Runde 2 Bericht 1

Wow krass. Wieder Tansania und wieder furchtbar verwirrt, nur diesmal auf eine ganz andere Weise. Alles ist noch so wie es war. Ein bisschen fühlt es sich an, als ob ich nie weg gewesen wäre. Dabei war ich immerhin über acht Monate in Deutschland, habe mich dort eingelebt gehabt und schon angefangen Tansania zu vergessen. Jetzt ist Deutschland wieder so weit weg, wie ein anderes Leben in einer anderen Welt.

Runde zwei ist nicht, wie ich befürchtet habe, eine schlechte zweite Folge von meinem Freiwilligendienst. Es ist um einiges intensiver und irgendwie ein anderes Gefühl. Ich weiß jetzt dass ich hier Freunde fürs Leben gefunden habe, wohne tatsächlich nur noch unter Tansaniern, momentan in einem Zimmer ohne Strom (Der aber eigentlich schon vor zwei Wochen kommen sollte…), ohne Wasseranschluss und die Toilette bzw. Dusche ist ein Loch, umringt mit Wellblech, mitten darin steht ein Papajabaum, der mittlerweile auch Früchte trägt.

Da ich nicht nur rumsitzen will, habe ich beschlossen etwas zu arbeiten, wie eine Art unbezahltes Praktikum. Seit knapp zwei Wochen unterrichte ich nun Mamas, wie man eine Computermaus bedient, auf einen Keyboard schreibt und E-Mails ließt und ein wenig Englisch. Nur irgendwie war das nicht das, was ich mir vorgestellt hatte… Als ich mit Mama Lina gesprochen habe, meinte ich, dass ich TANCRAFT gerne besser kennenlernen würde und eigentlich wollte ich eher etwas lernen als unterrichten… Die Frauen von TANCRAFT stellen ganz viele Kunstgegenstände her, vor allem aus Stoff, wie zum Beispiel Taschen für Laptops, Handys, Schmuck und auch Kleidung und das in ziemlich hoher Qualität. Da hätte ich gerne ein bisschen einen Einblick bekommen, nur jetzt sitze ich den ganzen Tag in diesem Internetcafé, das auch Mama Lina gehört und dort ihre Mamas hinschickt, damit sie von mir unterrichtet werden. Die Leute sind nett, wollen wirklich was lernen und machen auch jetzt schon Fortschritte, aber zufrieden bin ich dort nicht. Ich hatte mir einfach was anderes vorgestellt und eigentlich hatte ich das Mama Lina auch so gesagt.

Schon vor meinem ersten Arbeitstag hatte ich keine Lust. Die vier Tage, die mein Bruder nicht mehr da war und ich noch nicht angefangen hatte zu arbeiten, waren einfach super schön und mir war klar bräuchte nicht unbedingt eine Arbeit, mir würde mit Sicherheit nicht langweilig werden. Nur leider kann ich nun nicht mehr zurück, Mama Lina würde mir das sehr übel nehmen. Vor meinem ersten Arbeitstag hatte ich tatsächlich nicht umsonst keine Lust. Die ersten zwei Stunden wollten die ganzen Leute da irgendwas von mir, ich habe nicht mal verstanden, wer jetzt zu meinen Schülern gehört und wer nicht. Außerdem wollte jeder etwas anderes unterrichtet werden und war auf einem anderen Stand. Die zweite Hälfte des Tages waren dann meine Schüler weg und ich hatte noch weniger Lust, weiter dort zu arbeiten, mir war langweilig und ich war wütend auf Mama Lina. Ich habe ihr auch erzählt, dass es mir überhaupt nicht gefallen hat, wie das gelaufen ist, aber sie versuchte nur mich zu beruhigen, ich solle mich gedulden.

Ich habe nur weder Lust mich zu gedulden, noch den ganzen lieben langen Tag im klimatisierten Internetcafé rumzuhängen, wo ich sowieso nur so kurze Zeit hier bin. Ich habe mir ernsthaft überlegt alles hinzuwerfen und mein eigenes Ding zu machen. Das kann ich Mama Lina erst mal nicht antun. Mittlerweile ist meine Arbeit etwas organisierter, zufrieden bin ich aber bei weitem nicht. Immer wieder hänge ich einfach sinnfrei im Internet rum, worauf ich eigentlich gar keine Lust habe, genauso wenig, wie den ganzen Tag im Haus zu sein. Immerhin habe ich Mama Lina schon dazu gebracht, mir einen Tag pro Woche frei zu geben.

Ich freue mich, dass sich meine Schülerinnen freuen etwas zu lernen auch sonst mag ich die Leute hier. Ich habe zum Beispiel einen Tansanier kennengelernt, der sich selbst über das Internet Deutsch beibringt und das echt erstaunlich gut kann. Wirklich beeindruckend.

Ich lasse das vorerst mal so stehen und schreibe bald noch mal einen Bericht.

Liebste Grüße nach Deutschland.

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