Meine Rückkehr

Wie ihr jetzt wohl mittlerweile alle schon gemerkt habt: Ich bin seit einem guten Monat wieder da! Ich wurde unglaublich lieb am Flughafen in Empfang genommen von Freunden, die ich über ein ganzes Jahr nicht gesehen hatte. Aber es war sehr schön sie wieder zu sehen. Meinen Bruder hätte ich fast nicht erkannt…

 

Es kam mir ziemlich seltsam vor, wieder auf deutschem Boden zustehen. Wie sich das anfühlt kann wohl niemand verstehen, der nicht selbst schon im Ausland war und zurückgekommen ist. Es gibt Dinge, die mir auch jetzt noch in manchen Momenten sehr ungewohnt vorkommen. Das erste, über das ich gestaunt habe, waren die Autobahn und die ganzen großen Gebäude. Ich wusste ja eigentlich noch, wie das alles aussah, aber es war doch ein komisches Gefühl, das wiederzusehen. Zwei meiner Freunde waren auch im Ausland und konnten das ganz gut nachvollziehen. Ich wurde viel gefragt, habe viel erzählt und habe auch selbst viel gefragt. Die Autofahrt, die wohl über zwei Stunden lang war ging sehr schnell und wie im Traum vorüber.

 

Als ich dann plötzlich wieder in meinem Zimmer saß und in netter Gesellschaft meinen Koffer auspackte, war das zwar ein tolles Gefühl, aber auch unglaublich seltsam und irgendwie skurril. Wie kommt es, dass ich jetzt wieder hier bin? Ich wusste zwar, dass ich bald wieder in Deutschland bin, aber so plötzlich? Wenn man fliegt, dann kommt einem da nicht vor, also ob man so weit wegreist.

 

Zuerst einmal schnappte ich mir das Telefon und rief meine beiden besten Freunde in Tansania an um ihnen zu sagen, dass ich gut angekommen bin. Sie hörten sich beide unglaublich traurig an. In diesem Moment hatte ich noch keine Sehnsucht, das kam erst ein paar Tage später. Ich war wohl noch zu sehr am Staunen. Es ist schön, dass das was gewöhnlich war auch mal wieder neu sein kann. Duschen zum Beispiel: Ist doch super, dass warmes Wasser von oben, direkt aus der Leitung kommt! Oder eine Waschmaschine – was für eine geniale Erfindung! Endlich wieder abwechslungsreicheres Essen, Brezeln und Schokolade! Was mich auch ziemlich beeindruckt hat: Ich schalte meinen Computer an und ohne, dass ich auch nur irgendetwas mache, verbindet sich der Computer automatisch mit dem W-Lan-Netz. Es ist äußerst angenehm, dass alles funktioniert und sauber ist. Wie seltsam, dass alle Leute weiß sind und man nur so wenige auf den Straßen sieht. Wie überwältigend doch ein deutscher Supermarkt ist! Wie seltsam, dass die Autos mich über die Straße lassen und es Mülleimer gibt um meinen Müll wegzuwerfen.

 

In meiner ersten Woche war ich auf einer Grillfeier und habe viele Leute getroffen, die ich auch schon von früher kannte. Ich war etwas enttäuscht, dass ich kurz vielleicht gefragt werde, was ich denn so erlebt hätte, aber lange wird mir dann auch nicht zugehört, sondern man erzählt selbst sehr viel, das die anderen vielleicht auch mitbekommen haben oder die Akteure kennen. Da sind meine Erlebnisse zu weit weg und werden uninteressant, da man sich nicht damit identifizieren kann… Wahrscheinlich wäre ich auch nicht anderes gewesen, wäre ich die ganze Zeit in Deutschland gewesen. Ich finde es traurig, aber es ist wohl so.

 

Die Zahnarzthelferin staunte, weil ich so lange nicht mehr da war und meinte zu Tansania: „Wo ist denn das?“ Nachdem ich es ihr erklärt habe meinte sie: „Oh mein Gott! Da willst du bestimmt nicht noch mal hin, oder?“ Das hat mich doch ein bisschen wütend gemacht.

 

Die Frage „Und wie war’s?“ nervt doch nur. Ich war ein ganzes Jahr im Ausland und dann „Wie war’s?“! Wie war was jetzt? „Gut.“, sage ich dann und das war’s. Manchmal wird dann noch weiter gefragt, aber selten und meist sehr halbherzig. Viel interessierter, sind Leute, die auch selbst im Ausland waren. Auch ich unterhalte mich gerne mit ihnen und tausche mich über Erfahrungen aus. Ich vergleiche vieles mit meinem Freiwilligendienst und entdecke viele Gemeinsamkeiten.

So ein Jahr, sei es in Tansania, Ghana, Südafrika, Costa Rica oder Indien, es verbindet. Mit Leuten, die auch eine solche Erfahrung gemacht haben, unterhält es sich leichter. Die anderen machen doch immer noch die gleichen dummen Witze.

 

Das Nachbereitungsseminar, war zwar ein bisschen zu früh, aber trotz allem fand ich es sehr gut mich noch mal mit anderen Freiwilligen auszutauschen und habe auch noch mal viele Dinge gelernt und rückblickend verstanden.

 

Jetzt überkommt mich immer wieder Heimweh. Ab und zu werde ich angerufen und gezwungen Kiswahili zu sprechen. Das ist immer schön, aber manchmal wäre ich doch gerne ganz dort anstatt nur eine Stimme zu hören.

Ich muss immer wieder an meine Freundin Aisha denken, die so unglaublich traurig war, dass ich gehe und der es bis jetzt noch nicht wieder gut geht. Zwei Wochen nachdem ich weg war, ist ihr Bruder gestorben und sie wurde erst mal krank… Ich wäre sie so gerne besuchen gegangen. Ich würde dann bei ihr auf dem Bett sitzen und mich mit ihr unterhalten und sie ein wenig ablenken.

Was ich am meisten vermisse sind natürlich meine Freunde und Kiswahili zu sprechen. Ich vermisse auch die freundliche Atmosphäre, die die Leute ausstrahlen und, dass ich keinerlei Hemmungen hatte, wildfremde Leute anzuquatschen. Ich vermisse meine Kinder und das TSE, das warme Wetter, das dreckige Meer, die vielen Leute auf Dar es Salaams Straßen, um die Ecke zur Duka zugehen, den Muezzin und auch die schreckliche Krachkirche, die mich sonntagmorgens vom Schlafen abgehalten hat.

 

Nach Tansania gehen – ich glaube es war die beste Entscheidung, die ich treffen konnte und ich bin sicher, dass es mir sehr viel geholfen hat und ich es nie wieder loswerde. Es war gut! Nicht dass ich lügen würde, wenn ich gefragt werde „Wie war’s?“. Aber das ist ja bei weitem nicht alles. Ihr kennt meine Berichte und habt zumindest mal einen Eindruck davon wie es war. Aber ganz verstehen könnt ihr es wohl nicht, wenn ihr nicht dort wart. Trotz allem ist es schön, wenn sich Leute wirklich dafür interessieren, wie es dort aussieht, wie die Leute dort miteinander umgehen, wie sie kochen, was sie essen, was ich dort gemacht habe, wer meine Freunde waren oder ich gelebt habe.

 

Ich habe gelernt Verantwortung zu übernehmen, habe gesehen und gespürt, unter welchen Verhältnissen der Großteil der Menschheit lebt, habe mich ein Jahr lang unglaublich frei gefühlt, habe eine neue Sprache gelernt und eine fremde Kultur und deren Vertreter sind mir vertraut geworden. Ich traue mich jetzt zu tanzen und zu singen, habe neue Freunde gefunden, zu denen ich ein ganz besonderes Verhältnis hatte und bin wohl auch gegen einige Dinge abgehärtet. Ich habe mich sehr in Geduld geübt und Langeweile aus meinem Leben verbannt. Ich will nicht vergessen, das ist wichtig!

 

Ich würde jederzeit wieder hingehen, ich bin auch dort zuhause!

 

Liebe Grüße jetzt wieder aus Deutschland von eurer Franzi

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