückt sollte ich mir langsam einen Plan machen für die Zeit danach. Ich weiß im Moment nur leider noch weniger als vorher, was ich eigentlich will. Ich bin mir nicht mal mehr sicher, ob ich überhaupt studieren will. Ich hätte auf jeden Fall Lust dazu aber es gibt so viele Dinge, die mich interessieren und die mir mit Sicherheit auch leicht fallen würden.

Mir ist aufgefallen, dass mir die ganze Welt offen steht. Ich kann überall hin! Tansania bietet sich eben an, weil ich hier schon Mwenyeji geworden bin, mich auskenne und Freunde gefunden habe aber theoretisch kann ich überall hin und überall glücklich sein und mich für alles entscheiden. Was mir jetzt aber die Wahl auch nicht leichter macht…

Einerseits würde ich gerne sofort wieder herkommen, andererseits weiß ich nicht, was ich hier machen will. Es gäbe jede Menge Sachen, die ich machen könnte. Für mich wäre es total einfach Geld zu verdienen. Ich kann alles machen, es ist nicht so kompliziert wie in Deutschland. Man muss nichts anmelden, sondern kann einfach seine Sache erfinden solange man ein kleines Startkapital hat. Man probiert aus und wenn es nicht klappt, dann macht man eben etwas anderes. Man muss nichts gelernt haben, es reicht bei andern abzuschauen und den Rest lernt man learning-by-doing. Es kommt mir vor, wie Kinder, die Flohmarkt spielen und ihre selbstgebastelten Kunstwerke verkaufen. Hier funktioniert es.

Irgendwie will ich etwas Anständiges machen und nicht nur solche halben Sachen. Wenn ich etwas mache, dann soll das Sinn machen und nicht nur Geld. Wenn ich etwas hier mache, dann will ich das professionell machen. So gesehen ist es doch sinnvoll erst mal in Deutschland zu studieren und dann noch mal zurück zu kommen.

Was mich aber sofort nach Tansania zurückzieht sind die Leute.

Ich habe richtig gute Freundschaften geschlossen, wir vertrauen uns – was unter Tansaniern sogar teilweise etwas ungewöhnlich ist. Oftmals kann man nicht mal seinen Freunden seine Probleme anvertrauen. Meine Arbeitskollegin ist eine wirklich gute Freundin geworden. Mittlerweile treffen wir uns häufig einfach zum reden, sie meint das wäre eine gute Medizin gegen Probleme, auch wenn ich ihr oftmals keine Ratschläge geben kann. Jemand anderem könnte sie es nicht erzählen.

Es ist mir erst kürzlich klar geworden, was ich für einen großen Einfluss auf die Leute ausüben kann, wenn ich mich nur mit ihnen beschäftige. Nicht nur weil ich schnell an Geld rankomme auch weil auf meine Vorschläge gehört wird und wenn ich ein bisschen drängle dann werden sie meist umgesetzt.

Dem Musiklehrer im TSE habe ich es ermöglicht sein erstes Album aufzunehmen und jetzt im Moment sind wir damit beschäftigt zu drei seiner Lieder Musikvideos zu drehen. Ich bin voll in die Arbeiten eingebunden, mache das auch gerne und hoffe sehr, dass wir alles zu Ende bekommen solange ich noch da bin.

Ich glaube ich werde einige Leute etwas durcheinander bringen, wenn ich gehe. Mir wurde schon erzählt dass er zwei Wochen bevor ich abreise eine Sonnenbrille tragen wird, damit sich die Leute daran gewöhnen und dann an meinem Flugtermin niemand sieht wenn er weint. Den Tansaniern ist es sehr unangenehm als Erwachsener in der Öffentlichkeit zu weinen.

Ich selbst bin ja schon ziemlich verwirrt. Öfters wird mir versichert: „Umeshakuwa mtanzania.“ also „Du bist schon eine Tansanierin geworden.“. Wenn man die ganze Zeit mit Leuten zusammen ist, dann übernimmt man deren Angewohnheiten, vor allem weil ich kaum Kontakt zu anderen Deutschen habe. Ich fühle mich wohler unter den Tansaniern. Ich schätze ich habe mich ziemlich verändert, wenn ich auch selbst nicht so genau sagen kann in wie fern. Ich glaube aber dass das nicht schlecht ist, mir geht es gut dabei.

Dieses Mal ist es mir etwas schwer gefallen diesen Bericht zu schreiben, vielleicht weil ich wirklich etwas verwirrt bin und die Lage nicht so ganz einschätzen kann. Außerdem ist für mich alles normal und gewöhnlich. Über tägliche Gewohnheiten zu schreiben scheint doch langweilig zu sein und außerdem wo soll man anfangen? Aber ich hoffe dieser Bericht gibt doch ein wenig einen Überblick.

 

So das wars jetzt erst mal, aber ich werde mich anstrengen bald wieder zu schreiben.

Liebe Grüße

eure Franzi

 

 

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