Masherehe ya Kitanzania

Da ist der Bericht von den tansanischen Feiern! Bilder waren ja schon lange da. Das hat jetzt ja eine Weile gedauert, bis ich wieder in Deutschland war aber besser spät als gar nicht, oder? Ich hatte damit angefangen, ihn auf meinem Computer gespeichert und jetzt gerade eben den Schluss geschrieben. Aber jetzt lest mal:


Hier wollte ich euch mal noch was über tansanische Feiern erzählen. In letzter Zeit war ich auf einigen Kitchen Parties, Send off’s und Hochzeiten. Eigentlich laufen alle Feiern immer recht ähnlich ab und es war keine dabei, bei der ich die Atmosphäre besonders schön gefunden hätte… Alles recht anstrengend mit viel Stillsitzen, Zuhören, Geldspenden, Aufs-Essen-warten und Trinken. Und das dauert dann immer ganz schön lange Zeit und alle sind unglaublich steif.

Was in Tansania gefeiert wird, sind zum einen die Kitchen Parties, das ist wie ein Junggesellinnenabschied. Da sind nur die weiblichen Verwandten und Freundinnen der Braut eingeladen und diese bekommt gute Ratschläge, Kochgeschirr und sonstige Haushaltsgeräte geschenkt. Dann gibt es den Send off. Dabei wird auch die Frau von der Familie verabschiedet und in der neuen Familie willkommen geheißen. Der Bräutigam ist zwar anwesend aber irgendwie unwichtig. Naja auf der Hochzeit wird dann geheiratet. Geburtstage werden nicht gefeiert. (Die meisten Leute wissen ja nicht mal genau, wann sie geboren sind.)                

So und jetzt wie diese Feiern ablaufen. Da doch alle, wie gesagt recht ähnlich ablaufen, gebe ich mal hier einen Überblick:

Zuerst einmal kommt man irgendwie immer zu früh und muss Ewigkeiten warten, bis man mal reindarf. Das ist so, weil auf der Karte eine Zeitangabe steht, die keinen Sinn hat. Denn selbst wenn man zwei Stunden zu spät kommt, muss man immer noch eine weitere warten… Beim ersten Mal wusste ich das nicht und war die aller erste obwohl mich Mary schon anderthalb Stunden aufgehalten hatte. Aber auch ein andermal mit Mama Lina waren wir bei den ersten und standen noch eine gute Stunde vor der Tür. Wenn Mama Lina sich wichtig vorkommt, dann meint sie auch überpünktlich sein zu müssen.

Noch mal zu der Karte: Also erst bekommt man eine Karte als Spendenaufruf. Das heißt alle Leute, die eingeladen werden, spenden etwas damit es eine große Feier werden kann. Da kommt wohl wirklich ordentlich Geld zusammen. Wenn du nicht spendest kannst du auch nicht hingehen. Damit du reingelassen wirst brauchst du eine Eintrittskarte, es sei denn du bist so bekannt, dass es eh allen klar ist dass du bei der Feier dabei sein wirst, wie zum Beispiel die Eltern des Brautpaares. Wobei wir auch einfach manchmal mitgeschleppt wurden aber das hat wohl geklappt, weil wir weiß sind…

 

Wenn du dann mal in den Saal trittst dann bist du erst mal überwältigt: Alles klitzert und stahlt und ist von vorne bis hinten geschmückt. Total ungewohnt ist, dass alles so ungewöhnlich sauber ist. Um runde Tische mit sehr kitschiger Dekoration sitzen erstaunlich wenige Leute in oftmals zum Schmuck im Raum abgestimmten Kleidern.

(Es gibt immer zwei Farben, die werden den Gästen genannt, (oder die Eintrittskarte hat schon die Farbe) und wer dann Lust hat, sucht sich etwas Festliches in diesen Farben.)

Wenn es dann losgeht, bekommt man zu trinken - auch Alkohol und so viel man will. Vorne gibt es meist eine Bühne auf der die Braut mit ihrer besten Freundin auf zwei festlich geschmückten Thronen sitzt.

Der MC brüllt von Anfang bis Ende ins Mikro und ist meist ziemlich nervig. Ich habe schon einige Feiern erlebt, bei denen er nur Druck gemacht hat, dass die Zeit so knapp wäre.

Dann gibt es elend lange Vortellungsrunden von allen Anwesenden, Lobesreden, ein Gebet und dann folgen einige Rituale, wie den Kuchen anschneiden und sich gegenseitig damit füttern, eine Ziege anschneiden, eine Flasche Champagner aufmachen und mit allen anstoßen und – ich war fast nur auf Chagga-Feiern – wird der Stammestanz der Chagga getanzt. (Die Chagga sind ein relativ großer Stamm, der aus dem Norden Tansanias stammt.)

Diese ganzen Rituale werden nacheinander abgehandelt und das Brautpaar beziehungsweise die Braut und ihre Freundin sehen die ganze Zeit über gestresst, angestrengt und sehr ernst aus. Alles ist sehr steif und offiziell obwohl es manchmal sogar Pausen mit etwas Musik zum Tanzen gibt, die aber – anscheinend aus Zeitmangel – sehr knapp gehalten werden.

Jetzt wenn man Glück hat gibt es erst Essen und dann die lange Prozedur der Geschenke. Manchmal ist das auch andersrum, dann ist man vollends verhungert. Wobei es auch nicht so schlecht ist, diesem Essen mit einem guten Hunger entgegenzustehen. Es gibt meist ein Buffet mit allem, was es in Tansania an gewöhnlichem Essen gibt. Das heißt Reis, Pilau (Gewürzreis), Kochbananen, Chapati, Kachumbali (Tomaten-Zwiebel-Gurken-Salat), Bohnen, Erbsen und natürlich viel Fleisch. (Aber auch als Vegetarierin wurde ich immer gut satt!) Während dem Essen gibt es dann manchmal Tanz- Vorführungen von engagierten Künstlern.

Wenn es dann an die Bescherung geht, dann stellen sich die Leute nach Gruppen sortiert mit Geschenk an, also zum Beispiel alle Arbeitskollegen, dann alle Schwestern, dann alle Brüder, dann der Rest der Familie, dann die Nachbarn und wer eben sonst noch da ist. Wer kein Geschenk hat, der kann in ein Körbchen etwas Geld legen oder einfach nur der Braut die Hand schütteln.

Wenn das dann mal vorbei ist, dann hat man es fast geschafft. Mache Leute gehen auch schon währenddessen, oder direkt nach dem Essen. Wenn es früher Essen gäbe, dann würde wohl niemand sich das bis zum Schluss antun…

Ganz am Schluss gibt es manchmal noch ein bisschen Musik zum Tanzen. Was eigentlich ganz nett ist, den Leuten in ihren strengen Kleidern beim lustig-und-wild-durch-den-Saal-tanzen zuzuschauen und natürlich auch selbst mitzutanzen. Die Musik besteht meist aus einem bunten Mix aus Gospelmusik und dem Bongo Flava.

Ihr merkt meinen negativen Unterton. Dieser rührt wohl daher, dass ich doch auf einigen Feiern und oftmals nicht ganz freiwillig war. Dann sind auch noch alle so ähnlich abgelaufen, was natürlich daran liegen kann, dass es meistens Feiern von Chagga waren. Naja ist ein Erlebnis aber spannend nur beim ersten Mal.

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