Di

10

Mai

2011

Bald geht's los!

Hujambo?

Ich glaube, ich sollte erst mal erklären, was das hier alles soll, schließlich bin ich im Moment noch eine Schülerin an einem Stuttgarter Gymnasium. Wie alle Badenwürtemberger Abiturienten habe ich das schriftliche Abitur schon hinter mich gebracht. Um das Mündliche bin ich elegant drumherum gekommen (Seminarfach ist super!). Ergebnisse habe ich noch keine, aber noch sinnlosen Unterricht – im Moment sitze ich im Deutschunterricht, kann mich aber nicht zur Mitarbeit motivieren, daher schreibe ich – während sich die anderen über "Das Leben des Galilei" unterhalten – das Konzept für meinen ersten Blogeintrag. Keinen Lehrer scheint es mehr zu interessieren, ob ich mitmache oder nicht, daher beschäftige ich mich lieber mit solchen Dingen.

Vorbereitungen für meinen Freiwilligendienst in Tansania, den ich Ende Juli/ Anfang August antreten werde, sind mir gerade eh wichtiger, als langweilige Schule.

Das heißt ich bin gerade dabei Kiswahili zu lernen – geht auch hervorragend während dem Unterricht – außerdem treffe ich Vorkehrungen wie Impfungen gegen alle möglichen unaussprechlichen Krankheiten. Zudem schreibe, rufe oder spreche ich alle Bekannten und Verwandten an, um sie als Spender zu gewinnen.

Aber was will ich eigentlich in Tansania und warum einen Freiwilligendienst?

Tansania ist ein tolles Land, mit einer spannenden Kultur und schöner Natur (Den Kilimandscharo, den Ngorongoro-Krater und den Victoriasee findet man dort.) und es gibt einfach mal was anderes zu sehen als im altbekannten Deutschland. Das ist aber nicht der Grund warum ich nach Tansania will um dort für ein Jahr zu leben, weil die Natur kann man auch als Tourist genießen.

Ich möchte in einem so fremden Land leben und arbeiten um ganz neue Erfahrungen zu machen, endlich mein Leben selbst in die Hand nehmen und vielleicht auch ein Stück weit meine Grenzen austesten und mich selbst besser kennen lernen.

Außerdem möchte ich armen Kindern helfen und zwar nicht nur, wie ich das jahrelang in der Eine-Welt-AG getan habe durch Spenden. Spenden ist zwar immer eine gute Sache aber oft doch nicht mehr als eine Gewissensbefriedigung-und-dann-kann-man-das-Thema-wieder-vergessen-Geschichte. Nein, ich möchte wirklich einmal an Ort und Stelle helfen und an einer guten Sache aktiv mitarbeiten. Dabei finde ich es auch wichtig zu sehen, wem man da hilft und zu spüren, dass man hilft.

Da ich gerne mit Kindern arbeiten möchte und meine Arbeit einigermaßen kreativ und selbstständig gestalten möchte, ist das TSE der perfekte Platz dafür.

TSE“ steht für „Talent Search and Empowerment“ und genau das hat sich diese Einrichtung zur Aufgabe gemacht: Die Talente armer und oft auch verwaister Kinder sollen entdeckt und gefördert werden. Das TSE bietet ihnen kostenlose Kurse in Bereichen, wie z.B. Fußball, Umgang mit Computern, Theater, Musik, Nähen, Zeichnen, Malen und Vieles mehr an.

Die Kinder sollen durch diese sinnvolle Beschäftigung vor einem möglichen Abrutschen in die Kriminalität bewahrt werden und eine Chance auf ein besseres Leben bekommen.

Ich werde dort Kinder bei verschiedenen Freizeitbeschäftigungen betreuen und ihnen etwas beibringen, wie z.B. Malen, Zeichnen oder Turnen. Mein Ziel ist es – da ich selbst sehr lange beim SVV geturnt habe – eine Turngruppe aufzubauen. Mal sehen, ob das klappt!

 

Es dauert jetzt gar nicht mehr so lange bis es los geht. In den letzten beiden Wochen findet für mich und die anderen beiden Freiwilligen David und Chris ein Vorbereitungsseminar in Hamburg statt. Dort werden wir z.B. lernen, was man in Tansania tun sollte und was lieber nicht. Das ganze wird organisiert von der Entsendeorganisation KAWAIDA sozialer Dienst in Afrika e.V. organisiert.

Kawaida ist ein recht junger Hamburger Verein, gegründet von Afrika interessierten Studenten, die Großteils selbst einen Freiwilligendienst in Tansania geleistet haben. Sie unterstützen außer dem TSE noch zwei Kindergärten und die Internatsfeuerwehr von Dar es Salaam. Beim Auswahlseminar habe ich schon einige Kawaida-Mitglieder kennen gelernt, die mir sofort sympathisch waren. Vielleicht lesen sie bald diese Zeilen in Hamburg oder Berlin.

Jetzt während dem Deutschunterricht träume ich schon mal von Tansania. Ich freue mich auf spannende aufregende Erlebnisse und Erfahrungen, den Kontakt mit dieser fremden Kultur und die kreative Arbeit im TSE und die Kinder dort. Außerdem bin ich gespannt darauf Chris und David kennen zu lernen und freue mich, wenn ich meine Kiswahili-Kentnisse endlich anwenden kann.

Ich habe mir fest vorgenommen regelmäßig Rundmails an meine Spender zu verschicken und hier ab und zu einen Blogeintrag zu schreiben.

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Di

12

Jul

2011

Saa ya kiafrika itakuja

So jetzt gibt es neue Nachrichten! (Auf Gutdeutsch, die afrikanische Zeit wird kommen)

Nein, in Tansania bin ich noch nicht aber ich weiß jetzt wann genau es los geht: Ich werde am 4. August fliegen!

Das ist schon in drei Wochen und weil davor noch die Vorbereitungszeit ist, habe ich hier daheim (Wobei ich im Moment nicht mal dort bin, sondern bei meinem Vater...) nur noch eine knappe Woche!

Mittlerweile bin ich ziemlich nervös und liege abends ewig noch wach im Bett, weil ich mir den Kopf z.B. darüber, was ich noch auf meine Packliste schreiben muss oder wem ich welches Foto schenke, zerbreche. Jeden Tag gehe ich jemand anderes besuchen, den ich dann für lange Zeit nicht mehr sehen werde. Letztes Wochenende, war ich mit einigen meiner ehemaligen Stufe auf der Schwäbischen Alb um gemütlich ums Feuer zu sitzen. Davor war Abi-Ball, die letzte schulische Veranstaltung. (Ach ja, das Abi hab ich übrigens auch erfolgreich bestanden!) Am Freitag gibt’s dann noch ein Abschlussgrillfest und im Moment ist mein Papa dran. Irgendwie vergeht mir die Zeit zu schnell, eine Woche länger würde ich locker rumbringen und noch mehr Leuten ausgiebig Wiedersehen sagen. Aber Afrika will ich auch so schnell wie möglich sehen, schon gut, dass es so bald los geht!

Ich weiß gar nicht, ob ich lachen oder weinen soll und mache beides gleichzeitig: Ich bin traurig, dass ich die ganzen lieben Leute hier so lange nicht mehr sehen werde. Wenn ich 13 Monate später wiederkomme, wer weiß, ob wir uns immer noch so gut verstehen?

Andererseits freue ich mich riesig endlich hier weg zu kommen, zu tun auf was ich wirklich Lust habe, neue Dinge zu sehen, neue Leute, Kulturen usw. kennen zu lernen. Auch auf die die Vorbereitungszeit in Hamburg – ab nächstem Montag zwei Wochen – freue ich mich schon. Dort werde ich endlich Chris und David kennen lernen.

Chris wird Kinder in der Internatsfeuerwehr, dem Dogodogo Center, etwas außerhalb von Dar, ausbilden. Wenn ihr wissen wollt, was der so tut, seinen Blog findet ihr hier.

Mit Dave werde ich das Jahr über zusammen wohnen. Unsere Wohnung gehört zum Haus einer Gastfamilie, von mama und baba müssen wir uns aber nicht bemuttern lassen, wenn wir nicht wollen, die Wohnungen sind getrennt. Trotz allem ist immer jemand für uns da, der uns auch mitten in der Nacht ins Krankenhaus fahren würde.

Dave arbeitet in einem Kindergarten, dem Kinondoni Comunication Centre, wobei es in tansanischen Kindergärten eher wie in einer Schule zu geht. Hier ist auch sein Blog.

 

Also nicht mehr lange, dann gibt’s frische Nachrichten aus Afrika!

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Sa

23

Jul

2011

Vorbereitungszeit in Hamburg

Heute ist unser freier Tag wärend der Vorbereitungszeit. Jetzt bin ich ganz allein im großen Haus von Alex' Eltern in Hamburg, wo man die Schubladen in der Küche nicht schwungvoll zuknallen kann. (Sie gehen gaaanz leise von alleine zu^^) Alle sind unterwegs oder beschäftigt. David ist für einen Tag nach hause gefahren und Chris schaut sich Feuerwehrpumpen an.

Draußen ist es nass, kalt und windig. Naja bald werde ich es um so wärmer haben.

Die erste Woche des Vorberitungsseminars war irgendwie total schnell vorbei mit:

  • vielen neuen Gesichtern, aber lauter netten Besitzern
  • anstrengenden und koplizierten Themen, wie Rassismus und "Critical Whiteness"
  • einem interessanten Pädagogikvortrag
  • einem grandiosen Swahili-Theaterstück (In den HAuptrollen Daudi, Chris und Franzi; Hilke in den Zuschauerrängen)
  • vielen Keksen
  • Fahradfahren durch Hamburg (etwas planlos aber wir haben überallhin gefunden!)
  • allgemin einer total netten, gemütlichen Atmosphäre (ICh fühle mich unter den Kawaidas wirklich wohl!)
  • Tortellini aus dem Wasserkocher (Frühstück laut Alfred^^)
  • einer alten Schule bei der Reeperbahn
  • etwas beängstigenden Geschichten von Clara
  • organisatorischen Angelegenheiten
  • Referaten über Tansanias Geschichte, Infrastrucktur, Gesellschaft und Wirtschaft mit Beiträgen von Alfred (Alfred ist übrigens mein zukünftiger Chef und unser Ansprechpartner in Tansania.)
  • und natürlich Vorfreude, der unvermeidlichen Nervosität und Angst.

Jetzt weiß ich nicht mehr, was ich noch erzählen soll...

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Do

04

Aug

2011

Ahhhhhhhh! Gleich geht's los!!!

Gleich werde ich mit dem Auto zum Flughafen gefahren und dann geht's nach Tansania! Weg für mehr als ein Jahr!

Mein 3-D-Koffer-Puzzle habe ich jetzt auch endlich gelöst; alles drin und hoffentlich nicht zu schwer...

 

Also auf wiedersehn und macht's gut!

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Di

09

Aug

2011

Angekommen!?

Hallo zusammen,

 

also ich bin jetzt in Tansania! Ich weiss nicht, ihr konnt nicht verstehen, was das heisst, wenn ihr nicht hier seid, ich verstehe es auch noch nicht so ganz.

Ich bin auf jeden Fall gut gelandet und hier bei netten Leuten gut aufgehoben.

Es ist alles noch etwas ungewohnt, zum Beispiel, wie die Leute mit der Zeit umgehen. Es scheint alles viel langsamer zu gehen, wie in Deutschland... Vorgestern sind wir extra ein bisschen frueher aufgestenden um an den Strand zu gehen,bis wir dann aber mal am Strand waren, war es nachmittags um halb 5. Wir sind lange daladala gefahren, gelaufen, im Stau gestanden und staendig begruesen uns die Leute und wollen sich mit uns unterhalten, was im moment noch nicht ueber die gelaufigen Begruesungsfloskeln hinaus gehnt, aber das ist nicht ungewoehnlich, die Tansanier machen, das untereinander auch nicht anders. Die Leute hier reden allgemin ziemlich viel und ziemlich viel davon sind inhaltslose floskeln.

Ich kann auch nicht wirklich aufschreiben, was ich hier erlebe...

Bald kommen auch noch ein paar Bilder, wenn das INternet zuhause dann wieder geht.

 

Also mir geht es hier richtig gut, ich fuehle mich wohl, meine Aengste haben sich nicht bestaetigt, ich weiss schon gar nicht mehr wovor ich eigentlich Angst hatte.

Jetzt bin ich nur noch verwirrt verstenicht allzuviel aber ich bin zufrieden.

 

So jetyt muss ich aufhoeren, die Internet cafe zeit ist gleich abgelaufen.

Kwaheri

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Mi

10

Aug

2011

Chakula ni kitamu sana

(Für alle Neugirigen, die Überschrift heißt übersetzt: "Das Essen ist sehr lecker")

Essen, Schlafen, Laufen, Trinken und Begrüßen, mehr macht man hier nicht, scheint mir. Das Essen ist lecker, auch wenn, es meist nur vier verschiedene Gerichte gibt und Frühstück. Ja also dieser Blogeintrag ist dem Essen gewidmet, weil das hier irgendwie ein sehr wichtiger Bestandteil des Lebens hier ist. Frühstück ist einfach Hammer! Da isst man leckere Chapatis, das sind Pfannkuchen, nur dass sie oft ohne Eier gemacht sind. Diese kann man sich dann mit süßen Bananen, Tomaten und Pilipili (scharf), Avocado, unglaublich leckeren Mangos, Zucker (viiiiiiieeeel Zucker^^), Marmelade von zuhause oder was einem sonst noch so einfällt füllen. Außerdem gibt es noch viele andere frittierte Frühstücksteile, deren Namen ich schon wieder vergessen habe. Es gibt entweder frittierte Kartoffeln, Reisbällchen, so was änliches wie Fasnetsküchle und noch mehr. Dazu Chai (Tee) oder Kaffee oder Milch, die allerdings seltsam schmeckt. Zum Abend-, Mittag- oder Immerzwischendurchessen bekommt man hier Chipsi Mayai (Pommes mit Rührei), Reis oder Ugali (Maisbrei) mit Gemüse, Bohnen und/oder Fleisch oder Fisch (Wobei die Portion Ugali oder Reis recht groß ist und Gemüse ist oft nur ein kleiner Bissen und das Fleischstückchen ist auch sehr klein) oder Kochbananen. Als Vegetarierin verpasse ich auch nicht viel, weil das wenige Fleisch, das es gibt, ist oft zäh und teuer. Und man isst meist mit den Fingern! Zu trinken bekommt man Soda, also Fanta, Cola, Mirina (von Mirinda eusi ist abzuraten, die schmeckt wie Gummibärchen), Sprite, Pepsi,… lauter süßes Zeug, wahrscheinlich sind meine Zähne nach dem Jahr kaputt. Bier und Wasser trinkt man auch, nur das Leitungswasser darf man nicht trinken, davon bekommt man Durchfall außerdem schmeckt es nach Salz und Chlor… Wenn man so durch die Straßen läuft, dann kauft man sich oftmals auch für umgerechnet ca. 5ct eine Orange, die man auslutscht, Stückchen Zuckerrohr um darauf rumzukauen oder eine Banane.

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Fr

26

Aug

2011

za asubuhi?

("za Asubuhi" soll eigentlich "Habari za asubuhi?" heißen und heißt so viel, wie "Neuigkeiten vom Morgen?" So begrüßt man sich hier morgens (unter anderem))


Ja guten Morgen zusammen. Felix dir alles gute zum Geburtstag ich versuche dich nacher mal anzurufen! Wie siehts aus in Deutschland? Mir ist aufgefallen, ich bin jetzt schon länger von zuhause weg, als jemals zuvor, drei Wochen. T ich habe deinen Brief bekommen, vielen dank, ich habe mich sehr gefreut =) ich schreib dir auch bald zurück, versprochen!

Heimweh habe ich noch gar nicht, ich habe ja gar keine Zeit zum Nachdenken. Bin die meiste Zeit vom Tag im TSE und Abens dann auch noch unterwegs, zum Beispiel waren wir gestern mit unserem Karatetrainer (dem ich nicht erzählen darf, dass ich schon mal Karate gemacht habe, weil es ein Verbrechen ist aufzuhören) nach dem Training noch Pool spielen (an Sandra, Sarah und Nici: Wenn ich zurückkomme können wir ja Billiard spielen gehen, ich werde unbesiegbar sein^^). Irgendwie spielt man das hier ziemlich häufig.

Ja ich weiß grade nicht, was ich sonst noch erzählen soll. Ich will außerdem noch ein bisschen das Haus aufräumen. David ist schon zur Arbeit gegangen gerade eben haben wir noch zusammen Chapatis gefrühstückt mit den letzten Resten der Marmelade aus Deutschland.

 

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Mo

12

Sep

2011

Umeme? Hamna...

(Strom? Gibt's net...)

Kein Strom, kein Wasser... Daher lese ich eure Karte Jana und Sandra jetzt bei Kerzenlicht. Heute ist sie angekommen, bzw. David hat sie bei der P.O. Box abgeholt.

Vielen Dank =)

Und auch vielen Dank an alle Leute, die mir so fleißig nette E-Mails schreiben =)

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Di

11

Okt

2011

Tulienda bichi na watoto wengi

("Wir sind mit vielen Kindern an Strand gefahren")

Zwar haben wir gerade kein Internet aber ich möchte dringend mal von unserem Strandausflug am Samstag mit den Kindern erzählen, könnt ihr dann wohl erst etwas verspätet lesen.

Früh am morgen (bzw. eher mitten in der Nacht) habe ich mich mit meiner Kollegin Teacher Aisha bei ihr zuhause getroffen um Essen für die Kinder zum Mitnehmen zu kochen. Es ist nicht üblich, dass die Eltern ihren Kindern ein Lunchpaket richten geschweige denn etwas Geld mitgeben. (Allgemein habe ich das Gefühl die Kinder werden kaum von ihrer Familie unterstützt, wenn es um Freizeitbeschäftigungen oder Hobbies geht.) Außerdem wird fast immer warm gegessen also Vesperbrote hätte ich hier noch nie gesehen. (Das Essen, das wir früh am morgen gekocht haben, war am Mittag tatsächlich noch warm! Ohne dass wir besondere Behälter gehabt hätten, nur große Plastikeimer.) Am Abend vorher wurden 15kg Reis eingekauft und ein Eimer voll Bohnen, die Aisha gleich schon am Abend gekocht hatte, weil die sehr lange brauchen. Aisha wohnt in einem einzelnen Zimmer alleine, was hier sehr unüblich für eine junge Frau ist. Das Zimmer ist leer bis auf ein großes Bett, das sie ganz neu bekommen hat aus der Wohnung der alten Freiwilligen, einige Eimer und einer Garderobe. An den wänden Hängen Bilder mit Sprüchen aus der Bibel und weißen Hollywoodstars. Gekocht wird auf dem kleinen Hof vor der Tür unter der Wäsche, die noch vor Regenwasser tropft. In großen verbeulten Bottichen wird Wasser aufgesetzt über einer Feuerstelle, die nur aus drei großen Steinen und einem Haufen Kohle besteht. Bis das Feuer brennt dauert es und bis das Wasser kocht auch und bis der Reis so weich gekocht ist, wie er hier immer ist, dauert es noch länger. Aber irgendwie hatten alle irgendetwas zu tun. Es sind dann auch einige Kinder gekommen und haben uns geholfen. Am morgen hat Aisha dann noch den Spinat (bzw. eigentlich nicht direkt Spinat, „Mchicha“ ist irgendwie was anderes, aber grün) gekauft, der fein säuberlich von den Stielen getrennt werden musste. Zu fünft saßen wir um das Grünzeug und es wollte und wollte nicht fertig werden. Und zu spät waren wir zu dem Zeitpunkt schon, das Daladala das wir gemietet hatten, wartet schon seit einer Dreiviertelstunde wenn es pünktlich war. Irgendwie eine meditative Aufgabe dieses Grünzeug zu bearbeiten vor allem, weil man auch niemanden angemerkt hat, dass er in Eile wäre oder daran denke dass wir viel zu spät dran sind. Dabei wussten alle, dass der Bus wartet. Anschließend wurde das Grünzeug noch kleingeschnitten und dann gekocht. Danach alles langsam in die Eimer gefüllt, die mussten aber vorher noch gespült werden. Die Nachbarn kamen dann auch noch vorbei und wollten etwas abhaben, dann haben wir denen noch etwas abgefüllt. Da wir ja alle nicht gefrühstückt hatten, haben wir anschließend noch Chai (also Tee) gekocht und etwas von dem gerade gekochten Reis mit Bohnen gefrühstückt. Danach noch einmal Ewigkeiten abgespült, den Boden gewischt, aufgeräumt und den Boden gekehrt. Anschließend ist Aisha noch duschen gegangen… Also irgendwie habe ich das mit der Zeit noch nicht so ganz verstanden.

Irgendwann sind wir dann doch losgekommen und haben die Eimer auf dem Kopf von Aisha zum TSE getragen. Ich habe auch einen Eimer auf dem Kopf getragen, was die Leute, die mich gesehen haben ziemlich lustig fanden!

Dann waren wir endlich am TSE, wo auch der Bus wartete. So schnell sind wir dann aber doch noch nicht losgefahren. Alles musste noch in Bus geladen werden, auf die T-Shirts der Kinder ihre Namen aufgenäht werden, sonst irgendwelche Angelegenheiten geklärt werden und so weiter… Also irgendwann ging es dann doch los!

Mit einem vollen Bus sind wir (nicht so lange, vielleicht eine Halbestunde und mit wenig Stau) durch Dar gefahren bis nach Kawe Beach. (Wobei irgendjemand behauptet hat, es wäre eigentlich Mbezi Beach...) Auf jeden Fall ein schöner weiter Strand mit wenigen Menschen und wenig Müll, perfekt um "Training" am Strand zu machen.

Es sollte ja kein Badeausflug werden das Baden ist eher so die Belohnung. Erst wurde zum Aufwärmen gelaufen, gedehnt, gehüpft etc. dann ein Wettrennen veranstaltet, das leider etwas von einer weißen Touristin mit Hund gestört wurde. Die Tansanier haben alle Angst vor Hunden.

Meine Aufgabe war dann das Turntraining. Es hieß ich solle da viel Training machen, weil das im TSE nicht so gut ist, mit dem Boden und so. Die meisten Kinder lernen alles zwar ganz schnell aber es ist trotzdem so chaotisch, dass es schwierig ist irgendwas beizubringen. Außerdem sind es so viele Kinder... Aber die die wirklich Interesse haben, strengen sich an und lassen sich auch gerne helfen. Die meisten sind so unerschrocken und probieren einfach alles aus. Niemand hat Angst sich zu verletzten oder schämt sich, weil er es nicht kann. Es wird alles und ohne nachzudenken nachgemacht. Nur strukturiertes Training kann man nicht aufbauen bzw. ich kann es noch nicht, weil ich nicht klar erklären kann, was ich machen will. Trotzdem hatte ich Spaß und die Kinder auch.

Nach dem Turnen wurde dann Fußball gespielt, was auf dem Sand am Strand viel angenehmer sein muss als auf dem Fußballplatz in Ubungo mit dem ganzen Müll und den Glasscherben.

Nach dem Fußballspiel wurde dann zu Mittag gegessen; Irgendwie lecker, dafü dass es so Tansanisch war, also Wali na Maharage (Reis mit Bohnen) na mboga ya majani (Grünzeug) ohne Besteck und fast ohne Salz aus Plastiktellern auf dem Boden, im Bus oder Boot sitzend oder stehend.

Anschließend wurde sich umgezogen (keine Badehosen und Bikinis, alle gehen hier mit kompletter Kleidung baden) und gebadet! Aber wirklich nur gebadet. Ich habe bisher noch keinen Tansanier getroffen, der schwimmen kann. Meine Versuche es ihnen beizubringen waren nicht so erfolgreich… Aber es ist auch nicht so einfach im Meer zu schwimmen, bei Wellen und im flachen Wasser. So haben wir ziemlich viel Unsinn gemacht, rumgealbert und Spaß gehabt.

Nach zwei/drei Stunden im Wasser Rumtollen mussten wir uns auf den Rückweg machen, schließlich sollte das Geschirr noch gespült werden und die Kinder sollen spätestens um 6Uhr das TSE verlassen, sonst beschweren sich ihre Eltern.

Jas das war es jetzt mal vom Strandausflug. Eigentlich hätte ich noch so viel zu erzählen, es passiert immer irgendwas, aber daher habe ich nicht die Zeit und Ruhe.

 

Franzi

PS:

Und extra für dich Papa: Viel neue Bilder in der Galerie!

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Di

18

Okt

2011

Asanteni sana!

Vielen Dank Teresa, vielen Dank Julia, vielen dank Jo-Jo euer Briefe bzw. Postkarte sind bei mir angekommen! Es ist so schön Post zubekommen. Ich habe mich echt riesig gefreut!

An alle Liebe Grüße.

Mir geht's gut. Lasse auch bald mal wieder von mir hören. (Aber wenn ich mich nicht melde, dann könnt ihr einfach mal davon ausgehen, dass es mir gut geht.)

Franzi

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Fr

21

Okt

2011

Nimepewa lifti

(Auf deutsch: "Nimepewa" heißt "Mir ist gegeben worden" und "Lifti" ist, wenn einen jemand mitnimmt, also so eine Art "Mitfahrgelegenheit")

Gestern ist mir etwas Nettes passiert.

Jeden Monat muss ich vom früheren Dogodogo-Center Geld für das TSE abholen. Das Dogodogo-Center ist ein Waisenhaus, das letztes Jahr geschlossen wurde aber noch Spenden übrig hat und einige davon gehen ans TSE. Dieses Mal bin ich zum ersten Mal alleine dort hin gefahren, ohne Alfred. Irgendwie war ich mir auch nicht ganz sicher, welchen Bus ich auf dem Hinweg nehmen muss, bzw. wo die Station ist, bei der ich umsteigen muss. Ich weiß es jetzt immer noch nicht... Es hat mich auf der Straße dann jedenfalls ein Kerl (seinen Namen habe ich vergessen) mit Fahrrad angequatscht. Dann habe ich mich eine Weile mit ihm unterhalten und dann meinte er: 'Wir müssen ja in die gleiche Richtung, ich geb dir Lifti.' Ich dachte er will mich bis zu Haltestelle fahren. Auf jeden Fall bin ich auf seinen Gepäckträger aufgestiegen. Ich dachte, was soll schon passieren, wenn ich auf dem Fahrrad mitfahre, ist auf jeden Fall sicherer als Pikipiki (Motorrad) fahren, vorallem weil es zwischen Buguruni und Kigogo so was ähnliches wie Gewege gibt. Daher bin ich auf seinen Gepäckträger geklettert und habe mich auf einen Sack (mit irgendwas das man für Schlüssel braucht, er verkauft es zumindest) gesetzt. War auf jeden Fall gemütlich! =) Zumindest für mich, es ging auf und ab und irgendwie muss es anstrengend gewesen sein. Aber er meinte er ist es gewohnt, er würde oft schwerere Sachen transportieren und längerer Strecken fahren. (Von Ubungo bis nach Buguruni würde er eine Viertelstunde brauchen.)

Der Kerl hat mich dann bis nach Kigogo gefahren und weil er sogar das Dogodogo-Center kennt genau bis vor das Tor. Dort hat er mich abgesetzt mir 'Kwa heri' gewünscht und ist weitergefahren. Keine Ahnung, warum er das gemacht hat... Er meinte er fände es toll eine Mzungu als Freund zu haben aber er hat mich nicht mal nach meiner Handynummer gefragt. Sonst begrüßen einen Leute auf der Straße, die man noch nie vorher gesehen hat und fragen sofort nach der Handynummer, das passiert ganz oft. Ich schaffe es auch nicht immer mich rauszureden, daher habe ich lauter komische Nummern in meinem Handy, bei denen ich teilweiße schon wieder vergessen habe, wer es ist.

Aber solche Leute, wie den mit dem Fahrrad gibt es auch.

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So

30

Okt

2011

Tunashoot filamu

Ich habe überraschende Neuigkeiten:

Seit heute spiele ich in einem Bongo-Film mit. (Extra für Eva: Wir drehen einen Film) Ich weiß auch nicht, wie es eigentlich immer zu solchen lustigen Dingen kommt. Ihr seht schon, es ist immer etwas los!

Die Freundin von einem früheren Freiwilligen  Debora ist Schauspielerin. Für ihren Film brauchte sie noch Weiße. Groß gefragt wurde ich nicht aber da ich die Idee lustig fand, wollte ich mir das mal ansehen.

Ich weiß bis jetzt noch nicht, worum es in dem Film gehen soll, auf jeden Fall wurde ich heute von einem Vampir umgebracht. Ich bin mit Thurid und Deborah zusammen zum "Drehort" (dem ersten Stock eines halbabgerissenem Gebäude mit sehr vielen spielenden Kindern und Löchern, duch die man ins Erdgeschoss fallen kann) gefahren und hatte keinerlei Plan, was mich erwartet. Auf jeden Fall, sollte ich sofort spielen. Heute wurde nur der Trailer gedreht. (Bei dem richtigen Film wird Thurid warscheinlich gar nicht dabei sein, weil sie bisdahin schon abgereist sein wird, aber das scheint keinen zu stören.) Meine Aufgabe war es auf die Kammera zuzurennen, Angst zuhaben vor irgendsoeinem Typ, der mich dann böse anschaut und dann umbringt.Es war echt nicht schwer zu speilen dass ich Angst vor ihm habe, er hat mich ja so böse angeschaut.

Das Blut haben wir dann doch weggelassen.

Sogar einen kleinen Text hatte ich: "Siendi popote." ("Ich gehe nirgens hin") auf die Frage, wo ich denn hingehen würde. Mit der Sprache ist es so eine Sache. ICh habe mal eine solchen Bongo-Film (also Filme aus Dar es Salaam, "Bongo-Town", dem Gehirn Tanzanias) gesehen, da wurde ständig von Englisch auf Kiswahili gewechselt, mitten im Satz oft. Keine Ahnung warum...

Ich glaube irgendwie weiß keiner um was es in dem Film gehen soll. Diese Bongo-Filme werden alle innerhalb kürzester Zeit produziert und sind auch dementsprechend schlecht. Es geht den Produzenten nur darum etwas Geld zubekommen, sonst um gar nichts. Oft habe ich das Gefühl es ist hier immer nur das Geld, das die Leute zum Arbeiten motiviert. Allen scheint die Arbeit lästig zu sein. Man arbeitet bis man genug Geld hat und nicht mehr, wenn es nicht unbedingt sein muss. So pauschal kann man es nicht sagen aber in diesem Fall trifft es zu.

Ich glaube niemand hat ein Drehbuch geschrieben bzw. weiß um was es genau gehen soll. Es kam mir vor, als würden heute irgendwelche Leute eingeladen, ohne diesen vorher genau zu erklären um was es geht und dann ohne Requisiten oder Kostüme wurde einfach wild drauflos gedreht. Die Kleidung könnte man ja hinterher am Computer verändern, hieß es. Außerdem könnte man den Lärm der "Kirche", die direkt daneben ist ausblenden. (Die "Kirche" ist eigentlich auch zeimlich beeindruckend gewesen. Tausende von Menschen auf einem riesigen freien Platz, vorne eine Bühne und extrem laute Lautsprecher. Während wir Essen waren sind die ganzen Leute dann rumgelaufen und haben auf den Teufel eingeschlagen, also in die Luft. Was für ein Bild! So viele Leute und alle schlagen sie um sich!)

Der Film hat keinen anderen Zweck als dass die Produzenten etwas Geld damit verdienen. Debora selbst meinte, sie sehe sich solche Filme nicht an, weil sie schlicht und einfach schlecht sind.

Meinen Spaß hatte ich trotzdem dabei, mal sehen, was letztendlich dabei rauskommt. Da der Film sicherlich nicht so viel Zeit braucht werde ich ihn wohl noch hier in Tanzania zu sehen bekommen. Ihr dürft ihn euch dann auch ansehen aber wird wahrscheinlich wirklich unintressant... Vielleicht ganz lustig mal so einen lächerlich schlechten Film anzuschauen, wie sie hier massenweise produziert werden.

Naja ihr werdet von mir hören, bald gibts auch meinen Weltwertsbericht!

Ach und Felix dir vielen Dank für deine nette E-Mail, sie wird baldmöglichst beantwortet.

 

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Fr

04

Nov

2011

ripoti ya kwanza baada ya miezi mitatu

Wie die Überschift schon besagt (Wer auch immer sie versteht =)) kommt hier mein erster „Weltwärtsbericht“ nach drei Monaten in Tansania.

Morgen sind es exakt auf den Tag drei Monate, die ich hier bin. Daher mal ein längerer Bericht, der auch an das Weltwertsbüro geht. Einige Eindrücke von den letzten Monaten habe ich zusammen gefasst.

Also lest und gebt euren Senf dazu:

 

Es ist kaum zu glauben, dass jetzt schon ein Viertel meiner Zeit hier in Tansania vergangen sein soll. Die Zeit vergeht unglaublich schnell, es passiert so viel jeden Tag. Langeweile gibt es nicht, da es immer etwas zu tun, zu sehen, zu erleben oder zu lernen gibt. So langsam merke ich, dass sich das Chaos in meinem Kopf entwirrt. Ich sehe die Dinge und Menschen nicht nur, sondern ich fange teilweise auch an sie zu verstehen. So wild und chaotisch, wie es mir anfangs vorkam, ist es hier nicht. In wie fern sich das jetzt entwirrt hat (oder auch noch nicht), was ich hier jeden Tag erlebe, sehe und lerne möchte ich in diesem Bericht – soweit es mir möglich ist – schildern.

 

Die ersten Tage schaute ich mich nur staunend um und sah Menschen wild durch die Gegend laufend und schreiend aber stehst freundlich und fröhlich, bunte Stoffe und Früchte, volle Straßen, jede Menge Lärm, Müll und Steine auf dem Weg. Es kam mir vor, als müsste ich die ganze Zeit auf dem Boden sehen um nicht zu stolpern. Ich hatte das Gefühl, gar nicht zu sehen, wo ich hinlaufe, wo ich bin und was es hier zu sehen gibt. Ich war vollkommen überwältigt, hatte dauerhaft gute Laune und mich über die ganzen Neuigkeiten gefreut. Langsam habe ich mich an die Zustände hier gewöhnt. Es ist wie mit den Straßen. Ich kann jetzt während dem Laufen auch wo anders hinsehen als auf den Boden. Es ist mit allen Dingen so: Erst wenn ich mich an eine Sache gewöhnt oder sie verstanden habe, fällt mir etwas ganz anderes auf, woran ich zwar schon jeden Tag vorbeilaufe bisher aber noch nie darüber nachgedacht habe, weil ich doch zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt war und es einfach nicht bemerkt habe. Jetzt wo ich nicht mehr vollständig mit mir selbst beschäftigt bin kann ich die Leute um mich herum auch etwas besser verstehen.

 

Genauso ist es mit der Sprache. Anfangs ein Gewirr aus Lauten, mittlerweile verstehe ich doch ganz gut was gesagt wird oder zumindest kann ich die einzelnen Wörter auseinanderhalten. Es kommt ganz darauf an, wem ich zuhöre. Die Stimmen der Leute kommen mir schon sehr vertraut vor, auch wenn ich sie nicht unbedingt verstehe. Recht schnell kann man selbst ausdrücken, was man haben möchte oder Fragen stellen aber erst jetzt verstehe ich auch meistens die Antwort. Ich fange an kleine Gespräche zu führen und erfahre ganz andere interessante Dinge. Erst seit kurzem kann ich mich mit meinen Kollegen unterhalten und erfahre auch etwas über sie selbst, wie sie leben, was sie denken, täglich machen und gerne mögen. Es macht mir Spaß Kiswahili zu lernen und mich mit den Leuten hier zu unterhalten und sie scheinen sich auch gerne mit mir zu unterhalten. Die meisten geben sich viel Mühe mir Wörter zu erklären, die ich nicht verstehe.

 

Oft werde ich von wildfremden Leuten angesprochen, was wohl daran liegt, dass sie sich besonders toll vorkommen, wenn sie sich mit einer „Mzungu“, also einer Weißen, unterhalten. Es ist manchmal ganz schön anstrengend, von allen Seiten (oft auf Englisch) begrüßt zu werden oder „Mzungu“ hinterhergebrüllt zu bekommen. Ich weiß nicht, warum sie das machen. Sonderlich höflich können ja selbst sie, die mir das hinterherrufen nicht finden. (Lieber ist es mir da, wenn sie meinen Namen rufen, was mittlerweile auch immer öfter vorkommt. Ich bin bekannt hier!) Wenn ich auf meinem kurzen Arbeitsweg alle Leute begrüßen würde, die mich zu sich rufen, würde ich bis zum TSE bestimmt eine Stunde brauchen (Reiner Laufweg sind ca. 10 Minuten). Ich wurde manchmal sogar schon zu den Leuten nach Hause eingeladen. Auf meinem Arbeitsweg ist mir das auch schon zweimal passiert, dass ich dann plötzlich in einem Schlafzimmer auf dem Bett saß und derjenige der mich eingeladen hatte mir eine Soda kaufen wollte oder mir Essen kochen. Die Einladung habe ich dann auf den Abend verschoben, bin aber trotzdem etwas spät zur Arbeit erschienen.

 

Solche Termine kommen meistens plötzlich (wie auch die Feiertage). Zum Beispiel spiele ich seit heute in einem Bongo-Film mit. Die Freundin von einem früheren Freiwilligen ist Schauspielerin. Für ihren Film brauchte sie noch Weiße. Groß gefragt wurde ich nicht aber da ich die Idee lustig fand, wollte ich mir das mal ansehen. Ich weiß bis jetzt noch nicht, worum es in dem Film gehen soll, auf jeden Fall wurde ich heute von einem Vampir umgebracht. Diese Bongo-Filme (Filme aus Dar es Salaam „Bongo-Town“, wie es umgangssprachlich genannt wird) werden alle innerhalb kürzester Zeit produziert und sind auch dementsprechend schlecht. Es geht den Produzenten nur darum etwas Geld zubekommen, sonst um gar nichts. Oft habe ich das Gefühl es ist hier immer nur das Geld, das die Leute zum Arbeiten motiviert. Allen scheint die Arbeit lästig zu sein. Man arbeitet bis man genug Geld hat und nicht mehr, wenn es nicht unbedingt sein muss. So pauschal kann man es nicht sagen aber in diesem Fall trifft es zu. Ich glaube niemand hat ein Drehbuch geschrieben bzw. weiß um was es genau gehen soll. Es kam mir vor, als würden heute irgendwelche Leute eingeladen, ohne diesen vorher genau zu erklären um was es geht und dann ohne Requisiten oder Kostüme wurde einfach wild drauflos gedreht. Die Kleidung könnte man ja hinterher am Computer verändern, hieß es. Außerdem könnte man den Lärm der Kirche, die direkt daneben ist ausblenden. Der Film hat keinen anderen Zweck als den, dass die Produzenten etwas Geld damit verdienen. Die Schauspielerin selbst meinte, sie sehe sich solche Filme nicht an, weil sie schlicht und einfach schlecht sind. Meinen Spaß hatte ich trotzdem dabei, mal sehen, was letztendlich dabei rauskommt.

 

Jetzt zum TSE (Talent Search and Empowerment), meinem Projekt. Es ist eine Art Jugendhaus, das Kinder zwischen einem und 20 Jahren besuchen und einige Erwachsene, die im Umgang mit dem Computer unterrichtet werden. Für die Kinder sind alle Angebote kostenlos, es muss nur ein Formular ausgefüllt werden, die Compuerschüler zahlen eine Unterrichtsgebühr.

 

Als ich meinen Arbeitsplatz das erste Mal gesehen habe, war ich etwas überrascht, dass er nur aus einem Gebäude mit zwei kleinen Räumen besteht, dem Computerraum und dem Office, und einem staubigen Hinterhof (mit jeder Menge Müll und Glasscherben auf dem Boden) und einem Auto auf dem die Kinder rumklettern und die Luft aus den Reifen lassen. In jenem Hof läuft das meiste Programm ab.

 

Meine Kollegen sind alle kaum älter als ich, bis auf Madam Haika die Sekretärin und Computerleherin. Die anderen „Teachers“ unterrichten Trommeln, Hiphop, Theater, Tanz und Fußball. Ich selbst bin mit der Idee hergekommen, ich könnte Turntraining machen. Wozu es bisher allerdings noch nicht wirklich gekommen ist. Eigentlich habe ich den Freitag als Trainingszeit dafür bekommen aber jetzt war die letzten Wochen ein Theaterprojekt und in der Woche davor war (plötzlich) ein Feiertag. Das Programm findet (bis auf den Computerunterricht) erst am Nachmittag statt, da es vormittags zu heiß ist und nur wenige Kinder da sind. Ich bin den ganzen Tag über da, d.h. ich fange zwischen 8 und 9 Uhr an und schließe um 18 Uhr abends das Office ab.

 

Im Moment bin ich Mädchen für alles. Anfangs hatte ich gar keine Aufgabe, saß öfters hinten im Hof um zuzuschauen oder habe mich einfach nur mit den anderen Lehrern unterhalten. Jetzt helfe ich Haika mit dem Computerunterricht, vorausgesetzt es gibt Strom. (Kürzlich gab es keinen, da habe ich dann, nachdem die Kinder keine Lust mehr hatten, mit den Erwachsenen, die nicht am Computer arbeiten konnten, Kindergartenspiele gespielt. Irgendwie scheint man hier nicht richtig erwachsen zu werden, habe ich manchmal das Gefühl.) Ansonsten flechte ich mit den Kindern Armbänder, putze das Office (Unglaublich woher jeden Tag so viel Dreck her kommt!), male Bilder bzw. beaufsichtige die Kinder dabei, die meistens auf Dumme Ideen kommen. Ungeschickterweise kamen aus dem Container aus Deutschland Wasserfarbkästen und ein Buch mit Bildern von geschminkten Kindern. Daher war es ein hartes Stück Arbeit den Kleinen beizubringen, dass sie gefälligst auf dem Papier malen sollen und nicht im Gesicht der anderen Kinder.

 

Sonst halte ich Kinder an der Hand beim auf der Slackline laufen, hohle Spenden am anderen Ende von Dar es Salaam ab, rechne mit irgendwelche Geldangelegenheiten, tippe Formulare auf den Computer ab für Leute, die diese digital brauchen oder eine veränderte Kopie, übersetze die Reports der Lehrer auf Englisch und schicke sie nach Deutschland, helfe den monatlichen Strandausflug zu organisieren, verkaufe Getränke, schliche Streit, unterrichte Rechnen, Deutsch, Zählen und Schreiben (wobei das kein Unterricht ist, sondern immer nur mit ein oder zwei Kindern und oft sehr zusammenhangslos). Mit Irgendetwas bin ich immer beschäftigt. Oft werde ich von einer Aufgabe zur nächsten geschickt, oft auch unterbrochen. Es läuft doch alles immer recht unkoordiniert ab und die Kinder sind oft nicht bei der Sache. Wenn ich kurz etwas anderes mache laufen sie zwischendrin weg und fangen etwas anderes an obwohl sie vorher begeistert dabei waren. Ansonsten kehre ich öfters den Hof, wenn das niemand machen will, lasse mir Gitarre beibringen, gehe mit Kleinkindern aufs Klo, suche Stifte, räume auf und so weiter.

 

Es wird mir hier ziemlich viel zugetraut und ich habe einiges an Verantwortung. Anfangs war mir das nicht so klar. Ich dachte, hier sei zwar alles chaotisch aber irgendwie geht nichts schief oder wenn dann nur Kleinigkeiten. Ich habe mich auch nicht verantwortlich gefühlt, wie sollte ich denn für alles Verantwortlich sein, wo ich doch gerade frisch aus der Schule komme und eigentlich von nichts hier Ahnung habe? Die Leute hier verlassen sich aber auf mich. Meine Aufgabe ist es Spenden vom früheren Dogodogo-Center, einem Waisenhaus, das geschlossen wurde, die jetzt ans TSE gehen zu verwalten. Wenn da irgendetwas schief läuft bin tatsächlich ich verantwortlich. Aber alle scheinen mir zu vertrauen.

 

Irgendwie finde ich es nicht gut, dass ich als Weiße mich um die ganzen Geldangelegenheiten kümmern soll. Irgendwas stimmt da doch nicht, wenn sich eine Ausländerin um die Finanzen kümmert, weil nur ihr vertraut wird. Das ist erstens so ein Klischee, dass der Weiße Geld bringt und für ehrlich gehalten wird und zweitens wäre es ja besser, wenn die Leute hier vor Ort das selbst hinbekommen könnten. Immerhin werden die Lehrergehälter von „Kawaida“ jetzt auf das Konto vom TSE-Chef überwiesen und ich bezahle wenigstens nicht mehr direkt an die Leute.

 

Auf jeden Fall bin ich jeden Abend ziemlich müde und freue mich, meine Ruhe zu haben, auch wenn das häufig nicht garantiert ist. Oft kommen Leute bei uns zuhause vorbei, einfach um uns zu grüßen. Hier ist es nicht üblich Privatsphäre zu haben. Die Menschen leben alle zusammen. Das meiste spielt sich auf der Straße ab, im Haus ist man selten. Es kommt mir ein bisschen vor wie auf einem Campingplatz, wo man vor seinem Zelt steht und die Zähne putzt. Alleine zu sein scheint für die meisten sehr unangenehm zu sein. Das Wort für „alleine“ wurde mir gleichzeitig mit dem Wort für „Einsamkeit“ und „Trauer“ beigebracht. Eigentlich gefällt es mir immer unter Leuten zu sein, trotzdem freue ich mich jetzt seit zwei Nächten wieder alleine in meinem Bett zu schlafen.

 

Alles in allem fühle ich mich hier richtig wohl und will gar nicht, dass die Zeit so schnell vergeht, wie sie das gerade tut. Zwar ist es manchmal etwas anstrengend aber das ist richtig so. Ich habe jede Menge zu tun, vielleicht manchmal etwas zu viel, manchmal bin ich überfordert aber besser, als wenn ich nicht wüsste, was ich mit meiner Zeit anfangen soll. So jetzt habe ich zwar viel berichtet aber doch noch lange nicht alles gesagt, was es zu sagen gibt.

 

Dann schreibt mir mal wieder was, ich habe schon länger nichts mehr aus Deutschland gehört! Liebe Grüße von ziemlich weit weg.

 

Eure Franzi

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Mo

12

Dez

2011

I'm still alive!

Also ich treibe mich gerade in Namibia rum (daher ist die Überschrift auch nicht Kiswahili, das würde keinen Sinn machen, das brauche ich dir ja nicht zu übersetzte Eva^^), habe Ferien, lebe noch, sitze in einem Internet-cafe im kalten Swakopmund und dachte ich könnte mal wieder was in meinen Blog schreiben!

Also was es zu Namibia zu sagen gibt:

(Eigentlich viel zu viel, als dass ich es jetzt hier aufschreiben könnte, aber mal die schnellsten Eindrücke und Erlebnisse/Beschäftigungen die mir einfallen bzw aufgefallen sind)

Es ist hier sehr Europäisch! Wenn man denkt, dass man in Namibia in Afrika ist, dann weiß ich auch nicht... Es gibt hier ganz viele geteerte Straßen, sogar im "Ghetto" funktionieren die Ampeln, Strom gibt es immer, die Städte sind geplant, auch in den ärmeren Virteln stehen die Häuser bzw Wellbelchhütten in Reih und Glied, alles ist Bunt angemalt, ständig hört man deutsch, man kann Postkarten mit der Aufschrift "frohe Weihanchten" kaufen, es gibt Weihnachtsdeko, es gibt dunkles Brot und Käse und sogar eine Laugenbretzel habe ich gegessen.

Gestern waren wir Sandborden, Bilder folgen, wenn ich wieder zuhause bin, so wie noch ausführlichere Berichte von unserer Reise.

Ich wollte nur kurz sagen, dass ich noch am Leben bin.

 

Ja also irgendwie hab ich es in Namibia nicht geschafft das öffentlich zu stellen... Dafür tue ich es jetzt! Bin wieder heil zuhause angekommen und in den nächsten Tagen, wo ich noch frei habe, werde ich sicherlich noch mehr von der Reise schreiben können. Und Bilder verspreche ich euch auch!

 

 

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Do

22

Dez

2011

Mipaka

Das hier ist jetzt kein normaler Blogeintrag, sondern eigentlich ein Artikel für die SpigelBild aber er passt auch hier rein. Und - um ein bisschen Werbung zu machen - wenn euch die Zeitung interssiert, (es sind noch mehr ähnlich Artikel darin wie meiner) kann ich es veranlassen, dass ihr die Zeitung bekommt, schreibt mir einfach eine E-Mail) Oder schaut sie euch im Internet an:


http://spiegel-bild.org/

 


In dem Artikel geht es um Grenzen (Kiwahili: Mipaka)

 

Seit 48 Stunden rattern wir jetzt  mit einem klapprigen  lauten Zug  durch Afrika. Neben den Schienen stehen oft Kinder, schreien und winken. 

In Tansania haben sie "Naomba kopa", was so viel heißt wie, „Ich bitte um eine Dose“ gerufen. Die Leute aus dem Bus werfen ihnen leere Plastikflaschen zu. 

Heute Nacht haben wir Tansania verlassen und die Grenze nach Sambia überquert. Die Landschaft hat sich kaum verändert, die Kinder auch nicht, nur verstehe ich ihre Sprache nicht mehr. Außerdem kann man plötzlich nicht mehr mit tansanischen Schilling zahlen, sondern nur noch in sambischen Kwacha, die irgendwie nichts wert zu sein scheinen. 

Seit vier Monaten bin ich   jetzt in Tansania und mache einen Freiwilligendienst  in einer Einrichtung für Kinder und Jugendliche. 

Wobei ich im Moment Ferien habe und mein Mitfreiwilliger und ich beschlossen haben noch was anderes von Afrika sehen zu wollen.  

Mein Zuhause in Dar es Salaam  ist für euch wohl eine völlig fremde und auch noch für mich unbegreifliche Welt, in der ich mich aber trotz allem sehr wohl fühle. 

Im Nahmen von Spiegel-Bild habe ich mich hier auf die Suche nach Grenzen gemacht und möchte euch mein neues Bild von Tansania und Afrika, das vorher – wahrscheinlich ähnlich wie das eure - von Schreckensnachrichten aus den Medien und romantischen Geschichten aus Kinderbüchern geprägt war, etwas näher bringen. 

Also wie gesagt, eine Grenze habe ich heute Nacht überquert aber Landesgrenzen, wollte ich eigentlich nicht „suchen" gehen. Als ich vor knapp einem Jahr in meinem Motivationsschreiben für meine Bewerbung  geschrieben habe, dass ich meine persönlichen Grenzen austesten will, was meinte ich damit eigentlich? 

Und was sollen das für Grenzen sein?  Ist eine Grenze nicht eigentlich nur eine Trennlinie zwischen zwei Unterschieden?Was meint man damit, wenn man sagt, dass man an seine Grenzen geht oder diese sogar überschreitet? Ich meinte wohl so etwas, wie „psychische Belastungsgrenzen", „Ekel-oder Angstgrenzen" oder wollte ausprobieren, wie weit mein Mut reicht.  

Im August dieses Jahres bin ich ganz offen für Neues und voller Erwartungen mit dem Flugzeug auf dem Julius-Nyrerere-Flughafen von Bongo-Town ("Gehirnstadt", wie die Tansanier ihre größte Stadt des Landes nennen) gelandet. Ich hatte ziemlich Angst vor Überfällen, fremden Menschen mit ungewohnten Absichten,  Krankheiten, zu fremd und anders zu sein um Freunde zu finden und Spaß zu haben, meine Familie und Freunde in Deutschland zu sehr zu vermissen, Kiswahili nicht sprechen zu lernen, im Projekt zu versagen. Mittlerweile haben sich die ganzen Ängste irgendwie in Luft aufgelöst. Lediglich vor dem Verkehr habe ich noch Respekt. Auch wenn ich hier jetzt aus dem Zugfenster schaue, sehe ich alle paar Kilometer zerknüllte und ausgebrannte Eisenbahnwagons liegen. Auch auf dem Straßen in Dar kommt es ständig zu üblen Unfällen mit vielen Toten und Verletzten. Kürzlich starben ganz in der Nähe von meinem Arbeitsplatz ca. 20 Menschen bei einem Zusammenstoß von einem Lastwagen mit einem Bus. Viele Tansanier rennen, sobald sie so was hören, dort hin um es sich anzuschauen, ich wollte  nicht. Mir haben die Schauergeschichten von abgetrennten Köpfen wirklich gereicht! Überfallen wurde ich noch nicht, wobei das auch öfters vorkommt.  

Immer mal wieder werde ich gewarnt, ich solle meine Tasche jetzt gut festhalten, oder das Busfenster zuschieben, wenn ich mein Handy aus der Tasche hole. Weil mir aber noch nichts dergleichen passiert ist habe ich auch keine Angst mehr davor. Genauso mit den Krankheiten. Einmal war mir etwas schlecht und ich hatte Durchfall aufgrund von schlechtem Essen wahrscheinlich (vielleicht unzureichend gewaschenes Gemüse), aber das habe ich schon fast wieder vergessen. Ich werde auch immer unvorsichtiger, esse ganz ungewaschenes Gemüse das man durch das Zugfenster kaufen kann, störe nicht mehr an verdeckten Klos, sprühe mich nur noch selten mit Insektenspray ein und mische mich auf engsten Kontakt unter Kinder. Außerdem ist Malaria auch nicht so schlimm, wie es sich anhört. Wieso sollte ich Angst haben und mich anders verhalten? Oder bin ich so anders als die Tansanier?  

Wo ist eigentlich die Grenze zwischen mir und den Tansaniern? Sie ist definitiv da, es gibt Unterschiede, auch wenn mich das manchmal ganz schön stört. Es gibt Tage, da wünsche ich mir, die Sonne würde meine Haut genauso dunkel färben, wie die der Tansanier. Es nervt mich, immer angestarrt zu werden und „Mzungu“- „Weißer") hinterher gebrüllt zu bekommen oder mit "How are you?" begrüsst zu werden obwohl mir mittlerweile das Kiswahili flüssiger über die Lippen kommt als Englisch. Ich habe keine Lust aufzufallen und dumm angeschaut zu werden. Diese "kulturelle Grenze" existiert einfach und dagegen lässt sich auch nur bedingt etwas machen. Ich sehe anders aus, ich verhalte mich anders, ich glaube nicht an Gott, bezeichne nicht sofort jeden Dahergelaufenen als "meinen Freund", bin vollkommen anders aufgewachsen, habe daher zu vielen Themen eine andere Einstellung und bin mir bewusst, dass ich nach 13 Monaten wieder nach Deutschland zurück kehren werde, nehme viele Dinge anders wahr bzw. verstehe auch vieles einfach nicht. Ich versuche mich - so weit es eben möglich ist und ich es für richtig halte - mich zu integrieren und anzupassen und bei diesem Versuch die tansanische Kultur von innen kennenzulernen. Bereitwillig lasse ich mir Spiele, Tänze Lieder, Kochen, wie man sich einen Kanga umbindet und natürlich Kiswahili beibringen. Ich habe gar keine Lust mit anderen Europäern hier in Tansania in Kontakt zu kommen. Ich will mich dieses Jahr ganz auf diese Kultur und ihre Leute konzentrieren. Manchmal stört mich eine ganz andere Grenze, nämlich die Zeitbegrenzung meines Freiwilligendienstes. Nur noch neun Monate bleiben mir um alles zu sehen, zu lernen und auszuprobieren, was ich möchte. Manchmal aber würde ich gerne diesem ganzen Chaos und unverständlichen Geschehnissen entfliehen und nach Deutschland zurückkehren. Es gibt viele Dinge, bei denen ich denke, dass sie sicherlich geordneter ablaufen könnten. Warum ist bei uns im Office immer so ein Durcheinander, dass ich den halben Tag mit suchen beschäftigt bin, obwohl wir ständig am Aufräumen sind? Warum sind die Buntstifte abgebrochen, die Spitzer verschwunden, wie auch die Deckel der Filzstifte, warum wird alles immer dreckig und wohin verschwinden die Armbänder, die wir eigentlich verkaufen wollen? Machmal habe ich das Gefühl, dass mich keiner verstehen will, selbst wenn es um Probleme geht, die nicht nur meine sind. Aber auch ich selbst gewöhne mich an viele dieser Probleme, um die sich niemand kümmern will. Der Müll auf den Straßen, der Gestank, wenn dieser gerade dort verbrannt wird oftmals neben spielenden Kindern, der Stau, der nicht alleine für die Unpünktlichkeit meiner Kollegen zuständig ist, das ewig gleiche Essen, wobei man doch echt mal was anderes kochen könnte, ist ja nicht so, dass hier nur Mais, Reis und Bohnen wachsen... 

Aber diese Dinge und Veränderungen scheinen nicht willkommen zu sein. Diese "Fremdheit" vor der ich, bevor ich  hier hergekommen bin, Angst hatte ist nichts Schlechtes oder gar Gefährliches. Die Menschen sind unglaublich freundlich zu mir und scheinen sich zu freuen sich mit mir zu unterhalten und zu diskutieren. Zum Beispiel glauben die meisten an Gott und können nicht verstehen, dass ich nicht an ihn glaube. Das nimmt mir niemand übel, weil mir hier niemand irgendwas übel nehmen würde (zumindest fühlt e s sich so an). Aber ich bekomme dann solche Fragen gestellt, wie: "Ja und wie lebst du dann?", "Wer hat denn dann die Welt erschaffen?", "Woher kommt das Wasser im Meer?" oder:  "Wer hat entschieden, dass der Himmel blau ist?" Leider kann ich das noch nicht so gut auf Kiswahili erklären... 

Von meinen Kollegen im Projekt wurde ich sehr freundlich aufgenommen und ohne mich groß mit ihnen verständigen zu können, habe ich mich von Anfang an sehr wohl unter ihnen gefühlt Sie bezeichnen sich auch selbst als meine Freunde. Im Gegensatz zu vielen, die ich zum ersten Mal auf der Straße treffe, die unbedingt meine Handynummer haben wollen, da wir ja so gute „Freunde"wären. Es scheint einfach cool zu sein eine Mzungu als Freund zu haben oder besser als feste Freundin oder noch besser  gleich  als Frau.  Ich bekomme täglich Heiratsanträge und Liebsegeständnisse. Das lauft dann immer so ab: "Können wir mal kurz reden?"  Dann weiß ich eigentlich schon immer , was jetzt kommt. Ich werde dann hinter eine Hausecke gezerrt und bekomme erzählt,wie sehr er mich denn lieben würde, dass sein Herz weh täte, wenn ich nicht da wäre warum ich ihn denn nicht lieben würde. Das kann manchmal ganz schön anstrengend  sein, vor allem, weil es in letzter Zeit immer häufiger vorkommt. Ich weiß nicht, was sie sich davon erhoffen... Außerdem scheine ich etwas Verständigungsprobleme zu haben. Nicht so sehr bei der gesprochenen Sprache, sondern eher bei der Körperspache und Bedeutung von Wörtern. "Nein" zum Beispiel scheint nicht "Nein" zu heißen, sondern eher "Gib ja nicht auf". Aber was bedeutet dann "Nein"?  

Einerseits ist t es ja ganz schön so umschwärmt zu sein und viel Aufmerksamkeit zu bekommen andererseits ist es extrem anstrengend. Nach einem Tag mit 8-10stunden im Projekt, wo immer Kinder an mir dranhängen und irgendwas von mir wollen, sodass ich nie meine Ruhe habe nachzudenken, ist es mir oft zu viel , mich der Arbeit noch mit solchen Dingen zu beschäftigen. Mein Handy klingelt ununterbrochen und so viele SMS wie hier habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht bekommen.  Allgemein wird hier sehr viel mit dem Handy kommuniziert. Es ist allgegenwärtig überall klingelt es, die Leute telefonieren, schreiben SMS, hören Musik, spielen Spiele, schicken Geld hin und her und die meisten haben nicht nur ein Handy in der Hosentasche sondern mindestens 2. 

Ich bin ganz froh, dass hier in Sambia meines nicht funktioniert und hatte jetzt auf der Zugfahrt mal ein bisschen Ruhe zum Nachdenken und für diesen Artikel gefunden. Noch immer holpert der  Zug durch eine Landschaft, die jetzt immer grüner und fruchtbarer wird. Die Häuser, an denen wir -recht selten – vorbeifahren, sehen aus wie aus dem Indianermuseum. Irgendwie ist  das alles unwirklich und unecht, ich kann es gar nicht so ganz glauben, wo ich bin. Hier bin ich unvermeidlich wieder Tourist, was ich ja eigentlich nicht sein will. In Ubungo und meinem Projekt fühle ich mich dafür zu hause und nicht mehr fremd. 

Alles in allem glaube ich, dass ich einfach viel Glück mit meinem Projekt hatte und daher noch nie ernsthaft an meine Grenzen gekommen bin. 

 

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Do

22

Dez

2011

Hali ya hewa

Diesen Eintrag hier habe ich in Namibia auf Papier geschrieben, weil ich dort einfach mehr Zeit hatte und jetzt tippe ich ihn, wo ich wieder zuhause in Dar bin, ab.


„Hali ya hewa" bedeutet Wetter und darum soll es jetzt auch gehen, weil ich jetzt so oft gefragt worden bin, wie denn das Wetter so sei. Und bei dieser Kälte hier in Swakopmund ist es auch schön ein bisschen an das warme Wetter in Bongo zu denken. Also im Moment habe ich Ferien und habe zusammen mit David, meinem Mitfreiwilligen einmal den Kontinent überquert und jetzt hier in Swakopmund am Atlantik in einer ganz anderen Welt. Also das Wetter in Windhoek in der Mitte von Namibia, wo wir zuerst für ein paar Tage waren, ähnelt das Klima dem in Dar ja noch aber hier am Meer brrrr ich wünschte ich hätte warme Socken und Handschuhe und freue mich zumindest hier warm duschen zu können. Aber vielleicht friere ich auch nur so sehr, weil ich wärmeres Wetter gewöhnt bin und eigentlich ist es gar nicht so kalt?

Man gewöhnt sich nämlich wirklich an die Hitze, wenn es in Deutschland mal so heiß ist, dann läuft nichts mehr, hier muss es eben. Man ist oftmals schlapp und müde von der ganzen Sonne (aber nicht nur ich die Tansanier auch!) aber das ist irgendwie normal und so heiß kommt es einem auch nicht mehr vor. Mal sehen wie das in nächster Zeit wird, es soll ja immer wärmer werden. (Mama Lina sagte kürzlich, als ich meinte es sei so warm grade, dass es doch noch sehr kalt wäre…)

In der kalten Jahreszeit sind wir angekommen, aber was heißt jetzt „Kalt“? Also es war zu kalt um nachts neben dem Fenster (was heißt ein großes viereckiges Loch in der Wand mit Fliegengitter) ganz ohne T-Shirt und Decke zu schlafen, das ist mittlerweile möglich. Jetzt ist nicht mal mehr die Dusche kalt. Abens kommt nur noch warmes bis heißes Wasser aus der Leitung. Das Wasser kommt aus einem Tank hinter dem Haus auf den den ganzen Tag lang die Sonne brennt. In der „kalten“ Jahreszeit kostet es schon jedes Mal etwas Überwindung sich den Eimer kalten Wassers über den Kopf zu leeren.

 

Ist man tagsüber im Schatten, ist es einigermaßen angenehm, sobald man sich bewegt, schwitzt man, wie auch überall in der Sonn, aber das ist mittlerweile schon ganz normal geworden und es ist mir definitiv lieber als das kalte Wetter in Swakop. Frieren ist mir unangenehmer als schwitzen.

 

Wann genau die Regenzeit ist, weiß auch niemand so genau, alle, die ich frage, behaupten etwas anderes. Auf jeden Fall hat es immer mal wieder geregnet und wenn es hier regnet, dann richtig und sehr plötzlich! Wenn man Pech hat und nicht rechtzeitig einen Unterstand findet, ist man nach zwei Sekunden bis auf die Unterhose durchweicht, was aber auch nicht so schlimm ist. Selbst wenn man stundenlang und auch bei Dunkelheit durch die Gegend läuft, ist einem zwar vielleicht mal ein bisschen kalt aber man erkältet sich trotzdem nie. Wenn es regnet, kühlt es nicht ab und wenn nach dem Regen die Sonne wieder scheint, dampft die Straße und es ist schwül und drückend.

Regen ist nervig! Man kann nichts machen, weil der Hof dreckig ist und halb unter Wasser steht und bei Regen niemand gerne vor die Tür geht und somit nur noch halb so viele Kinder wie gewöhnlich im TSE sind. Außerdem sind die meisten Straßen nicht geteert und es bilden sich sofort riesige dreckige Pützen und Flüsse in denen der Müll schwimmt. Man muss im Von-Stein-zu-Stein-Springen Profi sein um nicht in den Matsch zu fallen. Die Autos fahren mittendurch und verteilen den ganzen g Matsch gleichmäßig, dass es überall rutschig und klebrig ist und meine Flipflops sich am Boden festsaugen und beim Abziehen den Schlamm hoch werfen. Ich wusste gar nicht, dass gewöhnliche Autos problemlos durch metertiefe Schlammpfützen fahren können.

Aber man gewöhnt sich an alles!

 

Nachtrag:

Jetzt wo wir wieder in Dar sind wurden wir mit starken Regengüssen, Blitz und Donner empfangen. (Ob jetzt Regenzeit ist oder nicht verstehe ich immer noch nicht.) Es hat in zwei Tagen so stark geregnet, dass eine Brücke eingestürzt ist, acht Leute ertrunken sind (kaum ein Tansanier kann schwimmen.) und sämtliche Häuser (Keller gibt’s hier nicht.) vollgelaufen sind und die Leute am Wasserrausschöfpen sind. Heute Morgen sind David uns ich auf dem Weg zum Frühstücken an einer Stationery vorbeigelaufen, in der das Wasser einen halben Meter hoch stand. Obwohl die beiden Eimer um Eimer Wasser auf die Straße schütteten, schienen sie gut gelaunt zu sein. „Mach nicht die Wazungu nass!“ sagt der eine zum anderen. Meint der andere zu uns: „He, Wazungu wie geht’s euch? Habt ihr schon geduscht?“ . Pflatsch! Nein wir wurden nicht nassgemacht, so frech war er dann auch nicht.

Und das ganze Chaos obwohl es erst seit zwei Tagen geregnet hat! Und irgendwie habe ich den Regen auch nicht so ganz mitbekommen, außer, dass ich heute Nacht als ich im Bett lag ein bisschen nass geworden bin, weil der Wind den Regen reingeweht hat.

So jetzt gehe ich mal schlafen. Wenn ich es schaffe gibt es schon morgen Neues von mir, wenn ich nicht auf dem Weg nach Kariakoo im Bus ertrinke.

 

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Sa

24

Dez

2011

Namibia na Tanzania zinatofautiana

Afrika ist nicht gleich Afrika. (Bedeutet auch die Überschrift, wortwörtlich: „Namibia und Tansania unterscheiden sich“) Wenn man sich Dar es Salaam ansieht, hat man wohl das Gefühl in Afrika zu sein, läuft man aber durch Windhoeks oder Swakopmunds Innenstadt könnte man glauben, man ist in Europa. Es ist alles so sauber, ordentlich und organisiert. Außerdem sieht man in der Innenstadt mehr Weiße und hört die ganze Zeit Deutsch, Englisch und Afrikaans. Es sind nicht alle Weißen Touristen, viele wohnen dort. Es gäbe drei Gruppen von Weißen, die in Namibia wohnen, die, die vor kürzerer Zeit zugezogen sind weil es sich dort gut leben lässt, die Afrikaans aus Südafrika und deren Kinder, die in Namibia geboren sind. Diese wären die schlimmsten Rassisten.

Wenn man ins Township geht, sieht man zwar keine Weißen mehr, außer vielleicht ein paar Touristen, die Geld zahlen um dort rumgeführt zu werden, aber sogar dort, ist es noch sauber und organisiert im Vergleich zu Dar. Es gibt nur geteerte Straßen, Supermärkte (In Tansania geht man nur sehr selten in einen Supermarkt), Ampeln, funktionstüchtige Straßenlaternen und sogar die Marktfrauen zahlen Miete für ihren Quadratmeter. Es ist alles geplanter und organisierter, vielleicht auch, weil ganz Namibia nicht mal so viele Einwohner hat, wie die Hälfte von Dar.

Was dann auch wieder sehr auffällt ist, dass im Township kein einziger Weißer wohnt. Alle Weißen in Namibia sind reich, wohnen im Zentrum der Städte in schicken teuren Häusern und grenzen sich strickt von der dunkelhäutigen Bevölkerung ab, da sie – wie uns erzählt wurde – Angst vor ihnen hätten. In einer Bar im Township musste David nur einen anlächeln und sich kurz mit ihm unterhalten, dass er ein Bier spendiert bekommen hat, weil er sich so gefreut hat, dass er gar keine Angst vor ihm hat.

Mir hat ein Namibier, der noch nie in einem anderen afrikanischen Land war, total begeistert erzählt, wie toll und außergewöhnlich er das findet, wie gut Feizel (kommt ursprünglich aus Ruanda, lebt jetzt in Namibia, bei ihm durften wir in Windhoek wohnen) und Laura (von meiner Entsendeorganisation Kawaida) befreundet sind, obwohl sie Weiß ist. Ich war eher überrascht, dass er so erstaunt darüber war. In Tansania scheint das nicht so ungewöhnlich, oder zumindest nicht so überraschend. Die wenigen Europäer in Tansania sind wohl nicht so rassistisch veranlagt, wie die in Namibia, wo Rassismus einfach normal zu sein scheint und auch geduldet wird. Es ist dort selbstverständlich, dass sich die Menschen in zwei Gruppen aufspalten und sogar Angst voreinander zu haben.

In einem Club in Windhoek legt freitags ein Weißer DJ auf und samstags ein Dunkelhäutiger. So gehen freitags nur Weiße dort hin und samstags die Dunkelhäutigen.

Da die Eltern ihren Kindern das aber auch so weiter geben, wird sich das in Zukunft wahrscheinlich auch nicht so schnell ändern, wenn ein weißes Kind von Anfang an lernt, dass es auf keinen Fall ins Township gehen darf, weil es dort nur überfallen, ausgeraubt oder sonst noch was wird. (Also es scheint schon auch was dran zu sein, dass es gefährlich ist.)

In Tansania ist das aus meiner Perspektive nicht so extrem. Zwar gibt es Orte, wo es mehr Wazungu gibt, aber die Tansanier sind unter ihnen nicht unwillkommen geschweige denn es hätte jemand Angst vor ihnen. Vielleicht auch, weil es nicht so viele Wazungu gibt, die so stark sind gegenüber dem Rest der Bevölkerung. Es gibt nur einige wenige, die auffallen und eher als „etwas Besseres“ von den Tansaniern selbst behandelt werden, als müsste man sie mehr respektieren. Oft wird mir ein Sitzplatz im Bus angeboten, oder ich werde von fremden Leuten zur Haltestelle begleitet, die dann meistens dem Konda (Konduktor) noch genau erklären, wo er mich rauslassen soll, damit auch ja nichts schief geht. (Als ob ich noch nicht selbst Busfahren könnte!)

Manchmal frage ich mich echt warum die Hautfarbe so einen großen Unterschied macht. Es will mir einfach nicht einleuchten.

 

 

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Sa

24

Dez

2011

Weihnachten!?

Heute ist schon Heilig Abend, aber es fühlt sich gar nicht so an...

Hier wird Weihnachten nicht so richtig gefeiert. Vielleicht schmückt man sein Zimmer ein bischen mit hässlichen Klitzergirlanden, wie unsere Vermieter, isst am 25. und 26. Pilau (Gewürzreis) und geht in die Kirche, aber das wars auch schon. Wir feiern hier ein bisschen unter uns, kochen was Leckeres aber richtig Weihnachten, wie ich das gewohnt bin, wird es nicht geben...

Ich bin nicht wirklich in Weihnachtsstimmung. Ich habe schon Plätzchen gebacken und gebastelt, aber es hilft alles nichts. Hier ist es einfach zu warm und staubig, als das das Christkind hier vorbei käme.

Naja ich wünsche euch allen frohe Weihnachten!

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Do

05

Jan

2012

Nafundishwa utamaduni wao

(„Mir wurde ihre Kultur beigebracht“, heißt die Überschrift auf Deutsch. Ein Zitat von Oliver: „Nikufundishe utamaduni wetu?“, also: „Soll ich dir unsere Kultur beibringen?“ )


Für einige Tage bin ich mit meinem Arbeitskollegen Oliver nach Mtwala, seinem kleinen Heimatsort am Meer im Süden von Tansania gefahren. Dort habe ich seine vielen Geschwister kennen gelernt, Tanten, Onkels und sonstige Verwandten. Außer viele Leute zu begrüßen und Mangos zu essen, hatten wir nicht so viel zu tun. (Was nicht heißen soll, dass uns langweilig gewesen wäre. Hier in Tansania war mir noch nie langweilig!) Ich hatte viel Zeit ihn auszufragen, verstehe sein Kiswahili ziemlich gut und habe daher sehr viel über seine „Kultur“ – wie er es nennt – gelernt. Was ich sehr spannend fand, war wie er mir erzählt hat, wie er beschnitten wurde. Fast jeder männliche Tansanier ist anscheinend beschnitten, bei den Frauen ist es mittlerweile verboten und die Eltern werden auch hart bestraft, wenn sie ihre Tochter beschneiden lassen. Allerdings geschieht es immer noch ab und zu.

Jeder Junge weiß, dass er irgendwann (ca. im Alter von elf bis vierzehn Jahren) beschnitten wird und dass es weh tut, weil es ganz ursprünglich praktiziert wird – ohne Betäubungsspritze und man bis zu einem Monat eine schmerzende Wunde hat. Daher haben die Jungs ziemlich Angst davor und es wird ihnen nicht verraten, wann genau es passiert, nicht mal am Tag selbst. Wenn der Tag gekommen ist, dann wird dem Jungen von einer Vertrauensperson eingelullt, ihm wird erzählt, dass sie schöne Kleider kaufen gehen, oder in Olivers Fall, dass sie bei Verwandten vorbeischauen und ganz viele Früchte abholen. Also sind Oliver, sein nur wenig jüngerer Bruder und sein Lieblingsonkel zu den Verwandten gegangen. Er hat sich erst gewundert, dass er gar keine Früchte sieht, dachte sich aber nichts dabei. Sein Onkel ist kurz darauf wieder gegangen. So saßen sein Bruder und er bei den Verwandten auf dem Sofa, begrüßten diese, unterhielten sich bis er gebeten wurde die Tür zu verriegeln. Er hat alle drei Riegel zugeschoben, den Schlüssel umgedreht und wollte sich gerade wieder hinsetzten, als die Stimmung umschlug. Er wurde gefragt von einem Mann, der sich bisher versteckt hatte und den er nicht einmal kannte, ob er nicht der große Bruder sei, gepackt und ins Nebenzimmer geschleppt. Er hat geschrienen, gebrüllt und um sich geschlagen, hatte aber natürlich keine Chance gegen die großen starken Männer, die ihn festhielten und sogar mit einem Stock schlugen. Dann wurde ihm die Hose aufgemacht, runtergezogen und mit einem sehr scharfen Messer die vordere Vorhaut abgeschnitten. Das hätte erstmals gar nicht geschmerzt, die Striemen an seinen Armen von den Schlägen wären in diesem Moment viel schlimmer gewesen. Als sie mit ihm fertig waren, wurde er im Nebenzimmer abgestellt und sein, Bruder, der schon ganz verängstigt war, gepackt. Er hörte dessen Schreie, die immer wieder unterbrochen wurden, da sie ihm anscheinend den Mund zuhielten. Dann kam auch sein Bruder weinend zurück, an seinem Bein sah man eine Blutspur bis runter zu seinem Schuh.

Das war aber nur der erste Teil des Erwachsenwerdens, es folgen noch weitere. Als nächstes, kommt das Wasserausschütten. Zwar weiß man, dass es passiert, kurz nachdem einer der Söhne beschnitten wurde, aber nicht genau wann. An einem Tag klopft plötzlich jemand an die Tür, sie stürmen – kurz nach dem „Karibu“ („Willkommen“) – mit so vielen Eimern kaltem Wasser, das sie tragen können, ins Wohnzimmer und kippt alles aus, über den Tisch, die Betten, den Herd, wenn jemand schläft, dann wird er geweckt, sie werden richtig wütend. Wenn noch anderes Wasser im Haus ist, wird das auch ausgeleert, bis wirklich jeder nass ist. Sind alle Eimer leer, wird gejubelt und geklatscht und die Wasserausleerer ziehen ab. (Ich dachte auch erst, ich hätte ihn nicht ganz verstanden aber noch ein paar Mal nachgefragt, es läuft wohl tatsächlich so ab.)

So der nächste Teil kommt eine Weile später, er heißt das Geschluckt Werden. Oliver selbst meinte tansanische kleine Jungs wären sehr leichtgläubig. Als eine etwas größere Gruppe wurde er mit anderen Jungs in den Urwald geführt. Sie sollten von einem großen Ungeheuer verschluckt werden. Hinter einem Busch stand ein Mann, der eine Trommel so umgebaut hatte, dass man an einem Holz ziehen und schieben kann und es ganz fürchterlich laut heult. Den Jungs wurde angewiesen, sich in einer Reihe aufzustellen. Ihnen wurde erzählt, sie würden jetzt nach einander von einem großen Ungeheuer verschluckt werden. Dann fing der hinterm Busch an zu heulen. Das Geräusch sei So ohrenbetäubend, dass man wirklich Angst bekommen könnte. Dann wurde als erstes „Oliver John!“ gerufen. Das Ungeheuer fing an zu lachen. Er hätte vor Angst gezittert, als er gepackt wurde und Richtung Ungeheuer getragen wurde um dann in dessen Rachen – den Busch – geworfen zu werden, wo er sanft aufgefangen wurde. Als er den Krachmacher sah, war er ziemlich begeistert.

Ein nächstes Ereignis ist, dass die ganze Familie zusammen für einen Monat, wie zu früheren Zeiten im Urwald wohnt. Mit einem Feuer in der Mitte, einem Kreis aus Decken und Matten und außen rum das Gepäck. Es wird viel gesungen und getanzt und die zuletzt beschnittenen Jungs werden als Erwachsene aufgenommen. Ihnen wird von ihren Eltern ein sehr schönes Lied vorgesungen, sie bekommen viele Geschenke und schöne Kleidung und werden gefeiert.

So ich weiß jetzt nicht, ob ich noch was vergessen habe und gebe auch keine Garantie, dass ich alles richtig verstanden habe. Ich fand es auf jeden Fall spannend ihm zuzuhören und wollte es euch auch mitteilen, wie solche Rituale ablaufen. Ich war echt erstaunt und wusste nicht, dass das immer noch so praktiziert wird. In der Stadt wahrscheinlich auch nicht, aber fast jeder Tansanier mit dem ich mich darüber unterhalten habe, wo er herkommt, meinte „Aus einem Dorf in der Nähe von…“.

Gibt es sonst noch was über Mtwala zu berichten? Mtwala wächst sehr schnell, wie alle Städte hier in Tansania. Oliver war seit sechs Jahren nicht mehr dort und hat ziemlich gestaunt, dass die Häuser am Rand nicht mehr am Rand sind und die großen Plätze nicht mehr so groß sind.

Und das wir so viele Mangos gegessen haben, liegt daran, dass sie total lecker sind und dazu noch so günstig. Erst dachten wir, der der sie uns verkauft hat, hätte sich mit dem Preis vertan. Aber an einem anderen Tag waren wir dann auf dem markt und wollten zwei Mangos kaufen. Da wurden wir erst mal blöd angeschaut und der andere meinte, das ginge nicht, da nämlich vier Mangos 50 Tansanische Schilling (ca.2 Eurocent) kosten würden, was die kleinste Münze ist.

 

Also euch allen liebe Grüße. Bin jetzt momentan beim Zwischenseminar auf Sansibar, mir gehts hier echt gut, ist interessant!

Und dann wünsche ich euch allen noch ein schönes Neues Jahr und hoffe ihr habt ein bisschen mehr Feuerwerk gesehen als ich!

Eure Franzi

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Sa

14

Jan

2012

Michakato mikubwa

  (Große Pläne!)

Ja, irgendwie haben alle hier große Pläne, alle machen sie Projekte, wollen Lieder, ganze Alben aufnehmen, Filme, Fernsehserien drehen und sogar ein riesiges Kinderfestival soll organisiert werden. Alle wollen sie mich dabei haben und stressen mich damit im Moment etwas.

Vor den Ferien gab es da zusätzlich eine Geschichte, da hatte Alfred (also mein Boss, Mentor und der Chef vom TSE) den Plan für das TSE ein eigenes Lukumeter anzuschaffen.

Ein Lukumeter ist eine Art Stromzähler, den man wie ein Prepaidhandy aufladen kann und dann, bis man das Geld aufgebraucht hat, hat man Strom.

So allgemein ist die Idee ein eigenes für das TSE zu installieren nicht schlecht, weil es in letzter Zeit auch wirklich immer anstrengender wird mit den Nachbarn, mit denen wir uns das Lukumeter und somit den Strom teilen. Also es ist nicht so, dass wir keinen Strom haben. Theoretisch ist er schon da. Es gibt nur Probleme mit den Nachbarn. Entweder wollen sie nicht zahlen oder Anse (bei dem im Haus das Luku installiert ist) ist nicht da und hat kein Bock an sein Handy zu gehen, dass man es nicht selbst aufladen kann. Außerdem verbrauchen die Nachbarn auch Strom in der Nacht, wobei das TSE nur tagsüber geöffnet ist. Ohne Strom ist Computerunterricht nicht möglich.


Trotzdem bin ich mir nicht so sicher, wie das jetzt aussieht. Die Wand darf man nicht anmalen, weil das würde sich ja nicht lohnen, das TSE ziehe ja bald um... Aber so ein teures Luku anzuschaffen lohnt sich?

Auf jeden Fall hat Alfred vor den Ferien ziemlichen Druck gemacht. Er wollte, dass ich ganz schnell noch einen Projektantrag schreiben soll, damit dieses Luku auch so schnell wie möglich installiert ist. Ich wollte erst mal genauer wissen, was das jetzt bedeutet. Er meinte ich solle einfach mal mein ganzes Projektgeld beantragen. Da habe ich mich erst mal geweigert, da ich lieber ein schönes Projekt machen möchte, vor allem hatte ich keine Lust auf so einen Stress vor dem Urlaub.

In den letzten Tagen vor dem Urlaub saßen wir sehr intensiv Kikao (Kikao=Treffen im Sinne von Sitzung),welches ich einberufen hatte.
Zuerst nur die Lehrer vom TSE und ich ohne Alfred.
Ich habe dann die Geschichte mit dem Luku angesprochen und ihnen auch ziemlich genau erklärt, wie das mit dem Projektgeld funktioniert, dass jeder von uns Freiwilligen eine Summe von Geld zur Verfügung hat, dass er oder sie für das Projekt also in meinem Fall das TSE verwenden kann, dass es aber nicht mir gehört, ich aber in Absprache mit den Leuten im Projekt, darüber entscheiden kann. Ich habe ihnen auch gesagt, dass ich das eigentlich nicht gut finde, das von meinem Projektgeld zu zahlen, weil ich lieber kleiner schöne Projekte machen würde, wie zum Beispiel mit den Kindern zu malen, oder ein Lied aufnehmen oder mit dem Armbänderprojekt weitermachen. Eben Kleinigkeiten für die sonst kein Geld mehr da währe.


Die Lehrer meinten, dass sie das verstehen, dass das Luku warten kann, schließlich haben wir ja Strom, wenn auch nicht so regelmäßig und oftmals mit Problemen verbunden. Alfred wollte gestern für seine Schule die Graduation-Urkunden drucken und es war kein Strom da, was ihn ziemlich genervt hat. (Heute hat es auch nicht geklappt, weil die Druckerpatronen leer waren, bzw. irgendwie verstopft.)

 

Dann gab es die Idee (also die gibt es schon länger), dass wir gerne ein neues TSE-Album aufnehmen würden. Oliver hat da auch schon angefangen, die Kinder üben fleißig und haben sich unteranderem eigene Lieder ausgedacht. Oliver hat sich auch im Studio erkundigt, wie das mit dem Aufnehmen ist, wie viel das kostet, wie das abläuft und wer es durchführt und so weiter. Nur bisher ist kein Geld da. dann habe ich auch gemeint, dass ich viel lieber dieses Projekt mit dem Projektgeld bezahlen möchte, als das Luku, woraufhin alle in Jubeln ausgebrochen sind.


Also Plan war dann, dass ich erst mal in Urlaub gehe, sie weiter üben und dann jeden Monat ein Lied aufnehmen bis am Ende ein ganzes zweites Album bei rauskommt.


Auf jeden Fall freuten sich dann alle über die gute Lösung und dass sich alle einig waren, wir mussten es nur noch Alfred präsentieren.

Am selben Tag ist dann Alfred noch vorbeigekommen und wir beschlossen ein zweites Kikao zu sitzen. Hamis (er wurde irgendwann mal zum Sprecher der Lehrer gewählt) hat dann Alfred das Protokoll von unserem ersten Kikao präsentiert, aber die Geschichte mit dem Luku zur Verwunderung aller anderen erst mal ausgelassen.


Daher hat sich Alfred erst mal Stunden lang über irgendein anderes Thema ausgelassen und wir dachten schon die Geschichte kommt gar nicht mehr ins Gespräch, weil alle schon so fertig sind, dass niemand mehr zuhören kann.

Irgendwann ist es dann doch ins Gespräch gekommen. Alfred meinte dazu, dass es jetzt dringend nötig wäre und zwar wirklich schnell. Er hat sich auch beschwert, dass ich es noch nicht abgeschickt habe. Dann hat er noch mal ausführlichst aufgezählt, warum es unbedingt sein muss und alles fünf mal wiederholt. Wenn er mal ins Reden kommt, dann kann man ihn nicht mehr so schnell stoppen. Natürlich hat er recht: Es ist auf jeden Fall langfristig sinnvoll aber eben sehr teuer auf einen Schlag und es bleibt kein Geld mehr für andere Projekte, die den Kindern was bringen oder eben von mir ausgehen. Dann meine er, nach dem ich meinte, dass ich gerne mit den Kindern malen würde und wir das zweite Album mit den Kindern aufnehmen wollen, ich müsste nach Marafiki (also "Freunden" auf Deutsch) suchen, die spenden und das ermöglichen.


Er meinte, nachdem ich gesagt habe, dass ich über das Geld entscheiden kann, meinte er, dass ja auch er darauf unterschreiben muss und dass es nur dann geht, wenn er dabei ist. Außerdem meinte er es muss sein, dass alle zusammen entscheiden und sich einig sind. (Was schon so ironisch ist, weil sich ja alle einig waren und er genau das Gegenteil will.) Dann meinte er auch, dass das Geld dem TSE gehört und nicht mir und weil er der Mkurugenzi (also der Boss) vom TSE ist, darf er über das Geld bestimmen.

Dabei übersieht er, dass ja auch ich einverstanden sein muss. Die anderen Lehrer haben ihn auch nicht verstanden und ich habe mich nicht mehr so alleine gefühlt...


Vor allem dass er so ein Stress macht, versteht keiner. Selbst wenn ich das Geld jetzt sofort beantrage, wird das eh erst nach dem ich wieder zurückkomme passieren. Außerdem bin ich Anfang Januar dann beim Zwischenseminar auf Sansibar, was er ja eigentlich auch weiß.
Irgendwie hat er uns alle in Grund und Boden geredet bis sich keiner mehr getraut hat irgendetwas zu sagen und Hamis ihm doch rechtgegeben hat.


Die anderen Lehrer haben sich auch ziemlich über Alfred aufgeregt und ich habe mich voll von ihnen verstanden gefühlt. Er wäre ein richtiger Mkorofi (streitsüchtiger Mensch) geworden! Aber es hat sich nichts an seiner Meinung ändern lassen bis er irgendwann eilig gehen musste, weil er noch einen Termin hatte.


Ich habe den Projektantrag nicht abgeschickt und irgendwie hat die Geschichte erst ein Mal niemand mehr angesprochen. Ich bin in den Urlaub gegangen und als ich wieder zurück war, habe ich Aisha gefragt, wie es denn jetzt mit der Lukugeschichte aussehe, sie meinte dann Mkurugenzi will kein Luku mehr, sondern eine Fernsehserie, die jede Woche im Fernsehen kommt. Noch so ein riesiger Plan, der sich irgendwie etwas utopisch anhört, aber doch schon begonnen wurde…

Es scheint mir aber auch dieses Projekt etwas sehr groß zu sein, wobei es ein schönes Projekt ist, das ich schon gerne machen würde, wobei das Geld nicht reicht… Darüber schreibe ich ein anderes Mal.


Naja also noch mal, wenn ihr Lust habt zu Spenden gerne, im Moment gibt es jede Menge Projekte, die alle Geld brauchen. Ich habe nämlich auch noch ein eigenes kleines Projekt, das nur ein Startguthaben braucht und dann hoffentlich von alleine weiterläuft.


Und zwar: Schon ganz am Anfang habe ich angefangen mit den Kindern Armbänder zu knüpfen und zu flechten. Da sind echt viele und auch schöne Sachen entstanden. Jetzt habe ich noch Perlen besorgt und alle sind Feuer und Flamme und stellen „Kalcha“, wie sie es nennen her und verkaufen es anschließend. Und es funktioniert! Wir haben tatsächlich schon Geld eingenommen und erhalten weitere Aufträge. Madam Haika, die Sekretärin, will alles richtig beigebracht bekommen, damit sie das Projekt, wenn ich nicht mehr da bin, weiterführen kann. Irgendwie bräuchten wir aber noch ein Startguthaben um richtig ins Geschäft einzusteigen.

Aber das läuft!

 

Also mal noch zu mir:

Mir geht’s gut soweit, ich habe nur sehr viel zu tun, bin etwas angestrengt, komme wenig zum Schlafen, arbeite auch samstags und diesen Sonntag bereite ich ein Seminar vor. Aber es macht mir Spaß. Ich habe fast die ganze Zeit gute Laune und habe langsam das Gefühl auch wirklich Freunde zu finden, die mich nicht nur mögen, weil ich weiß bin.

 

Okay, das ist jetzt eine etwas wirre Geschichte hier und eine Zusammenfassung aus in Verzweiflung hin gekritzelten E-Mails an Kawaida aber es ist ja auch grade etwas viel auf einmal! Trotzdem besser als zu wenig Beschäftigung.

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Sa

21

Jan

2012

Michakato mikubwa 2

Hier kommt der zweite Teil der "großen Pläne":

 

Über die Fernsehserie und das Kinderfestival, die ich in meinem letzten Artikel angesprochen habe möchte ich jetzt ein bisschen mehr erzählen.

 

Ich bin vom Zwischenseminar zurückgekommen und habe meine Kollegin Teacher Aisha gefragt, wie das denn jetzt mit der Luku-Geschichte aussehe? Über ihre Antwort war ich doch einigermaßen überrascht! Sie meinte nämlich, jetzt wollte Alfred plötzlich kein Luku mehr, sondern eine Fernsehserie drehen!

Ich hab mir das erst mal genauer erklären lassen. Es soll wirklich eine Serie gedreht werden. Jede Woche eine halbe Stunde in einem tansanischen Fernsehsender ungefähr über ein Jahr lang oder besser noch länger und am besten soll sie auch irgendwann in Deutschland ausgestrahlt werden, man könne sie ja synchronisieren.

Von dieser ganzen Geschichte war ich erst einmal gar nicht überzeugt und habe das unserem Mkurugenzi auch gezeigt. Woraufhin er meinte, ich könnte nicht immer zu allem „nein“ sagen, so würden wir nicht weiter kommen, ich müsse mich unbedingt ändern. Wenn man nichts probiert könne nie etwas bei rauskommen. Ich habe nur gemeint, dass diese Fernsehserie eine sehr große Sache ist und so mit Sicherheit nicht funktioniert.

Am nächsten Tag habe ich mit meinen TSE-Kollegen gesprochen und es hat sich herausgestellt, dass sie alle ähnlicher Meinung sind wie ich. Sie meinten, da hätte sich Alfred etwas Unmögliches in den Kopf gesetzt, weil Hamis (der TSE-Lehrer, der für Film und Aufnahmen verantwortlich ist und auch unbedingt für das Projekt ist) ihm erzählt hat, dass das TSE damit berühmt werde und viel Geld bekomme…

Am Abend nach dem TSE wollten wir uns dann ohne Mkurugenzi zusammensetzten; offiziell um das Budged zu schreiben, inoffiziell um Hamis zu überzeugen, das es auf diese Weise nicht funktioniert. Leider ist Hamis nicht erschienen… Zumindest konnte ich den Lehrern erklären, dass ich mir Sorgen mache, dass Alfred hinterher denkt, ich hätte die Lehrer davon überzeugt, dass es keine gute Sache sei. Woraufhin sie meinten, es wäre ja ihre eigene Meinung.

Am folgenden Tag haben wir dann ein Kikao mit Alfred gemacht. Das Ergebnis war auch wieder etwas überraschend aber eigentlich ganz gut. Irgendwie hat unser Boss wieder alle auf seine Seite gebracht aber wir haben einen Kompromiss gefunden. Es wurde beschlossen nur die ersten vier Episoden zu drehen, also zwei Stunden, wie ein Spielfilm. Diese Demo würde dann an verschiedene tansanische Fernsehsender geschickt werden und somit ein Sponsor gefunden werden. Irgendwie waren alle mit diesem Ergebnis einverstanden. Und wir einigten uns am Tag darauf (ein Samstag) das Budget und ein Maombi (Projektgeldantrag) an Kawaida zu schreiben.

Am nächsten Tag kam dann erst mal bei unseren Berechnungen raus, dass wir 11 Millionen tansanische Schilling bräuchten, was eindeutig unmöglich ist, wie auch Alfred meinte.

Daraufhin haben wir die vier Episoden auf eine gekürzt und die 11 Millionen auf zwei und das Maombi an Kawaida abgeschickt. Jetzt mal sehen, ob wir das Geld bekommen oder nicht. Die Vorbereitungen sind auf jeden Fall im vollen Gang. Es werden Lieder geschrieben und fleißig Geschichten und Dialoge erfunden. Seit dem gestrigen Kikao wissen auch die Kinder, dass es nicht mal ganz sicher ist, ob die Tamthilia (Fernsehserie auf Kiswahili) überhaupt was werden kann, wenn von Kawaida kein Geld kommen kann.

Die Frage ist nämlich, ob nicht lieber gespart werden soll, dass das TSE doch umziehen kann.

 

Auch die Kinder sind verwirrt. Was passiert denn jetzt? Alles Mögliche haben sie angefangen, das zweite Album und die Fernsehserie oder doch umziehen?

Aber die Tamthilia zusammenzustellen, zu üben und alles vorzubereiten, bis Geld kommt schadet ja eigentlich auch nicht. Wenn dann mal Geld da ist, kann man gleich durchstarten. (Da ist natürlich nur dir Frage, dass die Kinder kommen und gehen…) Und auf Geld warten scheint nicht ungewöhnlich zu sein. Es hieß selbst wenn es sechs Monate dauert, bis dahin steht dann immerhin die ganze Sache.

 

Das ist jetzt aber noch nicht alles!

Nach einem dieser abendlichen Kikaos, fragte mich Aisha, ob ich noch Zeit hätte mit ihr ins Landline-Studio in Ubungo Kibangu zu gehen, Musa hätte sie gerufen, es gäbe etwas mit dem Boss von dort zu besprechen, auf den wir natürlich erst mal noch eine Stunde warten mussten in einem Raum, in dem es viel zu kalt war, wegen der Klimaanlage. (Übrigens das einzige Gebäude, das ich hier in der Nähe kenne mit Klimaanlage).

(Zu Musa: Er arbeitet zusammen mit den anderen TSE-Lehrern in der Asante-Arts-Group mit. Sie produzieren Filme und Musikvideos. Er war früher einmal Lehrer am TSE, wurde dort aber rausgeschmissen. Und jetzt hat er solche Ideen und scheucht alle Leute rum.)

Als der Boss dann endlich kam, habe ich erstmals gar nicht verstanden um was es überhaupt geht. Irgendwas mit einem großen Kinderfestival, das das TSE und das Landline-Studio zusammen organisieren würde. Tausende Kinder von ganz Tansania sollten kommen, fünf beliebte Superstars sollen eingeladen werden und und und!

Das Ganze solle von Sponsoren getragen werden. Was ich damit zutun haben soll, habe ich nicht verstanden. Musa meinte, er hätte da was aufgeschrieben dann würde ich alles verstehen, er würde mir das zeigen, es wäre im Uyogaboga-Studio, das bei mir zuhause um die Ecke ist.

Als wir dann mit dem Boss dort fertig waren (keine Ahnung was das Ziel des Gespräches war.), haben wir uns auf den Heimweg gemacht. Aber warum auf den Heimweg, ich dachte er wollte mir noch kurz das zeigen, was er aufgeschrieben hat.

Also sind wir ins Studio gegangen. Diesen Brief um Sponsoren zu werben, den er mir zeigen wollte hatte er auf dem Computer von einem Pastor, der auch mit der Asante-Arts-Group zu tun hat geschrieben. Ich wurde dann zu diesem nach hause geschickt um dort nach dem Laptop zu fragen. Er war allerdings selbst noch mit dem Computer beschäftigt, meinte allerdings er sei sofort fertig. So wartete ich bei ihm im Wohnzimmer auf einer gemütlichen Couch, schaute unsinnige Fernsehsendungen, schlief vor mich hin, weil ich auch ordentlich müde war und wurde anschließend zum Essen eingeladen. Auf jeden Fall ist ordentlich viel Zeit vergangen bis ich dann endlich mal Musas Arbeit zusehen bekommen habe.

In erstaunlich gutem Englisch hat er einen sechs-Seiten-langen Brief an ITV (ein Fernsehsender) geschrieben. Er beschreibt darin, dass er in einem Dar es Salaamer Hotel am Strand ein großes Kinderfestival machen möchte. Es sollen ca. 2000 Kinder eingeladen werden, Plakate und T-Shirts gedruckt werden. Essen und Trinken soll es geben, eben diese fünf großen afrikanischen Künstler sollen eingeladen werden, dann einen Wettbewerb mit großen Preisverleihungen.

 

Das TSE und Landline würden dieses Event organisieren, daher hätte er mir das ja auch erklärt. Es wäre ein toller Punkt in meinem CV, wenn ich anführen könnte ich hätte das erste Festival (weitere sollen folgen) organisiert.

Am Ende seines Briefes soll der „Event Manager“ unterschreiben bisher stehe da sein Name, aber das sollten wir ändern und da solle mein Name stehen. Er sei „Supervisor“ und wir würden dann zusammen zu ITV gehen. Als ich dann meinte, ich will und kann nicht „Event Manager“ sein, meinte er, das könnte auch er übernehmen und ich solle doch „Supervisor“ sein. Er meinte er würde mir alles beibringen, was ich wissen und können müsse. Als ich mich weiterhin geweigert habe hat er es aufgegeben. Außerdem habe ich etwas Druck gemacht, dass ich endlich gehen darf, weil ich echt müde war und schlafen wollte. Irgendwie haben wir uns darauf geeinigt, dass wir dieses Festival zusammen mit den anderen Lehrern vom TSE und von Landline und sonst noch ein paar Leuten, die ich nicht kenne organisieren. Ich habe eh schon genug zu tun.

Wie mir jetzt auch bestätigt wurde soll ich mit Musa etwas aufpassen, der schickt immer Leute rum und zeiht sie in seine Angelegenheiten rein. Dass dieses Festival vom TSE organisiert werden soll, ist noch nicht mal bis ins Office gekommen…

Er kam dann auch mal nochmal ins TSE und meinte, ich solle ihm das Budget abtippen. (Als ob er das nicht selber könnte!) Ich hab das auf jeden Fall gemacht… Über 200 Millionen (!!!) tansanische Schilling soll das jetzt kosten. Schon wieder so etwas Übertriebenes… Aber ich will ihm das nicht sagen, das soll er selber merken.

Vorgestern saßen wir im TSE-Hinterhof Kikao also Musa und die Lehrer vom TSE und noch ein Kerl bei dem ich nicht so ganz verstanden habe, wer er eigentlich ist und haben uns 100 potentielle Sponsoren überlegt. Irgendwie kommt mir das ganze ein bisschen skurril vor…

Mal sehen wie sich das entwickelt…

Ich schreibe gerade viel Blabla, was hier so passiert, ich weiß nicht, ob euch das so interessiert, aber ich musste das einfach mal loswerden. Ihr seht es ist genug los hier. Zeit für Heimweh oder dergleichen habe ich wirklich nicht.

 

 

 

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Sa

04

Feb

2012

Tathimini ni muhimu

(Evaluation ist wichtig!)

Ja ich hätte mal gerne ein bissche Feedback zu meinem Blog. Was wollt ihr eigentlich hören, was langweilt euch, sollte ich lieber kürzere Einträge schreiben, was sollte ich noch weiter ausführen, was glaubt ihr habe ich vergessen zu erwähnen, was findet ihr besonders spannend,...?

Benutzt einfach das Kitabu cha Wageni (Gästebuch) und gebt euren Senf ab! Würde mich freuen =)

Ansonsten gibts noch neue Bilder! (Bzw. neu sind sie nicht wirklich, aber für euch schon!)

 

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Sa

04

Feb

2012

Tulinasa kwenye matope

Diese Geschichte kommt jetzt ein bisschen verspätet, aber ich will sie euch nicht ganz vorenthalten. Hoffentlich habe ich nicht schon alles vergessen.

 

Die Überschrift übersetze ich euch mittendrin, ich will noch nicht verraten um was es geht, will ja nicht die Spannung nehmen.^^ Wer Kiswahili kann hat eben Pech.

 

So also die Geschichte findet statt zwischen Mtwara, wo ich Ende Dezember zusammen mit meinem Arbeitskollegen Oliver, dem Musiklehrer im TSE hingefahren bin, was ich in meinem Blogeintrag vom 5. Januar ja auch schon erwähnt habe und Dar.

Hingefahren sind wir mit einem etwas klapprigen Bus, was ungefähr neun Stunden gedauert hat aber normal ist und auch ganz gut auszuhalten. Anfangs fragte ich mich „Wie kann man nur so lange aushalten?“. Aber ist irgendwie gar kein Problem. Das Fenster über mir war allerdings kaputt und es sind bei jedem Hubbel Glasscherben reingerieselt. Als wir dann auch noch, weil die Straße neugemacht wird, daneben durch die Landschaft gefahren sind, hat unsere Konda (also Konduktor, aber mal eine weibliche) mit einer Türklinke die Scheibe komplett rausgeschlagen. Anschließend hat es angefangen zu regen…

Aber ansonsten verlief die Hinfahrt ruhig und gemütlich mit ein bisschen Gehopse durch die Landschaft.

Die Rückfahrt ist das, worüber ich eigentlich schreiben wollte. In Mtwara am Busbahnhof, haben wir uns am Vortag unsere Tickets gekauft und waren dann am nächsten Tag, pünktlich um halb sechs am Morgen dort. Nur unser Bus irgendwie nicht… Wir haben dann gefragt und es hieß, er würde noch sauber gemacht. Anfangs haben wir das ja auch noch geglaubt, doch irgendwann, nach anderthalb Stunden war klar, dass es nicht stimmen kann. Und es gingen Gerüchte rum, dass der Bus kaputt ist und repariert wird, sie uns das aber nicht sagen wollten. Außerdem hatten wir den Bus schon gesehen, er stand um die Ecke und kein Mensch hat irgendetwas mit ihm gemacht. Der Busbahnhof wurde zusehends leerer, weil die anderen Busse alle losfuhren. Nur wir und unsere Buskollegen standen noch dort im Regen.

Als wir dann gerade beschlossen hatten frühstücken zu gehen, kam der Bus dann doch und ist auch, nachdem er alle und alles eingeladen hatte mit ca. drei Stunden Verspätung losgefahren.

Nur so weit sind wir erst mal nicht gekommen. An der Stelle, wo die Straße repariert wird und die Fahrzeuge (viele Lastwagen und Busse) neben der Straße fahren, staute es sich. Immer wieder ging es weiter, aber sehr langsam. Vom Regen in den letzten Tagen, war die Straße (bzw. der Weg, der dann Fahrbahn war) so aufgeweicht, dass ständig irgendwelche Lastwagen stecken geblieben sind. Wenn es weiter ging, dann mit so einem Gewackel und Geschaukel, dass ich echt teilweise Angst hatte, dass wir umkippen, was auch nicht mal so unberechtigt war… Und mein Anschnallgurt war auch kaputt.

Also wir wurden ordentlich durchgeschüttelt, ich habe mir bestimmt fünf mal den Kopf an der Fensterscheibe angestoßen und weil ich an einer ehemaligen Eingangstür saß, konnte ich kein Fenster aufmachen, nass bin ich aber trotzdem geworden, weil diese besagte Tür nicht wirklich dicht war.

So ging es dann weiter. Immer ein Stückchen vorwärts und dann mussten wir wieder warten. Sind teilweise auch ausgestiegen und haben überlegt ob wir wohl Neujahr unterwegs feiern werden. Es wurde dann schon langsam dunkel aber es ging weiter, mit Steckenbleiben, Gehüpfe, Steckenblieben und so weiter. Unseren Busfahrer habe ich für einen ziemlichen Profi gehalten. Wir sind durch die dicksten Matschberge durchgekommen, oder außen Drumherum und an vielen Steckengebliebenen vorbeigezogen. Uns wurde zugejubelt!

Bis plötzlich, alle noch in voller Freude am Vorbeiziehen, die Reifen durchdrehten, es ordentlich vor und zurückschaukelte aber nicht wirklich weiterging. Ich dachte es geht bestimmt gleich weiter, aber dem war nicht so. An dieser Stelle übersetze ich euch mal die Überschrift, die nichts anderes bedeutet, als: „Wir sind im Matsch steckengeblieben.“


Wir befanden uns mitten im Busch, es war stockdunkel, ein Funkloch und irgendwie war plötzlich auch kein anderes Auto mehr zusehen. Das einzige Lebewesen, das aufgetaucht ist, war ein kleiner Junge mit einer großen Schaufel. Keiner wusste so recht, wo er eigentlich herkommt, aber es waren ihm alle dankbar, die Schaufel, war doch sehr geschickt! Also wurde gebuddelt, was das Zeug hält, der Bus hin und her gewackelt, viel diskutiert und rumgeschimpft. (Dazu gibt’s übrigens auch Bilder, wenn ihr mal auf Picha klickt.)

Alle wurden aus dem Bus rausgeschickt, außer Mütter mit kleinen Kindern und die Schlafenden (was mir ein Rätsel ist, wie man da schlafen kann) wurden auch nicht geweckt. Also hockten wir stundenlang neben dem Bus im Matsch und haben den Leute (bzw. es konnte immer nur einer graben, schließlich hatten wir nur eine Schaufel) beim buddeln zugeschaut.

Wir waren ungefähr 80 Leute und auch viele Kinder, aber irgendwie hatten wir nichts mehr zu essen und zu trinken außer Mangos, die man ungewaschen nicht unbedingt essen sollte. Was wir trotz allem gemacht haben bis Oliver meinte, dass wir mal aufhören sollten, sonst bekommen wir beide noch Durchfall und das ist nicht so schön im Bus. Langsam waren alle müde und der Bus wollte einfach nicht aus seinem Matschberg rauskommen… Unser Busfahrer regte auch alle auf mit seinem Geschwätz, außerdem wollte er sich nicht von einem Lastwagen rausziehen lassen, weil sonst der Bus kaputt gehen würde. Trotz allem hat sich niemand beschwert, noch rumgejammert.

Naja irgendwann gab es den Befehl: „Alle in den Bus, jetzt wird erst mal geschlafen bis morgen früh!“ Ich habe echt erstaunlich gut in dem stickigen stinkenden Bus geschlafen, war nur von oben bis unten zerstochen und überzeugt, dass ich mit Sicherheit Malaria bekommen werde. (Dem war aber doch nicht so.)

Am nächsten Morgen bewegte sich immer noch nichts, außer dass die Busse, die am Tag nach uns gestartet sind, uns schon überholen. Wir haben uns erst mal zusammen mit den anderen Passagieren auf eine Wanderung begeben in ein kleines Dorf zum Frühstücken. Als wir zurückkamen, hatte sich der Busfahrer umentschieden und unser Bus wurde dann doch von einem Laster rausgezogen.

Endlich ging es weiter. Zwar immer noch mit Stau, aber ohne Steckenbleiben.

Ich habe sie zwar nicht in Action gesehen, aber es wurde erzählt, dass Kinder vor den Lastwagen und Bussen durch die Schlammlöcher waten um den Fahrern zu zeigen, wie tief der Schlamm ist und wo sie durchfahren können.

Eine andere Sache ist, dass es auch Leute geben soll, die heimlich Löcher in die Straße graben, eben damit die Fahrzeuge stecken bleiben um ihr Geschäft anzukurbeln, wie Frühstück für Steckengebliebene, Schaufeln verleihen, oder Abschleppdienste anbieten. Keine Ahnung, ob das wahr ist, das Gerücht ging im Bus rum.

Als wir dann in einem Dorf angekommen sind, sind wir erst mal stehen geblieben und alle fingen an sich zu beschweren, dass sie jetzt schon gefrühstückt hätten und so schnell wie möglich nach Dar wollten. Es sollte allerdings keine Frühstückspause sein…

Was genau das Problem war, habe ich nicht verstanden, weil mir dazu die Vokabeln fehlen. Das einzige, das ich verstanden habe ist, dass im Motor Wasser kocht und das ausgetauscht werden müsse, damit wir weiter fahren können. Also haben wir ganz viele Eimer kaltes Wasser mitgenommen, das Wasser im Motor wurde ausgetauscht und dann ging es weiter. Leider nur für fünf Minuten, dann musste wieder Wasser gewechselt werden…

So sind wir gerade noch bis zum nächsten Ort gefahren und dann hieß es, man könnte von dort sich ein neues Busticket für einen anderen Bus kaufen (Was wir dann auch gemacht haben.) oder bis zum Abend warten, es würde ein Fundi (jemand der Repariert) aus Dar kommen und das vielleicht wieder hinbekommen.

Wir sind dann mit einem Daladala weitergefahren, weil es uns echt zu blöd war, wer kein Geld hat musste allerdings warten…

Nach ungefähr vierundzwanzig-stündiger Verspätung sind wir dann zuhause angekommen, gerade noch rechtzeitig um Mangomarmelade zu kochen und Silvester zu feiern.

 

 

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So

05

Feb

2012

ripoti ya pili baada ya miezi sita

Heute zur feiert des Tages - ich bin jetzt genau sechs Monate in Tanzania - gibt es meinen zweiten Weltwärtsbericht, der die vergangenen sechs Monate zusammenfassen soll. (Zur Überschrift: "Das heißt einfach Zweiter Bericht nach sechs Monaten")

Viele von euch kennen ihn wohl schon, weil ich ihn, sobald ich damit fertig war rumgeschickt habe, aber hier noch mal für alle:

 

Das Daladala (Kleinbus) kommt angerollt und Menschen drängeln sich zur Tür. Eigentlich ist es schon überfüllt, aber selbst, wenn wir es vorbeifahren ließen, alle anderen Busse in diese Richtung sind genauso voll. Also Gitarre durch das vordere Fenster hineingeschoben, die Leute die vorne sitzen, stehen und sich stapeln, halten sie schon fest. Sich schnell Richtung Tür durchquetschen, reindrücken lassen; festhalten braucht man sich nicht, umfallen kann sowieso keiner. Das ist Alltag im Dar es Salaamer Straßenverkehr! Aber die Menschen helfen sich, jeder will ankommen. Die Kinder sitzen auf den Schößen von Fremden, wie auch Taschen und Gitarren gibt man anderen Passagieren und Berührungsängste hat hier niemand.


Mein Arbeitskollege und ich sind auf dem Weg nach Kigamboni um seinem Bruder (der nicht sein Verwandter, sondern ein Freund ist) zu besuchen und ihm die Gitarre zurück zu bringen. Nur um jemanden für zwei Stunden zu besuchen begibt man sich hier auf lange Reisen. Wobei die Entfernung oft nicht so weit ist, sitzt man doch Stunden im Bus. Aber man gewöhnt sich daran und langweilig wird einem auch nicht, selbst wenn man alleine unterwegs ist, da man immer jemanden findet, mit dem man sich nett unterhalten kann. Ich hatte in letzter Zeit öfters sehr interessante Gespräche im Bus.


Es passiert unglaublich viel – jeden Tag etwas Neues! Ich kann gar nicht alles erzählen, aber ich versuche mal einen Überblick zu geben.


In den letzten sechs Monaten habe ich mich sehr gut hier eingelebt. Die Zeit ist so schnell vergangen, dass es sich nicht wie ein halbes Jahr anfühlt, wohl weil es mir hier unglaublich gut geht. Ich habe jede Menge zu tun, viel Arbeit, viele Projekte, manchmal auch etwas zu viel aber es macht mir Spaß! Und langsam habe ich auch wirkliche Freunde gefunden, die nicht nur mich ihre Freundin nennen, sondern auch ich als meine Freunde bezeichne!


Zu tun gibt er mehr als genug! Bei mir im Projekt, dem TSE (Talent Search and Empowerment) kommt zurzeit jeder mit einer Idee für ein neues Projekt zu mir und will meine Meinung hören und Ratschläge und meine Unterstützung haben. Es kommen mir nicht alle Projekte sinnvoll vor und einige – das sieht man ihnen an – sind von Anfang an zum Scheitern verurteilt.

Im März soll ein riesiges Kinderfestival stattfinden was sich für mich aber sehr utopisch anhört, die Planung ist noch nicht sehr weit fortgeschritten. Die Idee hat ein früherer TSE-Lehrer in die Welt gesetzt. Er strängt sich jetzt mächtig an, macht Pläne – allerdings nur auf den Papier – scheucht alle Leute durch die Gegend aber irgendwie scheint niemand so wirklich überzeugt zu sein von seinem Projekt. Von mir wollte er, dass ich „Event-Manager“ bin, was ich dankend abgelehnt habe, er aber erst mal nicht verstehen konnte. Er meinte, alles was ich wissen müsste, würde er mir beibringen und außerdem würde es sich sehr gut in meinem Lebenslauf machen; Es wäre so eine große Chance für mich, die ich doch auch nutzen sollte. Er wollte mich ernsthaft dazu überreden! Zum Glück konnte ich mich da rausreden und bin jetzt nicht sein Manager.

Eine andere Idee ist eine Fernsehserie, in der die TSE-Kinder spielen sollen, die über ein Jahr jede Woche in einem tansanischen Fernsehsender gezeigt werden soll. Dieses Projekt wir zurzeit fleißig vorbereitet, es wird die Handlung erfunden, aufgeschrieben, auswendig gelernt und erste Szenen gespielt, obwohl in den Sternen steht, ob dieses Projekt auch wirklich Geld zur Unterstützung bekommt. Es ist nicht mal genug Geld im Office um das Skript zu kopieren, damit jeder eine Kopie bekommen kann.

Zusätzlich habe auch ich kleinere Projekte, wie Malunterricht für die TSE-Schüler, Turnen und Slakline und mein Schmuck-Projekt, welches langsam anläuft. Das Erste, das ich im TSE angefangen habe, war etwas Garn zu kaufen und mit den Kindern Armbänder zu flechten. Mittlerweile können das die meisten von ihnen ziemlich gut, stellen auch echt schöne Dinge her. Wir mischen mit Perlen und verschiedenen Techniken, die ich zum größten Teil auch erst hier gelernt, bzw. „erfunden“ habe. Ziel ist auch andern Schmuck außer Armbändern herzustellen und diesen dann zu verkaufen. Ganz vorsichtig haben wir auch schon angefangen die ersten Stücke zu verkaufen, was natürlich jedes Mal ein Erfolgserlebnis ist. Was wir mit dem Geld machen, wissen wir noch nicht, wobei ich das die Kinder entscheiden lassen möchte. Leider verschwinden auf rätselhafte Weise immer die schönsten Stücke sodass das Geschäft nicht ganz so gut laufen will…


Ansonsten bin ich im TSE viel beschäftigt. Vorgestern habe ich mich beschwert, dass ich die ganze Zeit meinen Namen höre. Alle rufen: „Franzi, njoo mara moja!“ (Also „komm mal her!“) und scheuchen mich somit durch die Gegend. Meine Kollegin meinte ich sei eben mittlerweile wichtig geworden. Ich weiß gar nicht, wie jeder Tag so vergeht, aber ich bin von Morgens bis abends gefordert. Ich mag meine Arbeit, auch wenn sie mich etwas anstrengt, vor allem weil es auch sonst noch so viele schöne Dinge gibt, die ich gerne machen möchte, wie zum Beispiel ein bisschen in Dar es Salaam rumkommen, Leute und Vorführungen besuchen und mich mit Freunden treffen.

Ein sehr schönes Gefühl ist es Freunde zu finden und sie richtig kennenzulernen, nicht nur oberflächlich. Ich verbringe auch nach der Arbeit viel Zeit mit meinen Kollegen, wir besuchen uns, kochen zusammen und reden vor allem viel. Wir lachen zusammen und machen Witze und Blödsinn. Kiswahili ist kein großes Problem mehr, wenn ich mich konzentriere und mein Gegenüber sich etwas anstrengt, verstehen wir uns sehr gut. (Wenn ich allerdings versuche die Zeitung zu lesen, einem Gespräch oder den Fernseh- oder Radionachrichten zuhöre, verstehe ich zwar viele Wörter, den Zusammenhang aber nicht.)

An einem Abend (bzw. in einer Nacht) haben wir zu viert bei meiner Kollegin gekocht und uns Gruselgeschichten erzählt bis sie irgendwann meinte sie hätte jetzt Angst und er solle doch aufhören mit seinen Geschichten. In seinen Geschichten ging es um Hexen und ein Halb-Mensch-Halb-Löwe-Wesen und andere seltsame Figuren. Irgendwann ist mir klar geworden, dass er es ernst meint und wirklich glaubt, dass es Hexen gibt. Wenn man eine bestimmte Mischung Blätter in der Hand tragen würde, würde man sie auch sehen, sie seien dann nackt und würden einen ansprechen. Er meinte er hätte es am Anfang auch nicht geglaubt, dann aber ausprobiert und es hätte geklappt! Als ich meinte, ich würde das nicht glauben, waren sie doch sehr entgeistert und ich wurde ernsthaft gefragt, ob es in Deutschland keine Hexen gäbe. Ich wundere mich doch sehr darüber. Mit Sicherheit werde ich eines Tages mit diesen Blättern durch die Straßen laufen und schauen, ob ich eine Hexe sehe.


Kürzlich saß ich einige Stunden im Computerraum – ohne Strom – zusammen mit den Computerschülerinnen und habe mich mit ihnen über Deutschland unterhalten. Ich wurde Sachen gefragt, wie ob denn alle Leute in Deutschland reich wären, oder warum alle Häuser hätten, ob auch Schülerinnen geholfen wird, die schwanger werden (In Tansania werden sie aus der Schule gejagt und oftmals auch zuhause rausgeworfen.), warum kein Müll auf der Straße läge, ob es Motorradtaxis gäbe, warum alle Straßen geteert sind und ob die Leute glücklicher wären, schließlich ist ja alles viel sauberer etc.. Wir waren beiderseits recht erstaunt. Ich habe mich doch sehr über ihr Bild von Deutschland gewundert; Sie wollten mir nicht glauben, dass es Busfahrpläne gibt, an die sich die Busfahrer halten können. „Warum gibt es denn keinen Stau?“, war die Frage. Oder dass man, wenn man in eine Bar geht, selten auf Plastikstühlen sitzt oder von Plastiktellern isst und auch Trinkwasser oft in Glasflaschen verkauft wird und man das Leitungswasser trinken kann. Dass ich bisher nur drei ganz kurze Stromausfälle in Deutschland erlebt habe, wollten sie mir nicht glauben.

An einem anderen Tag kam eine ältere Frau ins TSE, die mich zum christlichen Glauben bekehren wollte. Sie meinte, sie wäre gekommen um mit mir darüber zu reden, was nach dem Tod passiert. Als ich meinte, ich würde nicht an Gott glauben, fragte sie mich, wo denn die Menschen, die Ameisen und die ganze Welt herkommen würden. Als ich sagte, ich glaube Darwin hätte Recht, meinte sie, der hätte schon so viele Leute belogen. „Die Menschen seinen also mal Affen gewesen aber warum verändern sie sich jetzt nicht mehr?“, fragte sie mich. Als ich meinte, sie würden sich eben nur ganz langsam verändern, gab sie erst mal auf und beschloss mir ein Buch zu bringen, das ich gefälligst lesen solle. Ich habe es noch nicht bekommen aber sie scheint es ernst zu meinen; ich schätze sie kommt noch mal vorbei.

So jetzt habe ich noch etwas ganz anderes zu erzählen.

In den letzten drei Monaten hatte ich Ferien und bin zusammen mit David, meinem Mitfreiwilligen nach Namibia gereist und plötzlich in einer total anderen Welt gelandet. Wenn man Dar es Salaam für eine afrikanische Stadt hält, dann ist Windhoek nicht mehr Afrika. Es ist alles geordnet, geplant und sauber und viele Leute sprechen Deutsch. Wir konnten mal ein bisschen Abstand von unserem tansanischen Alltag gewinnen und viel Neues sehen, auch wenn wir die meiste Zeit der Reise aus Bus-, Bahn- oder Autofenstern geschaut haben. Von Dar es Salaam am Indischen Ozean bis nach Swakopmund am Atlantik ist es echt verdammt weit!

Zu Weihnachten waren wir wieder zuhause und am Tag nach meinem Geburtstag bin ich mit meinem Arbeitskollegen nach Mtwara, seinem Heimatsdorf, gefahren und habe seine ganze Familie kennengelernt. Auch das war eine interessante Reise, mit vielen spannenden und lustigen Ereignissen auch er hat sehr gestaunt, wie sich sein Heimatsort in den letzten sechs Jahren verändert hat.

Silvester und Neujahr waren wir wieder zuhause; Feuerwerk allerdings haben wir selbst vom Dach aus kaum gesehen. Man sollte Mwaka Mpya (Neujahr) nicht in den Uswalini (Armenviertel) feiern, wurde uns hinterher mitgeteilt. Am zweiten Januar ging es dann nach Sansibar zum Zwischenseminar. Wir haben viele (erstaunlich nette) Freiwillige aus Tansania getroffen und konnten uns mit ihnen über unsere Erfahrungen austauschen, die vergangene Zeit reflektieren, über verschiedene Themen diskutieren und noch einiges lernen. Wir waren auf jeden Fall produktiv und hatten eine schöne Zeit.

Wobei ich jetzt doch froh bin, wieder im TSE zu sein, wo ich mich mittlerweile wirklich zuhause fühle. Auch wenn mich nach dem Urlaub alle damit genervt haben, dass sie ein Geschenk wollen. Schließlich wäre ich in Namibia, Sambia, Mtwara und auf Sansibar gewesen und Weihnachten sei jetzt auch gewesen (Wobei man sich hier an Weihnachten nicht großartig beschenkt.), da müsste ich ihnen doch ein Geschenk bringen können! Manchmal halte ich die Leute echt für ziemlich frech, aber wenn man nicht fragt kommt man auch zu nichts, so läuft das hier!


So ich hoffe das war jetzt genug Überblick, ich könnte noch Seitenweise weiterschreiben, es gibt genug zu erzählen aber ich belasse es mal dabei.

 

Ja das werde ich auch tun! Zur Zeit habe ich echt Spaß am schreiben! Wenn ich Zeit dazu finde bin ich immer am aufschreiben.

Und vielen Dank für euche netten E-Mails. Ich freue mich immer sehr darüber ein bisschen was von euch zu hören.

 

So also bis bald.

Liebe Grüße

Franziska

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Fr

17

Feb

2012

Kote kuna plastiki

Wenn man an Afrika bzw. (weil man das ja nicht so pauschal sagen kann) Tansania denkt, dann denkt man mit Sicherheit nicht zuerst an Plastik. Aber das ist hier so allgegenwärtig; alles ist aus Plastik und überall sieht man es!

 

(Überall gibt es Plastik)


Wenn man essen geht – was man hier recht oft macht, weil es billiger ist und schneller geht als Selber-Kochen – dann sitzt man auf Plastikstühlen, isst von Plastiktellern auf Plastiktischen Essen, das aus Hotpots aus Plastik kommt und wahrscheinlich mit einem Plastikschöpflöffel aufgetan wurde  und wäscht sich die Hände mit Wasser das aus einer Plastikkanne oder einem Plastikeimer kommt. Wer sich ein Wasser bestellt bekommt dieses in den üblichen Plastikflaschen serviert. Da man das Wasser aus der Leitung eigentlich nicht trinken soll, sind das sehr viele Flaschen, die man so leer macht über die Zeit.

Irgendwie kommt mir das ganze ziemlich ungesund vor. Es gibt keine Müllabfuhr und auch keine Mülleimer. Die Straßen (also die meisten sind nicht geteert) sind voll mit Plastikmüll. In der Regenzeit, wenn der Straßenboden eine aufgeweichte Matschbrühe ist, dann mischen sich verlorene Plastikflipflops, Tüten, Plastiktischbeine, Flaschendeckel, Autoreifenstücke, Computergehäuse und Filmbänder darunter bis alles eine einheitliche Masse ist. In der Trockenzeit gucken halbe Schuhe aus dem steinharten Erdboden.  
Wenn der Plastikmüll nicht gerade festgetreten wird, wird er auf der Straße oder in den Hinterhöfen verbrannt. Dieses brennende Plastik stinkt ziemlich ekelig… und gesund ist es sicherlich auch nicht.
Warum sind aber auch alle Sachen aus Plastik so kurzlebig? Man schreibt hier nur mit bunten Plastikkugelschreibern, die man überall für wenige Schilling kaufen kann. Leider schreiben sie auch nur dementsprechend kurz und landen dann auf der Straße oder im Feuer, genauso Spitzer, Plastikmatten, Gummischuhe, Plastikspielzeug und chinesische Handyladekabel.
Immerhin werden Plastikflaschen gesammelt und anscheinend eingeschmolzen um neue Flaschen daraus zu machen. Was ja schon mal ein guter Ansatz ist, wie auch dass auf Sansibar Plastiktüten verboten wurden. Hier in Bongo ist das nicht der Fall; für jeden noch so kleinen Einkauf bekommt man eine Extraplastiktüte. Alles ist voll mit kleinen schwarzen Plastiktüten.
Aus irgendeinem Grund ist es sehr wichtig, seinen Einkauf vor den anderen Leuten zu verstecken.
Als ich bei unserer Hausduka kürzlich Blue Band- Margarine gekauft habe und den Plastikbeutel abgelehnt hatte, fragte mich Stivi (also der Verkäufer) ob es mich nicht stören würde, wenn die anderen Leute sehen würden, dass ich Blue Band esse. Was ist denn daran so schlimm?
Die Leute reden sehr viel, wenn der Tag lang ist. So langsam bekomme ich auch immer mehr mit, was immer so in dieser Gerüchteküche umgeht. Trotz allem ist mir die Wichtigkeit des Versteckens des Einkaufes nicht klar.
Was auch in Plastiktüten eingepackt ist, sind die Erdnüsse, die man ständig an der Straße sieht und Wassereis, bei dem man meistens die Tüte fast mitisst, weil sie so weich ist.
Hier tragen die Frauen ihr Wasser in Plastikeimern auf den Kopf. Eigentlich geht es allgemein ziemlich viel um Wasser und dieses befindet sich immer in Plastikbehältern. Zu jedem Haushalt gehören Plastikeimer, auch wenn man sich das nicht so ganz vorstellen kann aber irgendwie scheinen sie unentbehrlich zu sein. Wenn man nicht sein Wasser darin aufbewahrt, sie zum Duschen benutzt (fast nirgendwo reicht der Wasserdruck in der Leitung zum duschen, bzw. in diesem Sinne Dusche gibt es nicht), dann verkauft man daraus Maandazi.


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Di

06

Mär

2012

Nataka mjue sijambo

Kann gerade nicht einschlafen… Es ist schon zwei Uhr nachts aber irgendwie usingizi hamna („keine Müdigkeit“, hört sich nur auf Kiswahili besser an). Ich liege jetzt mit dem Laptop im Bett und das Handy (als Taschenlampe) habe ich im Mund, weil irgendwie gibt es gerade nur ein bisschen Strom, der nicht reicht für die Glühbirne in meinem Zimmer. Ansonsten habe ich Mücken unterm Fliegengitter, die mich gerade ganz frech stechen…

 

Mir ist aufgefallen ich habe euch schon lange nichts mehr über meine Arbeit im TSE, meine Projekte und wie’s mir sonst so geht berichtet, das will ich jetzt zu dieser seltsamen Stunde mal nachholen.

 

Die Überschrift heißt nichts anderes als „Ich will, dass ihr wisst, dass es mir gut geht!“

 

Ich habe mich ernsthaft gut eingelebt und fühle mich total zuhause. Habe gute Freunde gefunden und verstehe mich super mit meinen Kollegen und ich bin immer noch überzeugt, dass ich das aller beste Projekt von allen habe! Es passt wohl einfach super gut zu mir.

Was ich im Moment mache, ist Armbändchen, Ketten und Ohrringe zusammen mit den Kindern herzustellen und diese zu verkaufen, jeden Mittwoch seit zwei Wochen ist Malen angesagt, mein Turntag ist der Freitag und Slackline jeden Tag von drei bis vier. Den Rest vom Tag bin ich aber auch beschäftigt,…

 

Ich erzähle euch einfach mal ein bisschen was über meine Projekte. Also erst mal zu meinem Schmuck-Projekt, ich glaube dazu habe ich schon am meisten geschrieben.

Heute habe ich einige der Verkaufsstücke zur TSE-Schneiderei gebracht, damit die das dort auch verkaufen. Mal sehen ob das was wird. Da scheint irgendwie geklaut zu werden, auch mein Rock ist spurlos verschwunden…

Wenn es auch etwas chaotisch zugeht, dann sind doch alle hochmotiviert und haben Spaß daran Perlen aufzufädeln und Armbändchen zu knüpfen. Ich habe Spaß daran zu experimentieren und die Kinder auf neue Ideen zu bringen. Ein paar Bilder dazu verspreche ich euch mal, aber bisher noch nicht.

 

Jetzt gibt es erst mal neue Bilder und Infos zum Malprojekt. Also zusammen mit Mors dem Hip-Hop-Lehrer des TSE und Abuu Chogo einem früheren Schüler des Dogodogo-Centers habe ich angefangen ein Malprojekt vorzubereiten.

Also wir sind erst mal durch die Innenstadt geirrt um alle Materialien zu besorgen. Ich sag euch, dass ist ganz schön viel Arbeit, bis man mal alles zusammen hat, was man braucht. Chogo hat da zwar einen ganz guten Durchblick, aber trotzdem waren wir ewig beschäftigt. Einkaufen ist nicht so unkompliziert wie in Deutschland. Außerdem haben mir die beiden Jungs die ganze Zeit Angst machen wollen, dass ich beklaut werde, bis sie meine Tasche und mein Handy getragen haben. Passiert ist nichts aber natürlich ist da etwas dran, ich bekomme immer wieder die Geschichten von meinen Vorgängern erzählt…

Schlussendlich haben wir auf jeden Fall alles bekommen, was wir wollten und konnten dann loslegen zusammen mit den Kindern Bilderrahmen zu bauen. Dazu gibt’s auch schon Bilder!

So weit ist das Malprojekt noch nicht vorgeschritten; dass es an die Farben geht, das passiert dann wohl nächsten Mittwoch. Es freut mich sehr, dass es einigermaßen geordnet zugeht und bisher zu keinen größeren Katastrophen kam.

Chogo ist mir eine gute Hilfe. Er ist hochmotiviert, hat wirklich Ahnung und ist um einiges perfektionistischer als den Rest der Tansanier, die ich bisher kennengelernt habe. Halbe Sachen mag er genauso wenig wie ich, daher bin ich sicher, dass dieses Projekt nicht so einfach im Sand verläuft, wie so mach andere Sachen.

 

Allgemein ist mir aufgefallen, dass ziemlich viel ausprobiert und experimentiert wird, wenn es um Biashara, also ums Geschäft geht. Einerseits kann jeder leicht was Kleines erfinden und damit sein Geld machen, ohne irgendeinen Vertrag zu unterschreiben, etwas anzumelden oder das in einer Berufsschule gelernt zu haben. Jeder kann sich Erdnüsse kaufen, diese rösten, in Plastiktütchen abpacken und am Straßenrand verkaufen um sich etwas Geld dazuzuverdienen.

Es beindruckt mich echt, wie unkompliziert es eigentlich ist ein kleines Geschäft aufzumachen. Sogar ich habe schon angefangen mit meinem Kalcha-Projekt!

Andererseits was kommt den dabei raus, wenn es keine Spezialisten auf irgendeinem Gebiet gibt, sondern nur Leute, die alles ausprobieren und Glück haben dass es klappt oder auch nicht… Wenn nicht, dann erfindet man eben etwas Neues. Mir macht es auf jeden Fall Spaß zu erfinden. Es kommt mir ein bisschen vor, wie ein Spiel unter Kindern, nur das es ganz echt ist und ernsthaft um echtes Geld geht. Wir basteln unsere Armbändchen, denken uns einen Preis aus und verkaufen sie an echte Kunden für echtes Geld!

 

So jetzt Felix zu deiner Slackline: Noch geht es ihr gut, wenn sie auch ordentlich sandig geworden ist. Jetzt wo Sadiki, der ganz plötzlich darauf laufen konnte, weg ist, habe ich zwei andere Kandidaten, die auch ganz nah dran sind. Nach und nach werden meine Kinder vom Ehrgeiz gepackt, jetzt wo sie merken, dass wenn man es ein bisschen übt recht schnell Fortschritte macht.

(Wer noch nicht weiß, was eine Slackline ist: Das ist eigentlich nur ein Spanngurt, wie man ihn bei einem Autoanhänger hat, den man zwischen zwei Bäume spannt und anschließend darauf läuft und sogar wie auf einem Trampolin hüpfen kann, wenn man’s drauf hat.)

Da ich Anse, der irgendwie König des Hinterhofs ist und bestimmen darf, wer wann Lärm macht, überredet habe, dass ich von drei bis vier Uhr am Nachmittag die Slackline aufspannen kann, besteht jetzt auch die Möglichkeit!

 

Mein Turnfreitag ist immer noch nicht ganz zufriedenstellend. Ich habe es zwar schon geschafft einigen Kindern ein bisschen was bei zubringen aber irgendwie nur einzelne unnütze Übungsfetzen. Um ihnen richtig etwas beizubringen, geht es zu chaotisch zu und es sitzen zu viele daneben bzw. kommen nur ab und zu. Mit ständig wechselnden Leuten kann man eben nichts Sinnvolles aufbauen, was mich etwas ärgert.

Ich weiß nicht wie und ob überhaupt ich das noch ändern kann… Es gibt drei vier Kinder die wirklich motiviert sind und mit denen es Spaß macht aber das war‘s…

Komischer Weise gibt’s immer noch kein Usingizi aber ich habe jetzt erst mal keine Lust mehr weiter zu schreiben…

Also macht’s gut!

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Di

27

Mär

2012

Msiba

Letztes Wochenende war ich meinen Arbeitskollegen Oliver zuhause besuchen und ganz plötzlich wurde er von seiner Schwester Mama Jeni angerufen. Er war jedenfalls sichtbar überrascht. Okay was gibt’s denn jetzt schon wieder, hab ich mir gedacht. Mama Jeni ist verheiratet gewesen mit einem Mann, der sie vor ungefähr einem Jahr verlassen hat. Da er weiterhin in ihrem Haus wohnte und das Auto fährt, gab er ihr jeden Monat etwas Geld zurück. Jetzt war er krank, hatte irgendwas am Kehlkopf und ist überraschender Weise plötzlich gestorben.

 

Sie hatte irgendwie dann Angst alleine zum „Msiba“ (deutsch: „Unglück“, „Leid“, wobei ich es bisher nur im Zusammenhang mit einem Gestorbenen gehört habe) zugehen.

 

Oliver meinte ich könnte ja mitkommen und mir das anschauen. Ich war mir erst nicht so ganz sicher, ob das klar geht und hab ihn erst mal noch etwas ausgefragt. Er meinte es wäre nicht so schön, weil viele Leute weinen würden, aber es könne jeder dort hingehen, auch Leute, die den Verstorbenen nicht kennen. Die ganzen Leute aus der Nachbarschaft und von Sonstwoher würden einfach zur Unterstützung kommen, das wäre vollkommen in Ordnung.

 

Ich dachte mir dann, warum soll ich es mir nicht anschauen gehen, wenn ich das jetzt schon so angeboten bekomme.

 

Von irgendwelchen Nachbarn hab ich mir zwei Kangahälften ausgeliehen, weil die Frauen sich bedecken würden. Ich weiß mittlerweile auch wie man das trägt, kam mir trotzdem recht verkleidet vor…

 

An der Bushaltestelle haben wir dann Mama Jeni getroffen, die eigentlich ganz munter wirkte. Unterwegs ist sie allerdings dreimal Leuten um den Hals gefallen und hat lauthals losgeweint. Mir war die ganze Situation äußerst unangenehm und war froh, dass ich mich unter meinen Tüchern verstecken konnte. Ich bin den beiden sehr schweigsam gefolgt und habe mir das alles angesehen. Als wir dann bei dem Haus von dem Verstorbenen bzw. Mama Jenis altem Zuhause angekommen sind, meinte Oliver, dass die Frauen reingehen würden, die Männer blieben draußen.

 

Einigermaßen eingeschüchtert bin ich Mama Jeni in einen kleinen Raum gefolgt, der bis auf ca. zehn in bunte Tücher gehüllte Frauen und einige Sitzkissen leer war. Ich wusste nicht so recht, was ich sagen und machen sollte und als ich plötzlich in der Mitte des Zimmers stand habe ich mich einfach mal dort auf den Boden gesetzt.

 

Da saß ich dann und hatte viel Zeit alles anzuschauen. Ich hatte keine Ahnung auf was die Frauen warten. Sie schienen sich teilweise nett im Flüsterton zu unterhalten. Bis auf Mama Jeni und noch zwei andere Frauen sahen sie auch nicht sehr unglücklich aus. Ich wusste nicht so recht, wo ich hingucken sollte und wurde weder angesprochen, noch groß angeschaut. Also beobachtete ich die bunt lakierten Fußnägel einer älteren Frau und die Fliegen die darüber liefen, die Fußballspieler neben Jesus auf Riesenpostern an der Wand und belauschte ein Gespräch, worin es aber nur um Handyladekabel ging, die dann später auch mitten im Raum von einem Sharobaro ausprobiert wurden.

Irgendwann hat dann Mama Jeni angefangen mit mir zu reden und als die anderen merkten, dass ich ja Kiswahili spreche wurde ich über alles Mögliche ausgefragt.

 

Irgendwann kam dann Oliver rein um zu fragen ob ich noch Lust hätte. Weil ich mich nicht getraut habe zu fragen, auf was wir denn eigentlich warten würden, hab ich erst mal keine Aussage gemacht. Irgendwie war ich auch neugierig, was denn eigentlich folgen würde, auf was gewartet würde. Als dann aber klar war, dass Mama Jeni da noch bis zum Abend ist, und eventuell sogar dort schläft, sind wir doch aufgebrochen und ich konnte endlich meine ganzen Fragen loswerden.

 

Also was ich dann erfahren habe: Die Leute sitzen da bis der Leichnam kommt, aber der kommt erst am nächsten oder übernächsten Tag. Wären wir an diesem Tag noch länger dageblieben, hätten wir noch was zu essen bekommen. Die Leute würden – wie irgendwie immer – auf das Essen warten… Die Beerdigung wird in Mtwara sein, wo auch Oliver herkommt. Das ist eine ordentliche Reise auf die sich die ganzen Leute begeben. Da Mama Jenis Mann Soldat war, fährt ein Armeebus dort hin. Jeder der mitwill kann kostenlos mitfahren. Er meinte, wenn ich Lust hätte könnten wir ja dort hingehen. Ich weiß nicht, ob er es ernst gemeint hat, aber theoretisch wäre es tatsächlich möglich. Es ist üblich, dass jede Menge Leute bei einer Beerdigung dabei sind. Und wenn man kostenlos reisen und essen kann, dann bietet sich das ja auch an.

 

Und auf meine Frage wovor Mama Jeni denn Angst hätte, war er erst mal erstaunt, dass ich das überhaupt verstanden habe und meinte, dann dass sie die Leute nicht so mögen würden und sie gezwungen sie etwas zu weinen, sonst würden sie schlecht über sie reden.

 

So viel trockene Berichtserstattung, aber wenn ich schon „Utamaduni“ also „Kultur“ unterrichtet werde, dann kann ich das ja auch weiter geben.

 

Bis bald mal wieder!

 

 

 

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Do

03

Mai

2012

Kushuti video za mziki

Tut mir Leid, dass ich zurzeit nicht von mir hören lasse. Dabei gibt es eigentlich so viel zu erzählen! Geschichten aus dem TSE, das Malprojekt, Standausflüge, Aufführungen, Ausflüge ins Dogodogo- und BabaWatoto-Center, Geschichten von Kindern die Gift trinken und von den Dreharbeiten von letztem Wochenende. Dann wollte ich mal noch einen Blogeintrag über die Sprache Kiswahili schreiben und über Tansanische Feste und einen Zeitungsartikel übers Erwachsenwerden. Das mache ich noch, bin nur bisher noch nicht dazu gekommen…

Vielleicht fange ich einfach mal bei unseren Musikvideos an. Also mein Kollege Oliver hat sein erstes Album aufgenommen. Die acht Lieder, die ich hier mal hochgeladen habe, leider aber noch nicht funktionieren, sind sein erstes Album. Die versuche ich mal noch zum Laufen zu bringen…

Ja und zu drei von den Liedern („Amka“, „Pachingo Mbaride“ und „Najua Nilichopenda“) haben wir Musikvideos gedreht. Während den Dreharbeiten sind außerdem äußerst viele Fotos entstanden. Einige davon habe ich mal hochgeladen, habt ihr ja vielleicht schon gesehen.

Wir haben also letzten Samstag angefangen im TSE zu drehen. Zusammen mit den Kindern haben wir eine Art kleines Theaterstück und Tanz aufgenommen. Debora und eine andere Tänzerin waren da, haben jede Menge Schmuck und Klamotten mitgebracht und da natürlich auch ich an manchen Stellen auf dem Video sein muss, war ich die ganze Zeit am Umziehen.

Wir hatten auf jeden Fall alle sehr viel Spaß und Freude!

Nachts um vier sind wir dann an die große Ubungo-Kreuzung gegangen, weil die Straßenlaternen da so hell sind, dass man auch nachts gut drehen kann. Und um vier Uhr weil da nicht ganz so viele Leute und Autos unterwegs sind. Am Morgen haben wir dann bei uns zuhause im Garten gedreht und am Nachmittag in Kariakoo also in der Stadt und am Strand.

Als wir dann am Montag erfahren haben, dass irgendwie einige Stücke gelöscht worden sind, haben wir uns ordentlich geärgert. Zum Glück waren es nur die mit den Kindern, die wir im TSE gedreht haben, sodass wir weder große Reisen noch große Probleme hatten die ganzen Leute zusammen zu bekommen. So haben wir am Montag noch mal gedreht…

Naja jetzt ist das so weit mal fertig mit drehen. Jetzt noch das bearbeiten… Da Hamis aber irgendwie so was von beschäftigt ist, wird das schwer da einen Termin zu bekommen. Aber wir wollen das alle gemeinsam machen. Es wird wohl darauf rauslaufen dass wir nachts arbeiten, schließlich kann auch ich tagsüber nicht. Aber ich freue mich darauf. Ich habe noch nicht mal die Filmstücke gesehen… Auch wenn er meint, dass er schon alles ordnungsgemäß auf den Computer im Studio gezogen hätte.

Aber wenn es dann mal was zu sehen gibt, werde ich mich anstrengen euch das auch zu zeigen. Und das mit den Liedern versuche ich auch noch mal.

Bis bald. (Mein „weltwärts“-Bericht folgt dann ganz bald.)

 

Ach so das hab ich jetzt vergessen: Die Überschrift heißt übersetzt "Musikvideos drehen" aber da hättet ihr auch selber draufkommen können.

 

P.S.: Ja also hier sind die Videos jetzt auch! Schaut sie euch nur an!

 

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Do

03

Mai

2012

Wie ich zum ersten Mal mit einem Geist redete

Dieser Blogeintrag bekommt keine Überschrift auf Kiswahili, weil die Tansanier meinen Blog anschauen und das nicht unbedingt wissen müssen. Ich werde zwar eh für ein bisschen verrückt gehalten, aber dass ich zum Mganga gehe brauchen trotzdem nicht alle zu kapieren. Nachher bekomme ich noch zu hören ich würde alle verhexen. Aber jetzt mal wie es dazu kam:


Beim Theater im TSE ist meine Rolle den Mganga also den Hexendoktor zu spielen. Mir wurden lauter seltsame Anweisungen gegeben bis ich mich beschwert habe, dass ich noch nie einen Mganga gesehen habe. Anschließend habe ich mit Anse ausgemacht, dass er mich zu einem bringt, er würde einen bzw. eine, es ist eine weibliche Hexendoktorin, kennen.

 

Er meinte wir sollen uns doch einen Grund aussuchen, warum wir zu ihr gehen, was hätte ich denn für ein Problem? Naja vielleicht kann sie ja machen, dass mich nicht mehr alle Leute dumm anquatschen, meine Handynummer wollen oder mich gleich heiraten. Das ist natürlich Schwachsinn aber was soll man denn auch für einen Grund suchen? Soll ich ihr erzählen, dass ich verhext worden bin? Das glaubt sie mir wahrscheinlich auch noch.

 

Also am Morgen habe ich dann Anse aus dem Bett geklopft und wir sind ca. eine Stunde aus Dar rausgefahren.

 

Ich habe mich doch etwas gewundert, dass die Mganga eine ganz normale Frau ist. Anse hat mit ihr telefoniert und ihr den Weg beschreiben lassen. Ich weiß um ehrlich zu sein nicht, was ich genau erwartet hätte.

Auf dem Weg meinte Anse ich solle mir doch ein Kopftuch umbinden. Das würde man so machen, wenn man zum Mganga geht und außerdem würde es ihn nerven, die ganze Zeit „Mshkaji“ also „Kumpel“ gerufen zu werden. Ich meinte das hilft nichts, die sehen immer noch, dass ich eine Mzungu bin. Also ich habe mir das Kopftuch umgebunden nur kurz danach werde ich schon wieder mit „Good Morning“ begrüßt. „Siehste hilft doch nichts.“, hab ich zu Anse gemeint.

Dann meinte er: „Ja am besten lassen wir uns eine Medizin vom Mganga geben.“

Ich bin mir nicht so sicher, ob er das wirklich ernst meint…

 

Wir sind dann an einem halb verfallenen Haus angekommen. Bei dem vorderen Zimmer hat eine Wand komplett gefehlt, es war aber schön eingerichtet, mit Sofas, Fernseher und Teppichboden.

Wir wurden erst mal von einer Bibi empfangen und dann in einen kleinen Raum geführt worden. Dazu schaut ihr euch am besten mal die Bilder an unter „Picha“.

Es gibt keine Möbel außer einem Hocker auf dem eine dicke aber doch total normal aussehende afrikanische Mama sitzt. Sie trägt ein Kleid in den Farben des Mganga, rot, schwarz und weiß und auch ein Kopftuch in diesen Farben. Wir begrüßen sie ganz normal, wie man hier eben jemanden begrüßt und werden gebeten uns auf eine Matte zu setzten.

 

Auf dem einen Bild seht ihr mich auf ihrem Stuhl sitzen, das andere Bild ist aus unserer Sicht aus fotografiert. Man sieht die ganzen „Heilmittel“.

 

Anse meinte dann ich solle ihr doch jetzt mal mein Problem schildern. Da kam ich mir erst mal ziemlich blöd vor ihr diesen Unsinn zu erzählen, weil schließlich ist sie ja eine ganz normale Frau… Sie lachte mich nicht aus aber meinte, dass sie selbst mir sowieso nicht helfen kann, wenn dann müsste ich das schon einem ihrer Mashetani (Teufel) oder Mizimu (Geister) erzählen. Sie könne sofort einen rufen wenn ich wollte. Ich meinte sie solle mir mal noch genauer so von ihrer Arbeit erzählen.

So habe ich angefangen ihr Fragen zu stellen.

 

Als sie ein Kind war hatte sie immer Träume in denen sie mit ihren Mashetani und Mizimu geredet hat. Diese wären öfters in ihren Körper eingedrungen und hätten sie gesteuert. Sie sei zum Beispiel abends ins Bett gegangen und als sie morgens aufwachte, war das Licht an, obwohl niemand es angemacht haben kann. Damit sie sicher war, dass sie es wirklich nicht vergessen hatte und auch sonst niemand es anschalten konnte, schrieb sie einen Zettel „Ich habe das Licht ausgeschaltet.“ nach dem es aus war und schloss die Tür ab. Am nächsten Morgen brannte das Licht wieder. Nach und nach wurde ihr klar, dass sie für die Arbeit als Hexendoktorin bestimmt ist, da sie Geister rufen kann.

 

Also ihre Behandlung läuft folgendermaßen ab: Der Patient kommt zu ihr, oftmals sogar unfreiwillig, mit einem Problem für das er keine andere Lösung weiß als ein bisschen Zauberei. Solche Sachen, wie eine seltsame Krankheit, die kein Arzt zu heilen weiß oder man seltsame Dinge sieht oder hört oder eben dass man denkt der Nachbar hätte einen verhext.

Sie befragt die Leute dann nach ihrem Problem, kann aber in diesem Moment noch nicht helfen. Sie ruft dann einen Geist, der dem Patient erzählt, was seine Medizin sein wird. Dieser Geist geht in ihren Körper rein, redet mit ihrem Mund und weiß genau was dem Patienten helfen wird. Das kann sein eine Kuh zu schlachten und ihr Blut zu trinken, irgendwelche Cremes aus seltsamen Zutaten aus dem Wald, Duftstoffe, Zaubertränke oder das Übernachten an ungewöhnlichen Orten. Oftmals stirbt der der als Hexe angeklagt wird auch kurze Zeit danach. Kein Wunder das mir da geraten wurde, ich solle auf jeden Fall eine Behandlung ablehnen, schließlich habe ich ja kein wirkliches Problem.

 

Solange der Geist mit ihrem Mund redet bekommt sie das anscheinend nicht mit. Der Patient unterhält sich dann mit dem Geist, welcher ihm genau erklärt, was ihm bei seinem Problem hilft. Der Patient wiederum erzählt dem Mganga was seine Medizin ist und dieser hilft ihm dann bei der Behandlung.

 

Ich habe mir nicht anmerken lassen, dass ich ihr kein einziges Wort glaube und auch Anse hat total ernsthaft mit ihr geredet. Ich war schon ein bisschen enttäuscht, dass wir anscheinend nur gekommen sind um mit einer etwas verrückten Frau zu reden. Bis dann Anse fragte, ob wir denn ein Foto machen könnten. Da meinte sie, da müssten wir erst mal ein Mzimu fragen aber ich solle keine Angst haben, wenn sie jetzt einen ruft, dann ist das einer, der für sie ist wie ein Freund.

 

Nun gut, ich habe noch nie mit einem Geist geredet aber es gibt ja immer ein erstes Mal.

 

Daraufhin hat sie angefangen sich Armreifen anzuziehen und nach einem Kind zu rufen, dass ihr doch schnell Streichhölzer bringen solle. Dann zündete sie mit ca. zehn Streichhölzern ein Räucherstäbchen an und bedeckte sich den Kopf mit einem Tuch.

Ich hätte mich jetzt über irgendetwas Spektakuläres mit Feuer, Rauch, Tanz und Geschrei gefreut aber nein. Sie saß nur da, sog den Geruch des Räucherstäbchens ein, fing an laut zu atmen und dann zu zucken und zu stöhnen. Dann ließ sie dass Räucherstäbchen auf die Plastikmatte fallen, die ein wenig anschmorte.

Anschließend sah sie uns mit etwas verzerrtem Gesicht unter ihrem Tuch hinweg an und begann mit verstellter Stimme und einem seltsamen Akzent zu sprechen. Wir begrüßten den Mzimu wie einen normalen Menschen und baten ihn darum ein Foto machen zu dürfen. Er meinte, dass es in Ordnung sei, aber die Hexendoktorin sollten wir nicht fotografieren. Dann fing er an mir eine Geschichte von meinem Großvater zu erzählen, dass er einen weißen Bart hätte und ich ihn noch nie gesehen hätte, was auch alles richtig ist, mich aber trotzdem nicht so ganz beeindruckt… Dann fragte sie mich nach meinem Namen. Ich nannte ihn ihr und fragte sie nach ihrem. Sie meinte sie heiße Bibi Niamtungi oder so ähnlich. Dann lud sie mich zu sich nach hause ein. Wo genau das wäre sollten wir den Mganga selbst fragen.

Dann haben wir uns bei der Geister-Bibi bedankt und uns verabschiedet und sie ist aus dem Körper der Frau gewichen, welche anfing sich zu recken und zu stecken, als sei sie aus einem tiefen Schlaf aufgewacht. Sie fing uns an über das Gespräch zu fragen und wir erzählten es ihr. Sie erklärte uns das ehemalige Zuhause von Bibi Niamtungi, die ja selbst nicht mehr lebt aber nachkommen hat. Der Ort den sie mir beschreiben hat ist anscheinend eine kleine Ausstellung zu der Mganga-Kultur, wenn ich das richtig verstanden habe.

 

Jetzt kam ich mir endgültig verarscht vor, spielte aber dennoch mit. Die nächsten Fragen stellte dann sie, ob es in Deutschland auch Heckendoktoren, Hexen und Zauberei gäbe. Ich erzählte ihr, dass es schon abergläubische Menschen gibt und seltsame Gegenstände die gegen irgendwelche Energien und Strahlungen helfen sollen aber ganz viele Menschen nicht daran glauben würden. Zum Glück fragte sie mich nicht, ob ich daran glauben würde.

 

Also wir fotografierten dann mal noch, ließen ihr etwas Geld da und verabschiedeten uns von ihr. Sie begleitete uns noch bis zur Straße, wie das üblich ist, wenn man Gäste hat und dann musste ich meine Fragen an Anse loswerden.

Ich weiß nicht, ob er die Geschichte nur von Anfang bis Ende mitspielt aber er erzählte mir ernsthaft, er würde glauben, dass wir wirklich mit einem Geist geredet hätten. Als ich meinte, ich halte sie nur für eine gute Schauspielerin, lachte er nur.

 

Allerdings wurde ich wohl doch verhext. Kurz nachdem wir gegangen waren bekam ich Ohrenschmerzen und meine Erkältung die ich eh schon eine Weile mit mir rumschleppe nervte mich noch mehr. Wenn man dem Hexendoktor Lügen erzählt, dann weiß er das wohl und wird wütend.

 

Als ich die Geschichte später Oliver erzählte meinte er, er würde den Hexendoktoren nicht glauben, die würden wirklich nur die Leute verarschen. Du bekommst gesagt, dass du um geheilt zu werden mit drei Kokosnüssen und einem Sack Reis kommen sollst und hinterher kocht sich der Mganga ein leckeres Essen.

 

Ich bereue die Erfahrung nicht, fand es sehr interessant und habe jetzt auch neue Ideen für meine Rolle in Aishas Theaterstück.

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Sa

05

Mai

2012

ripoti ya tatu baada ya miezi tisa

Heute auf den Tag genau bin ich neun Monate in Tansania. Daher auch mein"weltwärts"-Bericht hier. Der fasst noch mal einige Sachen zusammen und erwähnt vielleicht anderes. Ich hatte auf jeden Fall schwierigkeiten ihn zu schreiben. Merkt man vielleicht auch, weil ich Stücke kopiert habe... Aber wenn man schon so lange da ist und alles zur Gewohnheit geworden ist, dann ist es auch schwer über etwas zu schreiben. Ihr werdet selber sehen:

 

Ich habe mir nicht anmerken lassen, dass ich ihr kein einziges Wort glaube. Ich war schon ein bisschen enttäuscht, dass wir anscheinend nur gekommen sind um mit einer etwas verrückten Frau zu reden. Bis sie dann doch beschloss einen Geist zu rufen.

Ich habe zwar noch nie mit einem Geist geredet aber es gibt ja immer ein erstes Mal.

Ich hätte mich jetzt über irgendetwas Spektakuläres mit Feuer, Rauch, Tanz und Geschrei gefreut aber nichts dergleichen. Sie saß nur da, sog den Geruch des Räucherstäbchens ein, fing an laut zu atmen und zu zucken und zu stöhnen. Dann ließ sie dass Räucherstäbchen auf die Plastikmatte fallen, die ein wenig anschmorte.

Anschließend sah sie uns mit etwas verzerrtem Gesicht unter ihrem Tuch hinweg an und begann mit verstellter Stimme und einem seltsamen Akzent zu sprechen. Wir begrüßten den Geist wie einen normalen Menschen und baten ihn darum ein Foto machen zu dürfen. Er meinte, dass es in Ordnung sei und fragte mich nach meinem Namen. Ich nannte ihn und fragte ihn nach seinem. Er meinte er heiße Bibi Niamtungi oder so ähnlich. Anschließend haben wir uns bei der Geister-Bibi bedankt und uns verabschiedet und sie ist aus dem Körper der Frau gewichen, welche anfing sich zu recken und zu stecken, als sei sie aus einem tiefen Schlaf aufgewacht. Sie fing uns an über das Gespräch zu fragen und wir erzählten es ihr.

Interesses halber habe ich mich zu einem Hexendoktor bringen lassen, was mir aber immer noch nicht hilft die abergläubischen Tansanier zu verstehen. Es wird mir wohl für immer unverständlich bleiben außerdem bleibt mir auch nicht mehr viel Gelegenheit mich noch lange damit zu beschäftigen.

Die Zeit scheint zu rennen, wobei ich es gar nicht eilig habe nach Deutschland zurück zu kommen. In den folgenden Monaten werde ich wohl nicht mehr alles schaffen, was ich noch gerne machen und erreichen möchte.

Ich habe jede Menge zutun aber es macht mir Spaß, die Leute sind super und es fällt mir nicht schwer mich jeden Tag zu freuen. Bisher hatte ich auch Glück, es ist mir weder etwas Schlimmes passiert noch war ich ernsthaft krank. Die vergangenen drei Monate war ich jeden Tag im TSE, oft auch samstags und auf Ausflügen. Ich fühle mich immer wohler.

Bei meinen Schülern sehe ich mittlerweile Fortschritte. Seit ich jeden Tag die Slackline aufspanne, können auch schon einige ziemlich sicher darauf laufen.

Auch beim Malprojekt kommen wir voran, wenn auch nur sehr langsam aber die Rahmen werden langsam bunt. Gerne würde ich mehr erklären und auch selbst ein bisschen etwas vormachen, aber dafür fehlt die Zeit. So malt jeder für sich und ich helfe jedem der eine Frage hat. Es besteht der Plan alle anderen Angebote im TSE für eine Woche auszusetzen und nur zu malen, damit das auch ja fertig wird bevor ich abreise. Ob es weiterläuft wenn ich nicht mehr da bin, ist schließlich nicht sicher.

Dann habe ich noch ein neues kleines Projekt angefangen. Da es anscheinend einen Theateraustausch geben soll, bei dem fünf Kinder und ein Lehrer nach Deutschland gehen, habe ich angefangen Deutsch zu unterrichten. Sie freuen sich Deutsch zu lernen und auch ich habe Freude daran zu unterrichten, nur bin ich mir noch nicht so sicher, ob so viel hängen bleibt und sie mich überhaupt verstehen. Außerdem lernen sie alle sehr unterschiedlich schnell und kommen recht unregelmäßig, was mir die Arbeit ein bisschen schwer macht. Ich mache es trotz allem sehr gern und werde bis zu meiner Abreise unterrichten.

Eines meiner persönlichen Highlights ist der Standausflug. Früh am Morgen wird bei meiner Kollegin angefangen zu kochen. Damit ich nicht verschlafen kann, übernachte ich gerne bei ihr, auch weil wir uns dann bis tief in die Nacht noch unterhalten können. Zusammen mit ihr und den Kindern zu kochen macht mir immer Spaß.

Am Strand ist das Programm dann Training bis zum Mittagessen und dann Schwimmen, bzw. Baden – schwimmen kann hier fast niemand. Ich versuche es ihnen beizubringen aber im Meer bei Wellen ist das nicht so einfach.

Obwohl ich wirklich viel Verantwortung habe, bin ich eigentlich recht entspannt. Vielleicht weil ich mich mittlerweile daran gewöhnt habe, Fehler einem sowieso immer verziehen werden oder ich die Gefahr ausblende. Beim letzten Standausflug war ich den ganzen Nachmittag alleine mit den Kindern schwimmen, die anderen Lehrer haben sich im Bus vor dem Regen verkrochen.

 

Da mein Abreisetermin immer näher rückt sollte ich mir langsam einen Plan machen für die Zeit danach. Ich weiß im Moment nur leider noch weniger als vorher, was ich eigentlich will. Ich bin mir nicht mal mehr sicher, ob ich überhaupt studieren will. Ich hätte auf jeden Fall Lust dazu aber es gibt so viele Dinge, die mich interessieren und die mir mit Sicherheit auch leicht fallen würden.

Mir ist aufgefallen, dass mir die ganze Welt offen steht. Ich kann überall hin! Tansania bietet sich eben an, weil ich hier schon Mwenyeji geworden bin, mich auskenne und Freunde gefunden habe aber theoretisch kann ich überall hin und überall glücklich sein und mich für alles entscheiden. Was mir jetzt aber die Wahl auch nicht leichter macht…

Einerseits würde ich gerne sofort wieder herkommen, andererseits weiß ich nicht, was ich hier machen will. Es gäbe jede Menge Sachen, die ich machen könnte. Für mich wäre es total einfach Geld zu verdienen. Ich kann alles machen, es ist nicht so kompliziert wie in Deutschland. Man muss nichts anmelden, sondern kann einfach seine Sache erfinden solange man ein kleines Startkapital hat. Man probiert aus und wenn es nicht klappt, dann macht man eben etwas anderes. Man muss nichts gelernt haben, es reicht bei andern abzuschauen und den Rest lernt man learning-by-doing. Es kommt mir vor, wie Kinder, die Flohmarkt spielen und ihre selbstgebastelten Kunstwerke verkaufen. Hier funktioniert es.

Irgendwie will ich etwas Anständiges machen und nicht nur solche halben Sachen. Wenn ich etwas mache, dann soll das Sinn machen und nicht nur Geld. Wenn ich etwas hier mache, dann will ich das professionell machen. So gesehen ist es doch sinnvoll erst mal in Deutschland zu studieren und dann noch mal zurück zu kommen.

Was mich aber sofort nach Tansania zurückzieht sind die Leute.

Ich habe richtig gute Freundschaften geschlossen, wir vertrauen uns – was unter Tansaniern sogar teilweise etwas ungewöhnlich ist. Oftmals kann man nicht mal seinen Freunden seine Probleme anvertrauen. Meine Arbeitskollegin ist eine wirklich gute Freundin geworden. Mittlerweile treffen wir uns häufig einfach zum reden, sie meint das wäre eine gute Medizin gegen Probleme, auch wenn ich ihr oftmals keine Ratschläge geben kann. Jemand anderem könnte sie es nicht erzählen.

Es ist mir erst kürzlich klar geworden, was ich für einen großen Einfluss auf die Leute ausüben kann, wenn ich mich nur mit ihnen beschäftige. Nicht nur weil ich schnell an Geld rankomme auch weil auf meine Vorschläge gehört wird und wenn ich ein bisschen drängle dann werden sie meist umgesetzt.

Dem Musiklehrer im TSE habe ich es ermöglicht sein erstes Album aufzunehmen und jetzt im Moment sind wir damit beschäftigt zu drei seiner Lieder Musikvideos zu drehen. Ich bin voll in die Arbeiten eingebunden, mache das auch gerne und hoffe sehr, dass wir alles zu Ende bekommen solange ich noch da bin.

Ich glaube ich werde einige Leute etwas durcheinander bringen, wenn ich gehe. Mir wurde schon erzählt dass er zwei Wochen bevor ich abreise eine Sonnenbrille tragen wird, damit sich die Leute daran gewöhnen und dann an meinem Flugtermin niemand sieht wenn er weint. Den Tansaniern ist es sehr unangenehm als Erwachsener in der Öffentlichkeit zu weinen.

Ich selbst bin ja schon ziemlich verwirrt. Öfters wird mir versichert: „Umeshakuwa mtanzania.“ also „Du bist schon eine Tansanierin geworden.“. Wenn man die ganze Zeit mit Leuten zusammen ist, dann übernimmt man deren Angewohnheiten, vor allem weil ich kaum Kontakt zu anderen Deutschen habe. Ich fühle mich wohler unter den Tansaniern. Ich schätze ich habe mich ziemlich verändert, wenn ich auch selbst nicht so genau sagen kann in wie fern. Ich glaube aber dass das nicht schlecht ist, mir geht es gut dabei.

Dieses Mal ist es mir etwas schwer gefallen diesen Bericht zu schreiben, vielleicht weil ich wirklich etwas verwirrt bin und die Lage nicht so ganz einschätzen kann. Außerdem ist für mich alles normal und gewöhnlich. Über tägliche Gewohnheiten zu schreiben scheint doch langweilig zu sein und außerdem wo soll man anfangen? Aber ich hoffe dieser Bericht gibt doch ein wenig einen Überblick.

 

So das wars jetzt erst mal, aber ich werde mich anstrengen bald wieder zu schreiben.

Liebe Grüße

eure Franzi

 

 

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So

10

Jun

2012

Mradi wa kuchora

„Malprojekt“

Die Bilder habe ich ja längst schon mal hochgeladen und die Malprojektwoche ist auch schon in die Vergangenheit gerückt aber jetzt folgt doch mal noch der Bericht dazu.

Angefangen hat alles damit, dass ich Lust hatte ein ganz neues Projekt im TSE anzufangen. Da es viel mit Musik schon lange gibt, das mit dem Turnen immer nicht so ganz erfolgreich war und ich selbst gerne Lust auf Farbkleckse hatte, habe ich beschlossen ein Malprojekt zu starten. Zusammen mit Mors dem Hip Hop- Lehrer haben wir den Projektgeldantrag zu KAWAIDA geschickt und als dann das Geld da war haben wir angefangen, Leinwandstoff, Farben, Pinsel, Holz, Hammer, Sägen und Nägel zu kaufen. Chogo, der sich selbst als Künstler bezeichnet und es mittlerweile echt drauf hat zu malen, war mir eine Große Hilfe. Ich hatte mit ihm den Deal dass er mir jeden zweiten Mittwoch im TSE beim Malprojekt hilft und ich ihm helfe seine Postkarten in Deutschland zu verkaufen.

(Was übrigens erfolgreich war. Ich habe sie an die Eine-Welt-AG des Hegel-Gymnasiums geschickt, alle wurden verkauft und Chogo hat sein Geld bekommen. Großes Lob Frau Schlösser!)

Wir haben am ersten Mittwoch des Malprojekts angefangen Holz zu sähen und Bilderrahmen zusammen zu nageln. Die Kinder waren Feuer und Flamme und haben Chogo der vor allem erklärt hat sehr aufmerksam zugehört. Vormittags habe ich oft die Buntstifte und Papier rausgeholt und wir haben alle zusammen gemalt und uns Motive um später auf die Bilderrahmen zu malen überlegt. Mittlerweile habe ich einen recht großen Stapel Skizzen eingesammelt.

Anfangs ging alles sehr langsam nur vorwärts… Alle zwei Wochen nur und dann wenn es einmal nicht möglich ist, wegen Regen oder Feiertag, dann sind es gleich vier Wochen… So ging das dann bis die Rahmen ihre Stützwinkel hatten, mit Stoff bespannt waren und teilweise grundiert waren. Dann hat sich Madam Haika beschwert, dass die Rahmen immer alles blockieren und dass das Office, das sowieso schon so voll ist noch zugeparkter ist und wir haben beschlossen eine komplette Woche nur zu malen, was ich dann im nächsten Lehrer Kikao („Sitzung“) auch in die Wege geleitet habe.

Nur während diesem Kikao kam das Gespräch auf Chogo. Chogo kommt sich oftmals ziemlich cool vor und weigert sich Alfred mit „Shikamoo“ also der höflichen Begrüßung für ältere Leute zu begrüßen, was ihm Alfred natürlich sehr übel nimmt. Auch sonst ist er etwas frech und macht nicht so gerne, was ihm andere Leute vorschreiben soll, allerding ist er mir eine große Hilfe und hat selbst Spaß daran zu unterrichten. Alfred hat dann beschlossen, Chogo dürfe nicht mehr ins TSE kommen bis er ein Entschuldigungsschreiben bringe, da er die Kinder verderben würde mit seinem schlechten Verhalten. Mors hat diese Nachricht weiter geleitet. Natürlich hat Chogo nie um Entschuldigung gebeten, das hätte seinen Stolz gebrochen. Ich hätte seine Hilfe in der Mal-Woche doch ganz gut gebrauchen können, aber so konnte er nicht kommen… Ich finde ja Alfred hat da etwas überreagiert und schließlich hilft Chogo dem TSE ja nur mit seiner Unterstützung, er will nicht mal was dafür, außer der Deal den ich mit ihm gemacht habe. Aber wenn Alfred etwas sagt, darf man ihm nicht wiedersprechen.

Diese Mal-Woche ist jetzt schon seit einigen Wochen vergangen aber ich will euch das jetzt noch mal erzählen:

Wenn ihr die Bilder anschaut, seht ihr erst mal noch Bilder vom Grundieren aus der Zeit, wo Chogo noch gekommen ist und dann geht es weiter mit Pinsel und Farbe.

Am Montag bin ich mit einem leeren Wasserkanister ins TSE gekommen, der uns aufgeschnitten als Farb-Palette gedient hat.

Die anderen Lehrer waren mir keine große Hilfe diese Woche, da sie alle bis auf Aisha zu spät kamen, oder überhaupt nicht, weil ich ja ihre Einheiten für eine ganze Woche übernommen hatte. Ich war also alleine für den ganzen Haufen Kinder verantwortlich und dazu noch die Farben, Pinsel und Bilder. Ich war auch echt etwas nervös die ganze Zeit über.

Angefangen habe ich indem ich nochmal genau erklärt habe, wie man Farben mischt und einen Pinsel hält. Dann ging es los!

Es war echt interessant zu sehen, auf welche unterschiedlichen Weisen die Kinder an die Arbeit gegangen sind. Für alle war es das erste Mal, dass sie einen Pinsel mit Farbe in der Hand hatten! Manche hatten einen genauen Plan, was sie malen wollen, andere haben einfach furchtlos und wild drauflos gemalt und wieder andere haben sich langsam zu einer Idee vorgehangelt. Aber niemand der Angst hatte anzufangen oder etwas kaputt zu machen. Manche hatten tausend Fragen an mich und ich wurde ständig rumgescheucht, andere haben sich still hingesetzt und ihr Bild gemalt ohne Anweisungen und Ratschläge. Ich wollte ihnen nichts vorschreiben und einfach mal sehen, was dabei rauskommt, wenn ich sie malen lasse und nur bei Nachfrage helfe oder wenn ich sehe, dass etwas ganz schief läuft.

Ab Dienstag an haben wir schon morgens angefangen zu malen. Die Kinder sind so früh gekommen, dass sie den ganzen Tag über malen konnten, was schließlich auch kein Problem ist, weil es keinen Lärm macht, dass sich die Nachbarn beschweren könnten.

Es war nur für mich etwas anstrengend, weil ich den ganzen Tag da, ansprechbar und aufmerksam sein musste.

Wieso kann man, wenn man den Pinsel weglegt, den nicht auf den Tisch legen oder in den Wasserbecher stellen statt ihn auf den Boden in den Sand zu werfen? Und warum ist es so schwierig die Farben wieder zu zumachen? Warum muss man sich immer um einen Pinsel streiten, wo es doch eigentlich genug für alle gibt? Meine Aufgabe war es den ganzen Tag lang für einigermaßen Ordnung zu sorgen und das Material zu beschützen.

Trotz allem Durcheinander sind nach und nach hübsche Bilder entstanden.

Da ich von Anfang an beschlossen hatte den Kindern nicht so viel reinzureden und sie einfach mal malen zu lassen, haben sie nach einer Weile auch nicht so wirklich auf mich gehört, wenn ich ihnen etwas sagen wollte. Einige haben ein echt hübsches Bild einfach wieder komplett überpinselt und neu angefangen, was mich doch etwas geärgert hat.

Trotz allem hatte ich viel Freude an diesem Projekt, da es echt mit viel Motivation beglückt wurde.

So hatten wir bei der WATOTO TALENT SHOW tatsächlich viele schöne Bilder zum Ausstellen. Wobei sich die Eltern erschreckend wenig darum gekümmert haben, was ihr Kind gemalt hat. Aufgrund der Show habe ich auch noch ein Plakat entworfen, das während der Vorstellungen hinter der Bühne hing.

Wie es jetzt mit dem Malprojekt weiter geht ist noch nicht so ganz sicher. Wer mich um Farbe, Pinsel und Ratschläge bittet bekommt sie. Ich werde auch noch mal Holz für neue Rahmen und Leinwandstoff besorgen, nur ob weiterhin mit solch einem Eifer gemalt wird, wenn ich nicht mehr da bin, bin ich mir nicht so sicher. Ich werde Roger, einer der großen im TSE einweisen und vielleicht kann er das Projekt auf den Beinen halten.

So da war‘s jetzt mal zu meinem Malprojekt. Wer noch mehr Bilder, wie auch noch mehr von der WTS sehen will, schreibt mir einfach eine E-Mail oder eine Nachricht über meinen Blog hier und bekommt von mir ein Passwort um sie anzuschauen.

Und wie’s mir so geht fragt ihr mich?

Naja mir geht’s gut, ich habe gute Laune, lache viel und freue mich. Ich fühle mich hier richtig geborgen und wohl. Am liebsten würde ich hier bleiben. Auf der anderen Seite bin ich etwas verwirrt, weil ich nicht so ganz weiß, wie es jetzt weiter gehen soll. Ich habe immer noch keinen festen Plan für die Zeit nach Tansania.

Bis bald!

 

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So

10

Jun

2012

Taarifa kwa wote wanaojua kusoma Kiswahili!

Sasa ripoti zangu za mradi wa kuchora na WATOTO TALENT SHOW ziko on line. Kama mnafuata hilo link huko chini mtafika moja kwa moja. Msome! Na naomba maoni yenu!

 

http://franzi-tansania.jimdo.com/blog-kwa-kiswahili/

 

Das zuübersetzen ist schwachsinnig aber, wenn ich es nicht übersetzte beschwert ihr euch ja nur... Also die Überschrift besagt schon, dass es eine Nachricht ist, die sich nur an Leute richtet, die Kiswahili können. Und dann habe ich geschrieben, dass wenn ihr diesm Link folgt, den Bericht vom Malprojekt und von der WATOTO TALENT SHOW auf Kiswahili lesen könnt.

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Do

12

Jul

2012

Masherehe ya Kitanzania

Da ist der Bericht von den tansanischen Feiern! Bilder waren ja schon lange da. Das hat jetzt ja eine Weile gedauert, bis ich wieder in Deutschland war aber besser spät als gar nicht, oder? Ich hatte damit angefangen, ihn auf meinem Computer gespeichert und jetzt gerade eben den Schluss geschrieben. Aber jetzt lest mal:


Hier wollte ich euch mal noch was über tansanische Feiern erzählen. In letzter Zeit war ich auf einigen Kitchen Parties, Send off’s und Hochzeiten. Eigentlich laufen alle Feiern immer recht ähnlich ab und es war keine dabei, bei der ich die Atmosphäre besonders schön gefunden hätte… Alles recht anstrengend mit viel Stillsitzen, Zuhören, Geldspenden, Aufs-Essen-warten und Trinken. Und das dauert dann immer ganz schön lange Zeit und alle sind unglaublich steif.

Was in Tansania gefeiert wird, sind zum einen die Kitchen Parties, das ist wie ein Junggesellinnenabschied. Da sind nur die weiblichen Verwandten und Freundinnen der Braut eingeladen und diese bekommt gute Ratschläge, Kochgeschirr und sonstige Haushaltsgeräte geschenkt. Dann gibt es den Send off. Dabei wird auch die Frau von der Familie verabschiedet und in der neuen Familie willkommen geheißen. Der Bräutigam ist zwar anwesend aber irgendwie unwichtig. Naja auf der Hochzeit wird dann geheiratet. Geburtstage werden nicht gefeiert. (Die meisten Leute wissen ja nicht mal genau, wann sie geboren sind.)                

So und jetzt wie diese Feiern ablaufen. Da doch alle, wie gesagt recht ähnlich ablaufen, gebe ich mal hier einen Überblick:

Zuerst einmal kommt man irgendwie immer zu früh und muss Ewigkeiten warten, bis man mal reindarf. Das ist so, weil auf der Karte eine Zeitangabe steht, die keinen Sinn hat. Denn selbst wenn man zwei Stunden zu spät kommt, muss man immer noch eine weitere warten… Beim ersten Mal wusste ich das nicht und war die aller erste obwohl mich Mary schon anderthalb Stunden aufgehalten hatte. Aber auch ein andermal mit Mama Lina waren wir bei den ersten und standen noch eine gute Stunde vor der Tür. Wenn Mama Lina sich wichtig vorkommt, dann meint sie auch überpünktlich sein zu müssen.

Noch mal zu der Karte: Also erst bekommt man eine Karte als Spendenaufruf. Das heißt alle Leute, die eingeladen werden, spenden etwas damit es eine große Feier werden kann. Da kommt wohl wirklich ordentlich Geld zusammen. Wenn du nicht spendest kannst du auch nicht hingehen. Damit du reingelassen wirst brauchst du eine Eintrittskarte, es sei denn du bist so bekannt, dass es eh allen klar ist dass du bei der Feier dabei sein wirst, wie zum Beispiel die Eltern des Brautpaares. Wobei wir auch einfach manchmal mitgeschleppt wurden aber das hat wohl geklappt, weil wir weiß sind…

 

Wenn du dann mal in den Saal trittst dann bist du erst mal überwältigt: Alles klitzert und stahlt und ist von vorne bis hinten geschmückt. Total ungewohnt ist, dass alles so ungewöhnlich sauber ist. Um runde Tische mit sehr kitschiger Dekoration sitzen erstaunlich wenige Leute in oftmals zum Schmuck im Raum abgestimmten Kleidern.

(Es gibt immer zwei Farben, die werden den Gästen genannt, (oder die Eintrittskarte hat schon die Farbe) und wer dann Lust hat, sucht sich etwas Festliches in diesen Farben.)

Wenn es dann losgeht, bekommt man zu trinken - auch Alkohol und so viel man will. Vorne gibt es meist eine Bühne auf der die Braut mit ihrer besten Freundin auf zwei festlich geschmückten Thronen sitzt.

Der MC brüllt von Anfang bis Ende ins Mikro und ist meist ziemlich nervig. Ich habe schon einige Feiern erlebt, bei denen er nur Druck gemacht hat, dass die Zeit so knapp wäre.

Dann gibt es elend lange Vortellungsrunden von allen Anwesenden, Lobesreden, ein Gebet und dann folgen einige Rituale, wie den Kuchen anschneiden und sich gegenseitig damit füttern, eine Ziege anschneiden, eine Flasche Champagner aufmachen und mit allen anstoßen und – ich war fast nur auf Chagga-Feiern – wird der Stammestanz der Chagga getanzt. (Die Chagga sind ein relativ großer Stamm, der aus dem Norden Tansanias stammt.)

Diese ganzen Rituale werden nacheinander abgehandelt und das Brautpaar beziehungsweise die Braut und ihre Freundin sehen die ganze Zeit über gestresst, angestrengt und sehr ernst aus. Alles ist sehr steif und offiziell obwohl es manchmal sogar Pausen mit etwas Musik zum Tanzen gibt, die aber – anscheinend aus Zeitmangel – sehr knapp gehalten werden.

Jetzt wenn man Glück hat gibt es erst Essen und dann die lange Prozedur der Geschenke. Manchmal ist das auch andersrum, dann ist man vollends verhungert. Wobei es auch nicht so schlecht ist, diesem Essen mit einem guten Hunger entgegenzustehen. Es gibt meist ein Buffet mit allem, was es in Tansania an gewöhnlichem Essen gibt. Das heißt Reis, Pilau (Gewürzreis), Kochbananen, Chapati, Kachumbali (Tomaten-Zwiebel-Gurken-Salat), Bohnen, Erbsen und natürlich viel Fleisch. (Aber auch als Vegetarierin wurde ich immer gut satt!) Während dem Essen gibt es dann manchmal Tanz- Vorführungen von engagierten Künstlern.

Wenn es dann an die Bescherung geht, dann stellen sich die Leute nach Gruppen sortiert mit Geschenk an, also zum Beispiel alle Arbeitskollegen, dann alle Schwestern, dann alle Brüder, dann der Rest der Familie, dann die Nachbarn und wer eben sonst noch da ist. Wer kein Geschenk hat, der kann in ein Körbchen etwas Geld legen oder einfach nur der Braut die Hand schütteln.

Wenn das dann mal vorbei ist, dann hat man es fast geschafft. Mache Leute gehen auch schon währenddessen, oder direkt nach dem Essen. Wenn es früher Essen gäbe, dann würde wohl niemand sich das bis zum Schluss antun…

Ganz am Schluss gibt es manchmal noch ein bisschen Musik zum Tanzen. Was eigentlich ganz nett ist, den Leuten in ihren strengen Kleidern beim lustig-und-wild-durch-den-Saal-tanzen zuzuschauen und natürlich auch selbst mitzutanzen. Die Musik besteht meist aus einem bunten Mix aus Gospelmusik und dem Bongo Flava.

Ihr merkt meinen negativen Unterton. Dieser rührt wohl daher, dass ich doch auf einigen Feiern und oftmals nicht ganz freiwillig war. Dann sind auch noch alle so ähnlich abgelaufen, was natürlich daran liegen kann, dass es meistens Feiern von Chagga waren. Naja ist ein Erlebnis aber spannend nur beim ersten Mal.

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Sa

11

Aug

2012

riporti ya nne baada ya miezi kumi na mbili

Also hier ist mal noch mein vierter und letzter „weltwärts“ Bericht, der irgendwie nicht mehr so ausgearbeitet ist… Einfach nur schnell hin gekritzelt, dass ich etwas zum Abschicken habe. Ich weiß nicht, ob ich noch mal zum groß Schreiben komme, aber ich versuche es mal.


Übermorgen kommen unsere Nachfolger, soll also heißen, meine Zeit hier in Tansania ist bald vorbei… Ich bin jetzt auf den Tag genau ein Jahr in Tansania und es ist mir ein richtiges Zuhause geworden. Der Abschied wird mir schwer fallen auch wenn ich mich darauf freue Freunde und Verwandte in Deutschland wieder zu sehen. Ich werde die letzten Tage hier noch genießen.

 

Ich weiß immer noch nicht genau, was ich machen will, wenn ich wieder in Deutschland bin. Ich denke ziemlich viel darüber nach in letzter Zeit, vor allem solange ich Besuch von meiner Mutter hatte, habe mich allerdings weder für etwas beworben, noch sonst einen klaren Plan.

 

Ich weiß nur, dass ich auf jeden Fall was studieren oder lernen möchte. Manchmal vermisse ich es einfach mal was zu lesen oder trockene Theorie. Ich mache mir Sorgen, viele Dinge, die ich einmal wusste, zu vergessen und zu verlieren. Zum Beispiel Französisch habe ich so gut wie vergessen, es kommt einfach nicht mehr in mein Gedächtnis.

 

Ich habe jede Menge neuer Sachen hier gelernt, die allerdings nicht so greifbar sind wie das Einmaleins oder die Vorgänge bei der Photosynthese. Ich habe viel über Menschen, deren Verhalten, die tansanische Kultur und viel über mich selbst gelernt. Ich werde nie wieder Angst davor haben an einen neuen Ort zu kommen, ich weiß dass ich dort irgendwie Freunde finden kann. Man muss sich nur mit den Menschen beschäftigen und ihnen vor allem zuhören und versuchen sie zu verstehen. Wenn man selbst fröhlich sein kann und sich selbst gut leiden kann, dann ist es ganz leicht Freunde zu finden.

 

Allgemein habe ich gemerkt, dass wenn ich etwas wirklich will, dann kann ich das auch schaffen.

 

Ich habe das erst gar nicht so gemerkt aber ich habe einen riesigen Einfluss auf die Leute hier gewonnen. Sie vertrauen mir und fragen mich oft nach meiner Meinung und meiner Unterstützung. Ich habe von Anfang an riesige Verantwortung tragen müssen und habe mich deren erstmals nicht gewachsen gefühlt und mich beschwert. Das hat allerdings nichts geholfen, die Verantwortung musste ich alleine tragen. Mittlerweile kann ich damit umgehen, das habe ich gelernt. Und Fehler passieren, das wird einem auch verziehen. Ich wurde fast nie ernsthaft geschimpft, weil ich Mist gebaut habe.

 

Ich mache mir einen groben Zurück-Kommen-Plan und werde meine Gedanken vollständig in Deutschland sortieren. Ich habe ganz viele Dinge die ich machen möchte, wenn ich wieder zurück bin, wie z.B. ich möchte Gitarre spielen lernen, zuhause ausziehen, bei KAWAIDA e.V., meiner Entsendeorganisation mitarbeiten, meinen Onkel in den USA besuchen und einen Vortrag vorberieten, den ich dann in meiner Schule halten werde. Was ich längerfristig machen möchte, weiß ich noch nicht bzw. im Moment mache ich mir ständig neue Pläne und schmeiße sie dann gleich wieder über den Haufen und am nächsten Tag habe ich einen anderen.

 

Manchmal komme ich mir vor wie ein kleines Kind das an einem Tag Feuerwehrmann und am darauffolgenden Pilot werden will. Ich sehe jede Menge Möglichkeiten und tausend Dinge die ich gerne machen möchte.

 

Ansonsten möchte ich mal noch einen Überblick darüber geben, was in letzter Zeit so passiert ist. Letzten Monat war meine Mutter für zwei Wochen zu Besuch und ich habe ihr mein Umfeld gezeigt, ihr meine Freunde vorgestellt und dann sind wir ein bisschen rumgereist, haben eine Safari gemacht und waren auf Sansibar. Ich glaube ihr hat es echt gut gefallen, sie hat einen Einblick in mein Leben hier bekommen und wird auch meine Erzählungen eher verstehen können. Auch mir hat es gut getan mal ein bisschen rauszukommen, ein bisschen Deutsch zu sprechen und Zeit zu haben über Deutschland und die Zukunft nachzudenken.

 

Dann war Anfang Juli die WATOTO TALENT SHOW, die alles in allem doch recht erfolgreich war, wenn es auch sehr chaotisch zuging. Die anderen Lehrer vom TSE und ich wurden oft gelobt, obwohl ich finde, doch recht viel schief gelaufen ist. Außer meinem Projekt, dem TSE, sollten noch zwei andere Einrichtungen an dem Wettbewerb in traditionellem Tanz, Musik und Theater teilnehmen, eine Gruppe kam schon mal viel zu spät. Die Kampfrichter waren auch nicht vollständig und die Sieger wurden doch relativ willkürlich ausgewählt.

 

Die Kinder und Gäste haben sich allerdings über gute Aufführungen freuen können. Sogar mein Gast aus Deutschland, ein Freund von meiner Mutter, der für zehn Tage in Tansania war, ist auf die Bühne gestiegen und hat gezaubert!

 

Mein zweites Highlight war mein Malprojekt. Es war echt spannend und ich hatte viel Spaß daran, wenn es auch viel Arbeit war… Eine ganze Woche lang hat das Tanz- und Theatertraining pausiert und es wurde nur gepinselt und gemalt.

 

Es war echt interessant zu sehen, auf welche unterschiedlichen Weisen die Kinder an die Arbeit gegangen sind. Für alle war es das erste Mal, dass sie einen Pinsel mit Farbe in der Hand hatten! Manche hatten einen genauen Plan, was sie malen wollen, andere haben einfach furchtlos und wild drauflos gemalt und wieder andere haben sich langsam zu einer Idee vorgehangelt. Aber niemand der Angst hatte anzufangen oder etwas kaputt zu machen. Manche hatten tausend Fragen an mich und ich wurde ständig rumgescheucht, andere haben sich still hingesetzt und ihr Bild gemalt ohne Anweisungen und Ratschläge. Ich wollte ihnen nichts vorschreiben und einfach mal sehen, was dabei rauskommt, wenn ich sie malen lasse und nur bei Nachfrage helfe oder wenn ich sehe, dass etwas ganz schief läuft.

 

Ich hatte eine sehr anstrengende Woche aber es hat sich gelohnt, es sind schöne Bilder entstanden, die Kinder und auch ich haben viel gelernt und ausprobieren können. Jetzt auf die letzten Tage hin habe ich noch mal das Matherial, das aus war, nachgekauft und einen meiner Schüler beauftragt ab und zu sich einen von den Kleinen zu schnappen und ihm das beizubringen oder einfach selbst etwas zu malen. Vielleicht kann ich in den letzten Tagen zusammen mit Paula meiner Nachfolgerin eine Einheit malen.

 

Und dann gab es noch ein Musikvideo-Projekt, das jetzt leider stecken geblieben ist. Also die TSE-Schüler schreiben gerne Lieder und die werden dann hinten im Hof gesungen, geübt und auf der Gitarre begleitet. Wir beschlossen dann eines davon aufzunehmen und sein Musikvideo zu drehen. Dann waren wir ein Sonntag mit Kamera unterwegs. Das Video ist auch recht schön geworden, nur eben noch nicht fertig geschnitten und jetzt ist es auf Hamis‘ Externen-Festplatte und die hat einen Virus… Ich hoffe mal, dass es noch gerettet werden kann.

 

Ansonsten unterrichte ich weiterhin Deutsch, spanne ab und zu die Slackline auf, mache weiterhin Schmuck, wobei da im Moment immer mehr verloren geht, turne mit den Kindern und gehe meinen Aufgaben im Office nach, wie die Monatsberichte der Lehrer zu übersetzten, Briefe zu schreiben, Ausflüge zu planen und hin und wieder Computer zu unterrichten.

 

Zurzeit ist der Ramadan und viele von unseren Schülern fasten und kommen nicht, oder hängen nur müde im Hof rum, was alles etwas verlangsamt.

 

Was jetzt noch ansteht, ist ein Ausflug ins Dogodogo-Center wo vielleicht auch alle unserer Nachfolger mitgehen können und meine Abschiedsfeier.

 

Ich freue mich zwar auf Deutschland, würde aber trotzdem noch gerne länger hierbleiben. Es gibt Dinge die ich gerne noch weitermachen würde, wie das Turnen im Baba Watoto Center, wo ich mehrmals die Woche abends hingehe und mit den Jungs Sportakrobatik mache. Im Moment lerne ich wirklich etwas dazu und finde es schade, dass ich das nicht mehr weitermachen kann.

 

Es fällt mir gerade schwer ein sinnvolles Ende für diesen Bericht zu finden, überhaupt fällt es mir heute schwer einen Bericht zu schreiben. Ich denke aber, das gibt mal wieder einen kleinen Überblick, wo ich ja auch sonst in letzter Zeit nicht viel geschrieben habe. Es gäbe durchaus Neuigkeiten, Erfahrungen und Erlebnisse, von denen ich noch berichten könnte, aber ich denke ich belasse es mal bei diesem groben Überblick.

 

Okay dann bis bald.

Franzi

 

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So

07

Okt

2012

Neuigkeiten

Also ich bin ja nun schon wieder eine Weile in Deutschland, haben ja wohl die meisten von euch auch schon gemerkt. Doch hier auf meinem Blog werde ich weiterhin noch ein paar Sachen posten. Was noch fehlt, ist ein Abschlussbericht. Den werde ich in den nächsten Tagen noch hochladen.

In letzter Zeit habe ich angefangen, von einigen meiner Erlebnisse aus Tansania Kurzgeschichten zu schreiben. Die ersten beiden findet ihr schon hier auf meinem Blog. Und es sollen noch mehr dazu kommen.

Und der Artikel "Masherehe ya kitanzania" also "tansanische Feiern" ist auch fertig und hochgeladen.

 

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Di

09

Okt

2012

Meine Rückkehr

Wie ihr jetzt wohl mittlerweile alle schon gemerkt habt: Ich bin seit einem guten Monat wieder da! Ich wurde unglaublich lieb am Flughafen in Empfang genommen von Freunden, die ich über ein ganzes Jahr nicht gesehen hatte. Aber es war sehr schön sie wieder zu sehen. Meinen Bruder hätte ich fast nicht erkannt…

 

Es kam mir ziemlich seltsam vor, wieder auf deutschem Boden zustehen. Wie sich das anfühlt kann wohl niemand verstehen, der nicht selbst schon im Ausland war und zurückgekommen ist. Es gibt Dinge, die mir auch jetzt noch in manchen Momenten sehr ungewohnt vorkommen. Das erste, über das ich gestaunt habe, waren die Autobahn und die ganzen großen Gebäude. Ich wusste ja eigentlich noch, wie das alles aussah, aber es war doch ein komisches Gefühl, das wiederzusehen. Zwei meiner Freunde waren auch im Ausland und konnten das ganz gut nachvollziehen. Ich wurde viel gefragt, habe viel erzählt und habe auch selbst viel gefragt. Die Autofahrt, die wohl über zwei Stunden lang war ging sehr schnell und wie im Traum vorüber.

 

Als ich dann plötzlich wieder in meinem Zimmer saß und in netter Gesellschaft meinen Koffer auspackte, war das zwar ein tolles Gefühl, aber auch unglaublich seltsam und irgendwie skurril. Wie kommt es, dass ich jetzt wieder hier bin? Ich wusste zwar, dass ich bald wieder in Deutschland bin, aber so plötzlich? Wenn man fliegt, dann kommt einem da nicht vor, also ob man so weit wegreist.

 

Zuerst einmal schnappte ich mir das Telefon und rief meine beiden besten Freunde in Tansania an um ihnen zu sagen, dass ich gut angekommen bin. Sie hörten sich beide unglaublich traurig an. In diesem Moment hatte ich noch keine Sehnsucht, das kam erst ein paar Tage später. Ich war wohl noch zu sehr am Staunen. Es ist schön, dass das was gewöhnlich war auch mal wieder neu sein kann. Duschen zum Beispiel: Ist doch super, dass warmes Wasser von oben, direkt aus der Leitung kommt! Oder eine Waschmaschine – was für eine geniale Erfindung! Endlich wieder abwechslungsreicheres Essen, Brezeln und Schokolade! Was mich auch ziemlich beeindruckt hat: Ich schalte meinen Computer an und ohne, dass ich auch nur irgendetwas mache, verbindet sich der Computer automatisch mit dem W-Lan-Netz. Es ist äußerst angenehm, dass alles funktioniert und sauber ist. Wie seltsam, dass alle Leute weiß sind und man nur so wenige auf den Straßen sieht. Wie überwältigend doch ein deutscher Supermarkt ist! Wie seltsam, dass die Autos mich über die Straße lassen und es Mülleimer gibt um meinen Müll wegzuwerfen.

 

In meiner ersten Woche war ich auf einer Grillfeier und habe viele Leute getroffen, die ich auch schon von früher kannte. Ich war etwas enttäuscht, dass ich kurz vielleicht gefragt werde, was ich denn so erlebt hätte, aber lange wird mir dann auch nicht zugehört, sondern man erzählt selbst sehr viel, das die anderen vielleicht auch mitbekommen haben oder die Akteure kennen. Da sind meine Erlebnisse zu weit weg und werden uninteressant, da man sich nicht damit identifizieren kann… Wahrscheinlich wäre ich auch nicht anderes gewesen, wäre ich die ganze Zeit in Deutschland gewesen. Ich finde es traurig, aber es ist wohl so.

 

Die Zahnarzthelferin staunte, weil ich so lange nicht mehr da war und meinte zu Tansania: „Wo ist denn das?“ Nachdem ich es ihr erklärt habe meinte sie: „Oh mein Gott! Da willst du bestimmt nicht noch mal hin, oder?“ Das hat mich doch ein bisschen wütend gemacht.

 

Die Frage „Und wie war’s?“ nervt doch nur. Ich war ein ganzes Jahr im Ausland und dann „Wie war’s?“! Wie war was jetzt? „Gut.“, sage ich dann und das war’s. Manchmal wird dann noch weiter gefragt, aber selten und meist sehr halbherzig. Viel interessierter, sind Leute, die auch selbst im Ausland waren. Auch ich unterhalte mich gerne mit ihnen und tausche mich über Erfahrungen aus. Ich vergleiche vieles mit meinem Freiwilligendienst und entdecke viele Gemeinsamkeiten.

So ein Jahr, sei es in Tansania, Ghana, Südafrika, Costa Rica oder Indien, es verbindet. Mit Leuten, die auch eine solche Erfahrung gemacht haben, unterhält es sich leichter. Die anderen machen doch immer noch die gleichen dummen Witze.

 

Das Nachbereitungsseminar, war zwar ein bisschen zu früh, aber trotz allem fand ich es sehr gut mich noch mal mit anderen Freiwilligen auszutauschen und habe auch noch mal viele Dinge gelernt und rückblickend verstanden.

 

Jetzt überkommt mich immer wieder Heimweh. Ab und zu werde ich angerufen und gezwungen Kiswahili zu sprechen. Das ist immer schön, aber manchmal wäre ich doch gerne ganz dort anstatt nur eine Stimme zu hören.

Ich muss immer wieder an meine Freundin Aisha denken, die so unglaublich traurig war, dass ich gehe und der es bis jetzt noch nicht wieder gut geht. Zwei Wochen nachdem ich weg war, ist ihr Bruder gestorben und sie wurde erst mal krank… Ich wäre sie so gerne besuchen gegangen. Ich würde dann bei ihr auf dem Bett sitzen und mich mit ihr unterhalten und sie ein wenig ablenken.

Was ich am meisten vermisse sind natürlich meine Freunde und Kiswahili zu sprechen. Ich vermisse auch die freundliche Atmosphäre, die die Leute ausstrahlen und, dass ich keinerlei Hemmungen hatte, wildfremde Leute anzuquatschen. Ich vermisse meine Kinder und das TSE, das warme Wetter, das dreckige Meer, die vielen Leute auf Dar es Salaams Straßen, um die Ecke zur Duka zugehen, den Muezzin und auch die schreckliche Krachkirche, die mich sonntagmorgens vom Schlafen abgehalten hat.

 

Nach Tansania gehen – ich glaube es war die beste Entscheidung, die ich treffen konnte und ich bin sicher, dass es mir sehr viel geholfen hat und ich es nie wieder loswerde. Es war gut! Nicht dass ich lügen würde, wenn ich gefragt werde „Wie war’s?“. Aber das ist ja bei weitem nicht alles. Ihr kennt meine Berichte und habt zumindest mal einen Eindruck davon wie es war. Aber ganz verstehen könnt ihr es wohl nicht, wenn ihr nicht dort wart. Trotz allem ist es schön, wenn sich Leute wirklich dafür interessieren, wie es dort aussieht, wie die Leute dort miteinander umgehen, wie sie kochen, was sie essen, was ich dort gemacht habe, wer meine Freunde waren oder ich gelebt habe.

 

Ich habe gelernt Verantwortung zu übernehmen, habe gesehen und gespürt, unter welchen Verhältnissen der Großteil der Menschheit lebt, habe mich ein Jahr lang unglaublich frei gefühlt, habe eine neue Sprache gelernt und eine fremde Kultur und deren Vertreter sind mir vertraut geworden. Ich traue mich jetzt zu tanzen und zu singen, habe neue Freunde gefunden, zu denen ich ein ganz besonderes Verhältnis hatte und bin wohl auch gegen einige Dinge abgehärtet. Ich habe mich sehr in Geduld geübt und Langeweile aus meinem Leben verbannt. Ich will nicht vergessen, das ist wichtig!

 

Ich würde jederzeit wieder hingehen, ich bin auch dort zuhause!

 

Liebe Grüße jetzt wieder aus Deutschland von eurer Franzi

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So

14

Okt

2012

Was habe ich zurückgelassen?

Ich habe Sehnsucht nach Tansania und denke gerade viel an meine Zeit dort. Immer mal wieder skype ich und schreibe auch regelmäßig E-Mails mit meinen Leuten, die mich auch zu vermissen scheinen. Ich habe mir überlegt, was und wen habe ich denn eigentlich zurück gelassen? Und wie habe ich ihn/sie/es zurückgelassen?

 

Ich denke viel an meine Abschiedsfeier. (Hier sind dann auch noch Bilder, falls ihr die noch nicht kennt.) Ein total schöner aber auch sehr trauriger Tag mit vielen Tränen. Es kamen so viele Leute ins TSE, mit denen ich das Jahr über zu tun hatte. Alle schienen sie traurig zu sein, dass ich gehe, wünschten mir viel Glück und eine gute Reise und versicherten mir, dass sie mich ganz sehr vermissen würden. Meine Kinder spielten ein sehr schönes aber trauriges Theaterstück, dass sich Aisha ausgedacht hatte. Oliver und seine Künstlergruppe tanzten und sangen mir ein Lied vor. Von einigen habe ich einen Brief erhalten, den ich am Umsteigeflughafen in Äthiopien laß und mir dabei fast wieder die Tränen kamen.

 

Ich bin mir nicht sicher, aber ich denke, dass mich schon wieder viele von ihnen vergessen haben und kaum noch an mich denken. Im Office fällt vielleicht noch ab und zu mein Name, meine Bilder werden wohl noch an den Wänden hängen auch die Bilder der Kinder, die in der Zeit meines Malprojektes entstanden sind, werden noch – wenn sie meine Nachfolgerin nicht vielleicht sogar aufgehängt hat – im Schrank oder hinter dem Spiegel liegen. Mein Schmuckprojekt wird vielleicht weitergeführt und vielleicht auch der Deutschunterricht.

Es ist nun niemand mehr da, der die freitägliche Turnstunde abhält aber ansonsten geht alles für die meisten in gewohnten Bahnen weiter – ohne mich. Für mich ist das alles gerade unglaublich weit weg…

Auf dem TSE Grundstück wurde ein Bar gebaut, die in meinen letzten Wochen eröffnet wurde. Das hat unseren Trainingsplatz sehr eingeschränkt und natürlich auch das Training behindert. Ich weiß nicht, wie es da jetzt weitergeht.

 

Ich denke auch viel an die allerletzten Stunden in Dar es Salaam. Mein Mitfreiwilliger und ich wurden von einem ganzen Bus voller Leute mitten in der Nacht zum Flughafen begleitet. Wir saßen schon stundenlang bei uns zuhause im Wohnzimmer zusammen, nachdem die Koffer gepackt waren. Es war zwar total schön und gemütlich unter den ganzen Leuten zu sein, ein letztes Mal aber es fühlte sich auch unglaublich seltsam an. Nicht nur, dass ich sehr müde war, weil ich die komplette Nacht gar nicht geschlafen hatte, der Gedanke, dass ich bald nicht mehr hier bin und auch nicht weiß, wann ich wieder komme, machte mich doch schon ein bisschen traurig. Andererseits hatte ich schon keine Lust mehr darauf, die ganze Zeit verabschiedet zu werden und wollte nur noch, dass es endlich vorbei ist und ich im Flieger sitze und endlich schlafen kann. Ich war sehr gespannt was und vor allem wen ich in Deutschland antreffen würde.

Im Bus saß ich neben Aisha und wir hielten und genseitig die Hände. Meine beste Freundin war sehr traurig, dass ich gehe. Zwei Tage vorher, saßen wir die ganze Nacht bei ihr vorm Haus und haben geredet. Das letzte Mal zu zweit allein. Anscheinend ging es ihr dann auch nicht so gut, als ich weg war, sie wurde halb zum Bus getragen, nachdem ich im Flughafen verschwunden war. Einige Tage später ist ihr Bruder gestorben und sie wurde sehr krank. Ich wäre ihr gerne etwas beigestanden oder hätte sie zumindest öfters mal angerufen… Jetzt im Moment scheint es ihr wieder etwas besser zu gehen. Wohl könnte sie jetzt wieder ab und zu lachen.

 

Ich weiß nicht genau, was Paula, meine Nachfolgerin so macht, nur das sie im Moment wohl noch im Urlaub ist. Ich hätte ja ihre Urlaubsvertretung gemacht aber leider bin ich viel zu weit weg… Vor allem gedanklich.

 

Zu meinen Kindern habe ich gar keinen Kontakt, nicht mal per E-Mail. Ich habe sie nur über Aisha grüßen lassen, die es ausgerichtet hat und meinte sie hätten sich gefreut. Ich werde weiterhin zu Tansania Kontakt halten, auch schon, weil ich Kiswahili nicht vergessen will.

 

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Di

16

Okt

2012

Abschlussbericht - Zusammenfassung meines Freiwilligendienstes in Tansania

Da war ich vor eine Aufgabe gestellt! Wie soll ich den ein ganzes ereignisreiches Jahr in einen Bericht packen? Naja das Ergebnis meiner heutigen Arbeit hier:

 

Als ich vor über einem Jahr im heißen Dar es Salaam landete, konnte ich mir noch kaum denken, was mich erwartete. Zwar haben wir sehr viel in der Vorbereitungszeit besprochen, doch vorstellen konnte ich mir das Ganze doch nicht so gut. In den beiden spannenden Wochen des Seminars mit Kawaida e.V. in Hamburg haben meine Mitfreiwilligen David und Chris und ich sehr viel über Tansania, die Kultur, Rassismus, Umgang mit Kindern und auch etwas Kiswahili gelernt. Da wir nur drei Freiwillige waren, hatten wir eine intensive Betreuung, das Seminar war sehr persönlich und hatte eine nette Atmosphäre. Ich habe sogar schon meinen zukünftigen Boss und Mentor Alfred kennengelernt, der zu dieser Zeit gerade auf Deutschlandreise war. Ich hatte das Gefühl in dem Seminar sehr viele hilfreiche Dinge gelernt zu haben und das auf sehr hohem Niveau.

Zwar hatte ich nach dem Seminar noch mehr Angst als vorher, wollte aber auch so schnell wie möglich sehen, wovon ich die ganze Zeit immer nur gehört hatte. Ich freute mich sehr auf Tansania.

 

Wie ich ankam war ich aufgeregt und hatte auch noch bis zu dem Zeitpunkt des Aussteigens aus dem Flugzeug Angst. Sobald ich mit meinen Vorgängern im Taxi saß und zum ersten Mal die Nelson Mandela Road entlangfuhr, war ich zwar aufgeregt, aber alle Ängste waren völlig verflogen und das sollte auch so bleiben. Ich war einfach zu gespannt und von der ersten Minute an, war es einfach spannend das alles zu sehen. So reichte mir der Ausblick aus einem Taxifenster um mich zu faszinieren.

Ich hätte gedacht, dass ich öfters mal in ungemütliche Situationen kommen könnte, in irgendwelche kulturellen Fettnäpfchen zu treten, überfallen zu werden oder als Ausländer schlecht behandelt zu werden aber schnell merkte ich, wie locker die Leute da mit uns umgingen. Wir als weiße Gäste haben eben einen „Mzungu“-Bonus und werden immer bevorzugt und respektiert als wären wir etwas Besseres. Am Anfang hat mir das meine Ängste genommen, doch nach einiger Zeit war es mir lästig anders behandelt zu werden.

 

Ich hatte zwar das Gefühl vor der Ausreise schon recht viel Kiswahili gelernt zu haben, doch als ich erst mal vor Ort war, verstand ich kein einziges Wort und das störte mich. Ich hatte viel Ehrgeiz und Spaß daran die Sprache zu lernen und machte auch recht schnell Fortschritte. Jetzt spreche ich es fließend.

 

Als ich das erste Mal mein Projekt, das Talent Search and Empowerment (TSE) sah, war ich ziemlich überrascht, wie klein das Gelände doch ist – zwei kleine Räume, die bis oben hin vollgestopft sind und ein Hinterhof. Es ist eine Einrichtung für Kinder- und Jugendliche, die dort Schauspielen, Singen, Tanzen, Trommeln, Hip Hop, Gitarre spielen, Computer etc. lernen können. Ihre Lehrer sind lauter junge Leute, die kaum älter sind als ich und auch dort in der Umgebung wohnen und meine besten Freunde geworden sind und mir anfangs sehr viel geholfen haben. Ich wurde unglaublich nett dort aufgenommen. Meine Kollegen waren auch gleichzeitig meine Kiswahililehrer.

Anfangs hatte ich keine feste Aufgabe, da ich den Keyboard- und Gitarrenunterricht meiner Vorgängerin nicht weiterführen konnte, weil ich kein Instrument spielen konnte. Ich musste mir meine Aufgaben selbst suchen und probierte viel aus. Es gab Tage da versuchte ich Rechnen zu unterrichten, kümmerte mich um Office-Angelegenheiten, machte Fallschirmspiele mit dem Fallschirm, den ich in Deutschland geschenkt bekommen hatte oder spannte die Slackline zwischen zwei Bäumen auf. An anderen Tagen malte ich mit den Kleinen, spielte mit ihnen oder unterrichtete den ganzen Tag Computer.

Eine meiner festen Aufgaben im Office war es die monatlichen Berichte der Lehrer von Kiswahili auf Englisch zu übersetzten und nach Deutschland zu schicken. Außerdem musste ich Spendengelder aus Kigogo abholen, alle Belege einsammeln, einen Report schreiben und neues Geld beantragen. Das hatte mir meine Vorgängerin zwar erklärt, trotz allem war ich ziemlich überfordert mit dieser Aufgabe. Ich fragte mich, warum muss ich, wo ich doch ganz neu bin, die ganzen Geldangelegenheiten vom TSE regeln? Wird mir nur vertraut, weil ich weiß bin und den Alteingesessenen nicht? Mit der Zeit bekam ich Routine und Selbstbewusstsein.

 

Dann begann ich auch jeden zweiten Freitag Turntraining zu geben, was bei den Kindern beliebt war aber etwas schwierig, da der staubige Hinterhof mit seinen Glasscherben einfach nicht dafür geeignet ist. Es ging zwar meist etwas chaotisch zu aber alle, einschließlich mir hatten große Freude daran.

 

Ganz zu Beginn kaufte ich etwas Garn und begann meinen Kindern Armbänderknüpfen beizubringen. Da dies so gut an kam entstand daraus mein Schmuckprojekt. Ich beantragte etwas Geld und kaufte davon noch mehr Garn, Perlen und sonstiges Material um Halsketten, Armbänder und Ohrringe herzustellen, die dann auch verkauft wurden. Leider sind viele Schmuckstücke spurlos verschwunden, vor allem dann wenn ich nicht anwesend war. Trotz allem haben wir etwas Geld eingenommen, das wir um weiteres Material zu kaufen, genutzt haben.

 

Mein zweites größeres Projekt war das Malprojekt. Da ich selbst sehr gerne male, dachte ich, das könnte ich auch miteinfließen lassen und plante mit den Kindern zu malen. Ich kaufte Materialien und zusammen mit Chogo, der sich für einen Künstler hält, habe ich den Kindern beigebracht Bilderrahmen herzustellen, diese mit Leinwand zu bespannen, zu grundieren und natürlich dann zu malen. Ich improvisierte viel und oftmals lief es nicht so geordnet ab, wie ich wünschte aber es entstanden hübsche Bilder und alle hatten viel Spaß dabei und lernten viel dazu, auch ich.

 

In den letzten fünf Monaten unterrichtete ich zweimal wöchentlich Deutsch. Hier hatte ich das Problem, dass die Kinder nicht regelmäßig kamen, ihre Hefte verlegten oder verloren und oftmals nicht so aufmerksam waren, wie ich mir das wünschte. Drei meiner Schüler haben davon auf jeden Fall ein bisschen was mitgenommen, beim Rest in ich mir da nicht so sicher. Meine Nachfolgerin scheint meinen Deutschunterricht weiterzuführen, was mich sehr freut, so vergessen es vielleicht doch nicht alle.

 

Einmal pflanzte ich zusammen mit einem Schüler in aufgeschnittenen Wasserkanistern Sonnenblumen. Anfangs wurde ich skeptisch beäugt aber als dann unsere Pflänzchen hübsch kamen, waren wir ziemlich stolz. Als die Sonnenblumen groß genug waren pflanzte ich sie direkt in den Boden um. Dort wuchsen sie auch an und sahen gesund aus, wurden nur nach kürzester Zeit geklaut, was mich doch ziemlich ärgerte.

 

Eine andere Aufgabe war es Ausflüge zu organisieren, also die Geldangelegenheiten zu klären, einen Bus zu organisieren, Elternbriefe zu schreiben und alles mit den zuständigen Personen abzuklären. Anfangs war ich damit noch etwas überfordert, doch irgendwie hat es doch immer geklappt.

Die Ausflüge, ob in eine andere Einrichtung oder an den Stand, waren meine Highlights.

 

Auch sehr erfolgreich war die Watoto Talent Show, ein Wettkampf in den Disziplinen Tanzen, Musik und Schauspiel, den wir organisiert haben. Zwar lief auch hier alles nicht ganz so geplant ab zum Beispiel das Kampfgericht für Schauspiel erschien ohne Abmeldung überhaupt nicht, die Mikros quietschten und rauschten fürchterlich und eine Gruppe, die eigentlich antreten sollten kam viel zu spät. Natürlich hat dann das TSE die meisten Preise erhalten, was wohl daran lag, dass wir selbst als Austräger am besten informiert waren.

 

Dann konnten wir noch ein Lied, das eines der TSE-Schüler komponiert hatte, aufnehmen und das Musikvideo dazu drehen. Ich war vor allem für die Finanzen verantwortlich, habe meine Kids aber immer überall hin begleitet und habe die Termine mit den Produzenten ausgemacht. Hamis, auch ein Mitarbeiter des TSEs ist und für Videoproduktionen zuständig ist, war Kameramann und Cutter. Ich schaute ihm viel und gerne über die Schulter, lernte dabei auch sehr viel.

Was mich allerdings sehr traurig macht, ist dass ich das Video nie in seiner fertigen Version zusehen bekommen habe… An dem Tag als es fertig gestellt war, ließ sich Hamis‘ Festplatte nicht mehr anschalten aufgrund eines Viruses. Das Video scheint ernsthaft verloren gegangen zu sein, in das wir so viel Mühe und Arbeit gesteckt hatten. Wir hatten schöne Drehtage und ich freute mich schon sehr auf ein schönes Ergebnis und jetzt soll es ganz verloren sein. Das ärgert mich bis heute und ich kann nichts dagegen tun.

 

Gegen Ende des Jahres erschwerte mir Madam Haika meine Arbeit. Sie schien keine Lust mehr zu haben, versuchte immer so schnell wie möglich nach Hause zu kommen, obwohl sie sowieso schon eine Stunde früher heimgehen durfte als noch vor einem Jahr. Am Morgen bekam ich ganz oft eine SMS von ihr, dass sie zu spät käme, mit verschiedensten Gründen und ich soll doch das Office aufschließen. So begann ich meinen Arbeitstag oft schon um halb acht, damit ihre Computerschüler nicht stundenlang vor verschlossenen Türen sitzen mussten. Ich bekam immer mehr Verantwortung, das TSE wurde als „mein“ Office bezeichnet und sobald ich einmal nicht da war, wurde ich aufgeregt angerufen und gefragt, wo ich denn sei, selbst wenn derjenige mich eigentlich gar nicht brauchte und genau so gut jemand anderes hätte fragen können.

 

Eine Sache, die ich Madam bis jetzt noch nicht ganz verziehen habe, ist dass sie uns einmal ohne Vorwarnung ausgeschlossen hatte. Meine Tasche mit meinem Office-Schlüssel, meinem und Aishas Handy und Aishas Zimmerschlüssel und sogar meine Schuhe waren eingeschlossen. Da sie zu weit weg wohnt kam es auch nicht in Frage zu ihr nach hause zu fahren und ihren Schlüssel zu holen, bevor sie zuhause war ging sie nicht an ihr Handy. So konnte Aisha nicht mal zuhause schlafen. Was mich vor allem wütend machte waren ihre sinnlosen Ausreden. Sie saß einfach am längeren Hebel und Alfred verteidigte sie auch noch.

 

Anfangs hatte ich mit Alfred ziemliche Probleme. Er war immer in der Machtposition, oftmals sehr beschäftigt und wollte immer über alles informiert werden. Auch die anderen TSE-Lehrer fühlten sich von ihm unterdrückt und standen meist auf meiner Seite.

Bei einem kleinen „Zwischenseminar“ mit Alfred hielt er uns einen Vortag, wie denn ein Mentor sein müsste, reflektierte aber gar nicht, ob er selbst das denn erfülle. Am meisten ärgerte mich, wie er vorließ: „Ein Mentor sollte kein Chef sondern ein Freund für den Freiwilligen sein, sodass er ihn zum Beispiel auch mitten in Nacht anrufen kann.“ Dass ich keine Chance hatte mich dagegen zu wehren und ihm zu sagen, dass es nicht so ist, ärgerte mich. Für mich ist Alfred mein Boss gewesen und nicht mein Mentor. Es ist schon das Beste jetzt, dass unsere Nachfolger sich ihren Mentor selbst suchen können. Boss und Mentor ist für eine Person zu viel, das kann gar nicht klappen.

Gegen Ende begann ich mich ganz gut mit Alfred zu verstehen und wir begannen eher miteinander als gegeneinander zu arbeiten. Ich wusste, wie ich mit ihm umzugehen hatte und das erleichterte mir die Arbeit ungemein. Ich hätte mir schon früher gewünscht, dass es so harmonisch zugehen kann…

 

Trotz allem war das TSE meine perfekte Einsatzstelle, weil ich alles ausprobieren konnte, was ich wollte und mich nichts und niemand davon abhielt und mich einfach probieren lies. Außerdem ist es ein toller Ort um die tansanische Kultur kennen und Kiswahili sprechen zu lernen und neue Freunde zu finden, die mich auch super in die Gesellschaft integriert haben. So hatte ich kein großes Problem damit viel mehr zu arbeiten, als ich eigentlich gedurft hätte. Ich hielt mich sehr gerne den ganzen Tag im TSE auf und war auch immer gut beschäftigt, außerdem waren dort meine Freunde. Es gab Zeiten, da sprach ich tagelang kein Deutsch mehr, außer im Deutschunterricht.

Ich wohnte zwar mit David, meinem Mitfreiwilligem zusammen, doch irgendwie waren wir beide oftmals so beschäftigt, dass wir uns kaum sahen.

Was nun aber nicht heißt, dass ich keine Freizeit gehabt hätte. Mehrmals die Woche fuhr ich abends ins Baba Watoto-Centre um dort selbst zu turnen. Ich hatte einen Akrobaten kennengelernt, der gerne mit mir trainierte. Wir hatten beide sehr viel Spaß und ich genoss die Zeit, selbst wenn wir oft im Dunkeln aufgrund von Stromausfall und auf hartem Betonboden turnen mussten.

Das erste halbe Jahr machte ich zusammen mit meinem Mitfreiwilligen Karate. Es wurde mir allerdings zu anstrengend über eine Stunde mit dem Bus zufahren um dann eventuell nicht mal unseren Karatetrainer anzutreffen und dafür war mir das auch zu teuer. Außerdem musste ich früher von der Arbeit und das fand ich schade, da um diese Zeit im TSE gerade Trainingszeit ist und die meisten Schüler da sind.

An Wochenenden machte ich Ausflüge, ging auf Konzerte, besuchte Freunde, nähte ein bisschen in der Schneiderei, war auf Feiern eingeladen, malte zusammen mit Chogo, fuhr an Strand oder in die Stadt und so weiter. Langweilig war mir keine Sekunde lang.

 

Beim Zwischenseminar am paradiesischen Stand auf Sansibar lernte ich viele andere deutsche Freiwillige aus ganz Tansania kennen und hatte mal wieder das Gefühl, wie sehr ich doch Glück gehabt hatte mit meiner Entsendeorganisation und meinem Projekt. Ich fühlte mich nie im Stich gelassen gefühlt von Kawaida und auch meine Kollegen im Projekt waren immer für mich da. Bei allen größeren Problemen half mir jemand und es fand sich eine Lösung. So gab es nichts unter dem ich längere Zeit litt.

Auch war unsere Wohnsituation einfach perfekt, was ich vorher gar nicht so zu schätzen wusste. Wir wohnten zu weit zusammen in einer super schönen Wohnung, die an das Haus von einer Art Gastfamilie angebaut ist. Zu denen konnten wir gehen, wenn wir Probleme hatten, Hunger hatten und in Gesellschaft sein wollten oder krank waren. Mama Lina war zwar selbst immer sehr beschäftigt, schien uns aber über alles zu lieben, sodass wir zuhause eine sehr angenehme entspannte Atmosphäre hatten und sie uns gerne zum Essen einlud.

Wir erhielten Verpflegungsgeld womit wir auch hinkamen, solange wir nicht ständig selbst kochten, was nämlich meist teurer ausfiel, wenn wir dann auch noch Mama Lina und Co einluden. Isst man an der Straße in einem „Restaurant“, dann war das meist billiger.

 

So hatte ich keine größeren Probleme und ich konnte mich voll und ganz auf meine Arbeit im TSE und das Kennenlernen der tansanischen Kultur konzentrieren.

Die schönsten Erfahrungen waren es Kiswahili zu lernen und Freunde zu finden, die auch wirklich wichtige Menschen für mich geworden sind. Daher war es so schwierig Abschied zu nehmen und wieder in Deutschland anzukommen. Meine Abschiedsfeier und auch die Verabschiedung am Flughafen waren unglaublich schön aber sehr traurig. In Deutschland anzukommen war dann wiederum so schön und aufregend wie damals als ich zum ersten Mal meinen Fuß auf tansanischen Boden gesetzt hatte. Es war sehr schön meine alten Freunde wieder zusehen und von meinen Erlebnissen zu erzählen.

Was mich etwas stört, ist dass viele Leute mich fragen: „Wie war’s?“, und dann nicht länger als fünf Minuten Interesse haben mir zuzuhören. Und wie soll ich denn ein ganzes Jahr in fünf Minuten zusammenfassen? Es geht nicht… Also lautet meine Antwort oftmals nicht mehr als „gut“ und damit hat sich das für meinen Zuhörer erledigt.  

 

Das Nachbereitungsseminar war sehr interessant auch wenn es viel zu früh war schon nach einer knappen Woche nach der Ankunft in Deutschland. Über einige Themen hätte ich vorher gerne noch ein bisschen mehr nachgedacht doch selbst so war es gut sich mit anderen Freiwilligen austauschen zu können. Wer selbst im Ausland war, hört auch gerne mehr als fünf Minuten zu, vergleicht mit seinem Aufenthalt und kann sich besser damit identifizieren.

Ich glaube ich habe mich während meiner Zeit in Tansania verändert. Ich habe gelernt Verantwortung zu übernehmen, habe gesehen und gespürt, unter welchen Verhältnissen der Großteil der Menschheit lebt, habe mich ein Jahr lang unglaublich frei gefühlt, habe eine neue Sprache gelernt und eine fremde Kultur und deren Vertreter sind mir vertraut geworden. Ich traue mich jetzt zu tanzen und zu singen, habe neue Freunde gefunden, zu denen ich ein ganz besonderes Verhältnis hatte und bin wohl auch gegen einige Dinge abgehärtet. Ich habe mich sehr in Geduld geübt und Langeweile aus meinem Leben verbannt!

Tansania ist mein zweites zuhause geworden und ich werde irgendwann noch mal hinreisen müssen, da ich Heimweh habe. Ich werde weiterhin Kontakt zu Aisha und Oliver meinen beiden besten Freunden halten und sie nicht vergessen.

 

Nach Tansania gehen – ich glaube es war die beste Entscheidung, die ich treffen konnte und ich bin sicher, dass es mir sehr viel geholfen hat und ich es nie wieder loswerde. Es war gut! Nicht dass ich lügen würde, wenn ich gefragt werde „Wie war’s?“.

 

Franziska Müller, Freiwillige Kawaida e.V.

 

 

 

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Do

23

Mai

2013

Runde 2 Bericht 1

Wow krass. Wieder Tansania und wieder furchtbar verwirrt, nur diesmal auf eine ganz andere Weise. Alles ist noch so wie es war. Ein bisschen fühlt es sich an, als ob ich nie weg gewesen wäre. Dabei war ich immerhin über acht Monate in Deutschland, habe mich dort eingelebt gehabt und schon angefangen Tansania zu vergessen. Jetzt ist Deutschland wieder so weit weg, wie ein anderes Leben in einer anderen Welt.

Runde zwei ist nicht, wie ich befürchtet habe, eine schlechte zweite Folge von meinem Freiwilligendienst. Es ist um einiges intensiver und irgendwie ein anderes Gefühl. Ich weiß jetzt dass ich hier Freunde fürs Leben gefunden habe, wohne tatsächlich nur noch unter Tansaniern, momentan in einem Zimmer ohne Strom (Der aber eigentlich schon vor zwei Wochen kommen sollte…), ohne Wasseranschluss und die Toilette bzw. Dusche ist ein Loch, umringt mit Wellblech, mitten darin steht ein Papajabaum, der mittlerweile auch Früchte trägt.

Da ich nicht nur rumsitzen will, habe ich beschlossen etwas zu arbeiten, wie eine Art unbezahltes Praktikum. Seit knapp zwei Wochen unterrichte ich nun Mamas, wie man eine Computermaus bedient, auf einen Keyboard schreibt und E-Mails ließt und ein wenig Englisch. Nur irgendwie war das nicht das, was ich mir vorgestellt hatte… Als ich mit Mama Lina gesprochen habe, meinte ich, dass ich TANCRAFT gerne besser kennenlernen würde und eigentlich wollte ich eher etwas lernen als unterrichten… Die Frauen von TANCRAFT stellen ganz viele Kunstgegenstände her, vor allem aus Stoff, wie zum Beispiel Taschen für Laptops, Handys, Schmuck und auch Kleidung und das in ziemlich hoher Qualität. Da hätte ich gerne ein bisschen einen Einblick bekommen, nur jetzt sitze ich den ganzen Tag in diesem Internetcafé, das auch Mama Lina gehört und dort ihre Mamas hinschickt, damit sie von mir unterrichtet werden. Die Leute sind nett, wollen wirklich was lernen und machen auch jetzt schon Fortschritte, aber zufrieden bin ich dort nicht. Ich hatte mir einfach was anderes vorgestellt und eigentlich hatte ich das Mama Lina auch so gesagt.

Schon vor meinem ersten Arbeitstag hatte ich keine Lust. Die vier Tage, die mein Bruder nicht mehr da war und ich noch nicht angefangen hatte zu arbeiten, waren einfach super schön und mir war klar bräuchte nicht unbedingt eine Arbeit, mir würde mit Sicherheit nicht langweilig werden. Nur leider kann ich nun nicht mehr zurück, Mama Lina würde mir das sehr übel nehmen. Vor meinem ersten Arbeitstag hatte ich tatsächlich nicht umsonst keine Lust. Die ersten zwei Stunden wollten die ganzen Leute da irgendwas von mir, ich habe nicht mal verstanden, wer jetzt zu meinen Schülern gehört und wer nicht. Außerdem wollte jeder etwas anderes unterrichtet werden und war auf einem anderen Stand. Die zweite Hälfte des Tages waren dann meine Schüler weg und ich hatte noch weniger Lust, weiter dort zu arbeiten, mir war langweilig und ich war wütend auf Mama Lina. Ich habe ihr auch erzählt, dass es mir überhaupt nicht gefallen hat, wie das gelaufen ist, aber sie versuchte nur mich zu beruhigen, ich solle mich gedulden.

Ich habe nur weder Lust mich zu gedulden, noch den ganzen lieben langen Tag im klimatisierten Internetcafé rumzuhängen, wo ich sowieso nur so kurze Zeit hier bin. Ich habe mir ernsthaft überlegt alles hinzuwerfen und mein eigenes Ding zu machen. Das kann ich Mama Lina erst mal nicht antun. Mittlerweile ist meine Arbeit etwas organisierter, zufrieden bin ich aber bei weitem nicht. Immer wieder hänge ich einfach sinnfrei im Internet rum, worauf ich eigentlich gar keine Lust habe, genauso wenig, wie den ganzen Tag im Haus zu sein. Immerhin habe ich Mama Lina schon dazu gebracht, mir einen Tag pro Woche frei zu geben.

Ich freue mich, dass sich meine Schülerinnen freuen etwas zu lernen auch sonst mag ich die Leute hier. Ich habe zum Beispiel einen Tansanier kennengelernt, der sich selbst über das Internet Deutsch beibringt und das echt erstaunlich gut kann. Wirklich beeindruckend.

Ich lasse das vorerst mal so stehen und schreibe bald noch mal einen Bericht.

Liebste Grüße nach Deutschland.

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So

14

Aug

2016

Die alte Seite für einen neuen Zweck

Meine alte Tansania-Seite wird wieder zum Leben erweckt! 

Bei uns, also Oliver, Noemi und mir, geht es schon bald und zwar am 7. September los nach Tansania....

Wir werden zwei oder drei Wochen in Dar es Salaam verbringen und dann nach Mtwara gehen, wo ich auch mein Praktikum machen werde. Die Praktikumsstelle heißt "Mwaya One Medial Services". Dort werden Spielfilme, Werbespots und Promotionclips gedreht. Außerdem können T-Shirts und Tassen bedruckt werden und Flyer werden entworfen.

Irgendwie ist damit noch das Mtukwao-Projekt in Makuto (einige Kilometer von Mtwara entfernt) und der Jamii-Radio-Sender Mtwara.

Da kann ich überall reinschnuppern und bestimmt kreativ werden.

Was genau auf mich zukommt, kann ich mir noch nicht ganz vorstellen obwohl ich mir die Projekte letztes Jahr in den Semesterferien schon einmal angesehen habe. Hier ein paar Bilder:

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Di

06

Sep

2016

Morgen geht's los! Und eine Bedienungsanleitung zum Blog.

Wir sind alle drei ein bisschen aufgeregt, die Koffer sind gepackt und wir denken an nichts Anderes als ans Losfliegen morgen. Wenn ich Noemi daran erinnere, dass wir morgen ins Flugzeug steigen, sagt sie: "Fugseit haaaaben!"

Die letzten Wochen waren ziemlich anstrengend. Es gab viel vorzubereiten, wie Auslands-BAföG zu beantragen, eine Krankenversicherung abzuschließen, die Flüge zu buchen und was das Schwerste war, unsere Wohnung leer zu räumen und einen Untermieter zu finden. Den gibt es bis jetzt noch nicht. Hier geht's zur Anzeige, falls jemand von euch jemanden kennt, der vielleicht Interesse hat. Eine Freundin in Halle kümmert sich weiterhin darum.

Darüber hinaus ist es ein bisschen auf der Strecke geblieben, mich zu freuen, mir Gedanken zu machen, was ich in Tansania machen möchte (in der Freizeit und im Praktikum), was ich mitnehmen möchte (sowohl Materielles, wie auch Gedanken) und wie, warum und ob ich überhaupt einen Blog schreiben möchte. 

Lust dazu habe ich schon eine ganze Weile, aber die Zeit nicht. Außerdem so viele Bedenken und Hemmungen, dass ich es fast hätte sein lassen. Ich dachte aber, dass es schön ist, Freunden, Bekannten und Verwandten, die ich nun für sieben Monate nicht sehe, etwas zu berichten.

Ich finde es mittlerweile viel schwerer, persönliche Dinge öffentlich aufzuschreiben, wie zu der Zeit, als ich den Blog angefangen habe. Ich habe das Gefühl, dass wenn ich zu unvorsichtig bin, Dinge preisgebe, die ich eigentlich nicht preisgeben möchte. Schließlich kann die ganze Welt mitlesen. 

Außerdem ist diese Reise nicht mehr so eine Reise ins Unbekannte oder ein neuer Lebensabschnitt wie damals, als ich diesen Blog begonnen habe. Es ist eher ein Nachhausekommen. Ich könnte jetzt schon beschreiben, wie es aussieht, wenn man aus dem Flughafengebäude kommt, wie es riecht und sich anhört. 

Für alle die meinen alten Blog nicht gelesen haben, nichts von der Kultur Tansanias wissen und auch sonst mich nicht so gut kennen, habe ich unter "Alte Sachen" noch alle alten Dinge online gelassen.

Ich hoffe, dass ihr richtig versteht, was ich schreibe und nicht noch mehr kulturelle Missverständnisse, Stereotypen und Verwirrungen erzeuge. Nehmt euch bitte beim Lesen zu Herzen, dass ich keine Expertin bin, nicht objektiv berichten kann und alles, was ich erzähle, durch meine persönliche Sozialisation geprägt ist. 

Außerdem, da es für mich schon die fünfte Reise ist, habe ich auf viele Dinge vielleicht schon eine Blickweise entwickelt, die ihr nicht nachvollziehen könnt.

Scheut euch nicht, nachzufragen, wenn etwas unklar ist. Es ist mir sogar wichtig, dass ihr mich auf Dinge hinweist, die euch missverständlich oder falsch vorkommen.

Ich freue mich überhaupt über Kommentare und Fragen und höre auch gerne mal was von euch.

Wer keine Lust hat, ständig hier rein zu schauen und dann doch nichts Neues vorfindet, kann mir unter Kontakt einfach kurz schreiben, dann nehme ich die E-Mail-Adresse im Verteiler auf und sage Bescheid, wenn ich etwas Neues gepostet habe.

So ich habe jetzt Lust bekommen, noch mehr zu schreiben bzw. Bilder und Videos zu posten und ich hoffe, ihr habt auch Lust darauf.

Liebe Grüße

Franzi

 

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Mi

14

Sep

2016

Ankommen und Erinnern – Vertrautes und Neues

Wir sind gut in Dar es Salaam oder in „Bongo“ angekommen. Alles ist bisher glatt gelaufen, wir sind gesund und munter.

Wir wurden von Olivers Nichte abgeholt. Sie war bis vor kurzem noch bei uns in Dar und ist jetzt zurück nach Mtwara gefahren, weil sie ihre Schulzeugnisse abholen muss.

Wieder hier zu sein, fühlt sich an, wie nach Hause zu kommen. Es gibt Dinge, die ich ganz vergessen hatte. Einige schön, andere eher nervig. Zum Beispiel wie sich Dar es Salaam in den frühen Morgenstunden anhört, solange man noch gemütlich unterm Mückennetz liegt: Die Hähne krähen (vor allem Noemis Freund im Innenhof, jeden Morgen um vier!), die Autos hupen, Fisch und Gemüse werden angepriesen, Grillen zirpen und der Wind rauscht in den Blättern, die Fernseher, Radios und Handys fangen an zu dudeln und unsere Nachbarin fängt an ihre Kinder zu schimpfen.

Auch wie es ist, jeden Morgen Tee und Chapati (Fladenbrote, die in viel Öl in der Pfanne gebraten werden) oder Maandazi (Krapfen) draußen unter Wäscheleinen zu Frühstücken, hatte ich verdrängt.

Schön ist, dass es jeden Tag gleich heiß ist (so dass man nie wirklich frieren kann) und man sich keine Gedanken machen muss, was man denn anziehen soll. Sonst musste ich mir das immer zweimal überlegen, einmal für mich und einmal für Noemi.

Außerdem putzen wir uns jetzt im Innenhof die Zähne, Duschen mit dem Eimer, weil wir kein fließendes Wasser haben, verheddern uns regelmäßig im Mückennetz, auf das ich gerne verzichten würde, auf Malaria aber noch lieber, ärgern uns über Plastiktüten in den Büschen, gehen fünf mal am Tag zur Duka (kleiner Tante-Emma-Kiosk, in dem es alles gibt) vorm Haus, weil die Streichhölzer alle sind oder die Seife ins Klo gefallen ist und Kochen unser Essen über dem Lampenölkocher.

Es macht Spaß hunderte von sinnlosen SMS hin und her zu schicken, weil man von Tigo so viele frei-SMS bekommt, die ich aufbrauchen möchte.

 

Wir waren auch schon einige Male im TSE, also meiner und Olivers ehemaligen Arbeitsstelle, ein Jugendzentrum, in dem Musik, Tanz und Theater aber auch Computer und Englisch etc. unterrichtet werden. Dort sind immer noch die gleichen Leute aber auch ein paar neue, die blauen Plastikstühle, die es schon in meiner Zeit gab und die Fotos, die damals dagelassen habe, hängen auch noch an der Wand.

Oliver probt dort mit seinen ehemaligen Schülern, mit denen er bald zwei Auftritte haben wird. Die Musik, die ich mittlerweile mit Halles Stadtpark, unserem Wohnzimmer und Olivers Band in Halle verbinde, ist den TSElern genauso vertraut.

Neu sind die 500 Shillingi-Münzen, die vor kurzem eingeführt wurden. Momentan kann man mit den alten lapprigen und dreckigen Scheinen und den neuen glänzenden Münzen bezahlen. Außerdem wurden jede Menge neue Häuser, Läden und in der Innenstadt Hochhäuser gebaut. Es gibt viele neue Baustellen, aber die größte und nervigste Baustelle von den letzten Jahren ist jetzt weg: Es gibt nun eine extra Spur für die Schnellbusse von Kimara bis nach Posta und Kariakoo, also in die Innenstadt. Die haben wir bisher noch gar nicht ausprobiert aber das steht fest auf meiner To-Do-Liste. Die können nämlich nicht im Stau stehen! Jedes Auto oder Motorrad, das die Schnellbusspur benutzt, wird sofort von der Polizei angehalten und zu einer Strafe von 250.000 Shilingi (das sind ungefähr 125€) verdonnert. Die Verkehrspolizisten stehen seid Magufuli, dem neuen Präsidenten an jeder Straßenecke und halten jede Menge Autos an.

 

Das Internet ist auch viel schneller geworden, seit es den neuen Netzanbieter HALOTEL gibt und uns eingefallen ist, dass es viel unkomplizierter ist, über den Handyhotspot den Computer mit Internet zu füttern als per Modem. Außerdem glaube ich, dass die Stromausfälle weniger geworden sind. Wenn ihr also nichts von mir hört, kann ich es nicht mehr darauf schieben...

Wir sind jetzt noch zwei Wochen oder so in Dar und fahren dann nach Mtwara zu Olivers Familie, wo ich dann auch mit mit meinem Praktikum anfangen werde. Vorher müssen wir in Dar aber unbedingt noch einen tansanischen Reisepass für Noemi organisieren, damit sie die tansanische Staatsbürgerschaft bekommt!

So das war jetzt eine kurze Zusammenfassung über die ersten Eindrücke. Unten gibt es noch ein paar Bildchen zu diesem Bericht.

Ich hoffe euch geht es auch so gut, wie uns.

Liebe Grüße

Franzi

 

 

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Di

27

Sep

2016

Planänderungen

Etwas, das ich hier schnell gelernt hatte, ist dass sich Pläne öfters mal plötzlich ändern können. Mal ist es der Regen, der alles aufhält, mal der Stau auf Dar es Salaams Straßen. Mal ist man eingeparkt und findet den Übeltäter nicht bzw. dieser ist schwer aufzuwecken.

In unserem Fall ist es wohl die Bürokratie, die alles aufhält. Denen beim Immigration office ist aufgefallen, dass sie kein Deutsch können und Noemis Geburtsurkunde ohne Übersetzung nicht annehmen können. Hätte ihnen ja auch früher einfallen können... So wurden wir zum Übersetzer geschickt, leider mit einer völlig falschen Wegbeschreibung. Nach einer großzügigen Stadtrundfahrt und einigen netten Begegnungen haben wir endlich hingefunden. Natürlich gab es dort niemanden, der Deutsch kann. Hätten wir uns ja auch denken können...

Wir hatten aber Glück! Die freundliche Übersetzerin war damit einverstanden, dass ich die Geburtsurkunde selbst übersetze und sie ihren Stempel darunter setzt. Genau das habe ich in einem Internetcafé in der Nähe gemacht. Jetzt hat Noemi eine Geburtsurkunde auf Englisch, mit offizieller Unterschrift, Wasserzeichen und Stempel des Übersetzungsbüros.

Nachdem einen Tag später von Noemi nochmals unter Geschrei die Fingerabdrücke genommen wurden und Oliver noch ein Anschreiben geschrieben hat, ist der Antrag nun endlich fertig. Hoffentlich... Mal sehen was sie sonst noch von uns brauchen. Wir haben in zwei Wochen wieder einen Termin bei denen.

Wir wollen Noemis Reisepass nicht in Dar lassen, solange wir schon in Mtwara sind. Außerdem gibt es hier noch so viel zu tun, so viele Leute, die noch besucht oder eingeladen werden wollen und im TSE auf der Slackline zu laufen und Musik zu hören, während sich Noemi mit den Diabolos beschäftigt, ist auch schön. Dann kommt Anfang Oktober eine Freundin, mit der ich früher zusammen geturnt habe für ein Jahr nach Dar. Mit ihr möchte ich mich auf jeden Fall auch treffen und ihr vielleicht ein bisschen was zeigen.

Außerdem hat Aisha, meine ehemalige Arbeitskollegin aus dem TSE einen Platz für Weltwärts Süd-Nord bekommen. Das heißt, sie wird nächstes Jahr für ein Jahr in Deutschland ein Praktikum machen. Deshalb ist sie im Moment dabei Deutsch zu lernen und Spenden zu sammeln. Sie lernt Deutsch im Goethe Institut, hat aber ziemliche Probleme damit, weil es viel zu schnell geht und der Unterricht auf Englisch ist, was sie auch nicht so gut kann. Daher setze ich mich zur Zeit fast jeden Tag mit ihr zusammen und versuche ihr zu erklären, was sie in der Schule hätte lernen sollen... Ihre Prüfung ist irgendwann Ende Oktober. Das Spendensammeln bereitet ihr auch Kopfzerbrechen. Wenn jemand von Euch Lust hat, ihr etwas zu Spenden und mehr Informationen möchte, kann sich sehr gerne an mich wenden.

 

Diese ganzen Gründe haben dazu geführt, dass sich meine Pläne geändert haben und ich beschlossen habe mein Praktikum aufzuteilen und noch einen Monat länger zu bleiben. Mr. Fakihi, von Mwaya One Medial Services in Mtwara hat kein Problem damit.

Hier in Dar sitzen fast alle großen tansanischen Fernsehsender. Ich hätte Lust da mal reinzuschauen und vielleicht ein bisschen mitzumischen. Außerdem hat Oliver vor kurzem auf Youtube schöne Zeichentrickfilmchen auf Swahili gefunden. Noemi steht da voll drauf, sich „Ubongo Kids“ auf Olivers Smartphone anzuschauen. (Dabei ist sie so konzentriert, das ist schon fast unheimlich. Ich konnte ihr heute dabei sogar die Haare flechten.) Ich habe erfahren, dass die bei TBC 1, hier in Dar gemacht werden. Da hätte ich auch Lust mal reinzuschauen. Oliver meinte, dass sei kein Problem, ich sollte ihn nur mal machen lassen, er hätte da gute Beziehungen und eine weiße unbezahlte Praktikantin würde überall mit Handkuss genommen werden. Hoffentlich klappt das!

 

Nächsten Donnerstag hat Oliver sein Konzert in Bagamoyo, worauf er schon fleißig mit seinen ehemaligen Schülern probt. Leider wurde letzte Woche die ganze Zeit etwas an den Stromleitungen gemacht, dass es tagsüber keinen Strom gab. Das war etwas nervig... Aber dafür konnten Aisha und ich in Ruhe Deutsch lernen.

 

So, mehr habe ich jetzt nicht zu sagen. Hier kommen nur noch ein paar Bilder von der Fährefahrt nach Kigamboni, einer Halbinsel, die noch zu Dar es Salaam gehört.

Franzi

 

 

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So

09

Okt

2016

Praktikum in Dar

Ich habe tatsächlich fast pünktlich mit meinem Praktikum hier in Dar begonnen! Am Montag habe ich mich das erste Mal mit Mmyovela meinem „Chef“ in seinem Studio „Dr. Cool Production“ getroffen. Allerdings hatten wir erst mal nur eine kleine Vorbesprechung. Er ist Filmemacher und produziert vor allem Kurzfilme zum Thema AIDS etc. Außerdem arbeitet er zusammen mit vielen anderen Leuten, Studios und Institutionen, da blicke ich noch nicht ganz durch.

Sein Vorschlag ist, dass ich erst einmal in einige laufende Produktionen hinein schaue und dann mit ihm zusammen und seinen Leuten einen Kurzfilm drehe, wobei ich richtig mitmachen kann.

So habe ich letzte Woche damit verbracht verschiedenen Kamera- und Tonmännern über die Schulter zu schauen, mit den Regisseuren zu quatschen worum es bei der jeweiligen Produktion geht, weil das die Schauspieler meist gar nicht wussten. Es war auch ganz witzig, Leute die selbst ich aus dem Tansanischen Fernsehen kannte, live zu sehen und mit ihnen zu quatschen. Mzee Majuto ist ein bekannter Comedian, der auch im richtigen Leben ganz lustig drauf ist. Da die Dreharbeiten mit ihm auf der Straße stattgefunden haben, hat sich natürlich in kürzester Zeit eine riesige Menschenmenge um uns versammelt.

Am Tag drauf habe ich die gleiche Gruppe den ganzen Tag lang begleitet und dieses Mal war Mboto mit dabei, welcher auch ziemlich bekannt ist. Aus mir unbegreiflichen Gründen gab es an diesem Tag eine sehr lange Mittagspause in der ich mich ganz lange mit ihm unterhalten habe. Es war ganz interessant, was er so aus seinem Schauspielerleben in Dar es Salaam zu erzählen hatte.

Am Abend wurde ein Fest gedreht, wozu laut getrommelt wurde. Ich fand es lustig, wie von vornherein niemand geplant hat, woher man die tanzenden Statisten bekommt, weil es eh klar war, dass die Straße innerhalb kürzester Zeit voller Menschen sein wird, die sich freuen, wenn sie sich im Fernsehen sehen. Bildrechte etc. ist überhaupt kein Thema.

Gestern und vorgestern war ich beim Schnitt dabei. Das war allerdings etwas langweilig, weil ich da nicht viel machen konnte. Die Cutter von mehreren Produktionen haben sich in ein Apartment eingemietet um dort in Ruhe zu schneiden bis die Produktionen fertig sind. Irgendwie ein seltsamer Ort... Oliver hat mich dort hin begleitet und mich kein bisschen allein gelassen, unter den ganzen Männern und Schlafzimmern.

 

Am Samstag hatte Oliver seinen Auftritt auf dem Marahaba Festival, was ich zusammen mit den Leuten von Dr. Cool mitgeschnitten habe...

Leider lief bei dem Festival nicht alles so, wie es sollte. Von der Zeit war 16 bis 24Uhr angesetzt. Der Soundcheck war aber erst so gegen 19Uhr. Öffentliche Musikveranstaltungen dürfen rechtlich nicht länger als bis um 24Uhr gehen. Daher haben die letzten fünf Bands unter anderem Olivers nur jeweils zwei Lieder spielen dürfen. So haben wir nur einige wenige Minuten gefilmt...

Noemi war auch mit dabei. Sie hat schon zum Soundcheck vor der Bühne getanzt. Irgendwann habe ich sie einer Schülerin aus dem TSE auf den Rücken geschnallt und sie ist sofort erschöpft eingeschlafen. Am nächsten Tag wurde uns erzählt, sie hätten Noemi in den Nachrichten im Fernsehen gesehen.

 

Dieser Blogeintrag ist vom 9. Oktober, ich habe es versäumt in früher hochzuladen, weil ich dachte, dass er noch nicht ganz fertig war, war er aber eigentlich. Sorry dafür...

 

Und hier sind noch einige Bilder:

 

 

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So

23

Okt

2016

Immer noch in Dar

Wir sind immer noch in Dar, Noemi hat ihren Reisepass immer noch nicht und die Arbeiten an dem Kurzfilm haben auch nicht richtig angefangen, obwohl er eigentlich schon fertig sein sollte. Schön ist, dass wir jetzt Besuch haben von Jeni, Olivers Nichte.  

In den letzten beiden Wochen habe ich bei noch einigen Produktionen hinter die Kulissen schauen können und Mmyovela bei seiner Arbeit als Manager von Musikern und Schauspielern begleitet. Leider kann ich da immer nicht so viel tun. Außerdem bin ich ein bisschen genervt, dass ich auf Mmyovera und auch sonst alles immer lange warten muss... Diese Praktikum erfordert echt viel Geduld.

Das Drehbuch für unseren Kurzfilm ist eigentlich schon geschrieben gewesen, da aber der wichtigste von Mmyovelas Computern kaputt ist und es bisher niemand geschafft hat ihn zu reparieren, sind wir bzw. vor allem Mmyovela daran es neu zu schreiben. Daher haben die Dreharbeiten noch nicht angefangen. Die Schauspieler sind aber fast alle ausgewählt und bereit und die meisten kennen die Geschichte und ihre Rolle schon, da der Film schon einmal geplant war.

Sobald wir das Drehbuch gedruckt haben geht es los. Mmyovela hat mir versprochen, dass es nächste Woche losgeht. Wobei er das letzte Woche auch schon gesagt hat...

 

Gestern war ein großes Schauspieler-Casting um eine Datenbank zu erstellen. Diese Datenbank soll es Produzenten in Dar erleichtern vor allem eher unbekannte Schauspieler zu finden. Das Casting hat auf der Terrasse einer Bar stattgefunden. Es waren so viele Leute da, dass die Stühle nicht gereicht haben und manche Leute stehen mussten. Immer zwei oder drei Leute sollten kurz eine Szene spielen und dann kamen die nächsten an die Reihe. Das ganze wurde mitgeschnitten und wird noch ausgearbeitet. Als ich die vielen Leute gesehen habe, dachte ich, dass dauert bis in die Nacht hinein. Aber irgendwie war es schon am Nachmittag fertig. Ich kann nicht so recht glauben, dass man bei so kurzen Szenen ein Bild vom jeweiligen Schauspieler bekommt. Aber zumindest gibt es so einen ganz kleinen Einblick und eine Handynummer dazu.

 

Außerdem hatte Oliver ganz plötzlich noch einen Auftritt gestern Abend. Vor gestern in der Nacht wurde er angerufen und gefragt ob er nicht bei einer kleinen Gedächtnisfeier für Fezekile, eine Südafrikanerin welche vor zwei Wochen an AIDS gestorben ist, spielen könnte. Ich fand den Auftritt ziemlich gut und fast alle Leute, darunter auch viele Weiße haben getanzt. Ich fand es richtig schade, dass ich filmen musste und nicht mittanzen durfte.

Da es kein Licht auf der Bühne (die es auch nicht gab) gab, wurde ein Auto in den Hof gefahren und das Fernlicht eingeschaltet. Da aber ständig Leute zwischen Auto und „Bühne“ getanzt haben sind natürlich Schatten auf die Musiker gefallen. Fast hätte ich die Kamera einfach zur Seite gelegt. Irgendwie ist es aber doch ein lustiges Video geworden.

 

Aisha ist jetzt in Kampala bei ihrem Vorbereitungsseminar. Sie war super aufgeregt vor der Abreise. Sie kommt in einer Woche wieder zurück. Ich bin echt gespannt, was sie zu erzählen hat.

 

Jeni die gerade bei uns zu Besuch ist, ist eigentlich gar kein Besuch mehr, weil sie erst mal bleiben wird. Sie hat einen Studienplatz bekommen und beginnt hier in Dar zu studieren. Das einzige Problem ist, dass sie Probleme hat die Studiengebühren innerhalb der nächsten zwei Wochen zu zahlen. Umgerechnet sind das 500 Euro für die ersten beiden Semester. Wenn sie die nicht zusammen bekommt, dann muss sie ein ganzes Jahr warten. Wer von euch etwas beisteuern kann und möchte, das würde sie sehr freuen. Meldet euch einfach bei uns.

 

So, das war es erst mal für heute.

Bis bald

 

Franzi

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Di

01

Nov

2016

Noemi ist jetzt Tansanierin!

Diesen Blogeintrag möchte ich vor allem Noemi widmen. Schließlich kennt ihr sie auch fast alle, einige von euch kenne ich wegen ihr und ihr habt sie jetzt schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen.

Gestern haben wir endlich ihren tansanischen Reisepass abholen können und wir können nun endlich nach Mtwara fahren! Diesmal waren wir nicht dort, wo wir ihn beantragt haben, sondern wo anders, wo nur Reisepässe abgeholt werden. Dafür waren dort ziemlich viele Leute! Oliver meinte, abholen dauert bestimmt nicht lange. Für hierige Verhältnisse hat es vielleicht wirklich nicht lange gedauert, aber „nur abholen“ hätte schneller gehen können. Am Eingangstor, wird man erst mal, wie am Flughafen kontrolliert. Der Innenhof war dann voller Leute, die sich um fünf Pinnwände versammelt hatten, die von oben bis unten mit Namenslisten vollgepinnt waren. Es hieß, wenn wir ihren Namen hier finden, können wir reingehen und den Pass abholen. Die Namen waren zwar irgendwie ab und zu alphabetisch sortiert aber irgendwie waren die einzelnen Seiten so durcheinander, dass es kein verständliches System gab. Das war auch der Grund, warum so viele Leute um die Pinnwände standen. Nach einiger Zeit habe ich tatsächlich „Noemi Oliver Sadiki“ gefunden! Wir sind reingegangen und es hieß, wir sollten an Schalter 6 (den man vor lauter Leuten nicht sehen konnten) die Quittung abgeben und das Ausstellungsdatum sagen, welches auf der Namensliste stünde. Also sind wir noch mal raus gegangen und haben das Datum gesucht. Tatsächlich stand auf jeder Seite ein Datum, nur auf der Seite, auf der Noemis Name stand nicht...

Also haben wir es erst mal so probiert. Aber an Schalter 6 wurde uns gesagt, wir sollten erst das Ausstellungsdatum herausfinden, er könne nicht alle Pässe durchschauen. Also haben wir uns am Infoschalter angestellt. Die haben uns dann in einen Raum geschickt, in dem es alle Listen in einem Ordner und damit sortiert gibt. Tatsächlich war Noemi Reisepass nicht gestern, sondern schon vor gut einer Woche ausgestellt. Komisch, dass wir ihn nicht vorher abholen konnten... Noemi und ich haben es Oliver überlassen sich zu Schalter 6 vorzudrängen und die Quittung abzugeben. Nach einer Weile kam er zurück und meinte wir sollten jetzt an Schalter 5 warten, da werden die Namen ausgerufen. Bis endlich Noemi ausgerufen wurde, ist bestimmt eine gute halbe Stunde vergangen und wir hatten schon Angst, dass wir es überhört hätten. Zuerst wollten sie Oliver den Pass nicht aushändigen, weil man ihn persönlich abholen müsste. Selbst als er Noemi auf dem Arm hatte, musste er sich noch als der Vater ausweisen. Zum Glück hatten wir Noemis Geburtsurkunde dabei.

Das war „nur abholen“.

Jetzt hat Noemi zwei Reisepässe und kann in Tansania und in Deutschland ein und ausreisen, wie sie möchte.

Ansonsten geht es ihr gut, sie war noch kein einziges Mal krank, außer einmal etwas Schnupfen. Sie kann sich mittlerweile ganz gut auf Deutsch und Kiswahili ausdrücken und scheint langsam auch zu begreifen, dass es zwei verschiedene Sprachen sind. Sie bringt viel durcheinander, verbessert sich aber auch. Kürzlich wollte sie, dass sich Jeni hinlegt und sagte zu ihr „schlafen“ nachdem nichts passiert sagte sie „lala“. „Lala“ heißt hinlegen und schlafen.

Ich dachte auch, dass sie Wörter wie „pipi“ oder „kaka“ durcheinander bringen würden. „pipi“ heißt „Süßgkeiten“ und „kaka“ Bruder. Aber bisher ruft sie die kleinen Jungs „Kaka“ und wenn sie zu mir auf Deutsch sagt, dass sie Kaka gemacht hat, dann sagt sie „Kaka macht.“ zu ihrem Papa sagt sie „a una“. Auf Kiswahili heißt es „nimekunya“. Leider sagt sie es bisher immer nur hinterher...

Agi unsere Nachbarin, ist Noemis beste Freundin geworden, die ihr lustige Sachen beibringt, wie „Acha wewe!“ („Hör blos auf!“) oder „Nyamaza totooooo“ („Sei still, Kind“) und dabei schaukelt sie ihren Kunffi, der mittlerweile Dusi heißt und ein Mädchen ist. Alle Kinder sind übrigens Mädchen auf Deutsch. Auf Kiswahili heißen sie toto oder kaka, also Kind oder Bruder.

Sie sagt auch richtig gerne „ikaki“ also „Sitaki“, was so viel heißt wie „Ich will nicht“.

 

Leider ist gleich der Akku vom Laptop leer und Strom ist ausgefallen. Ich muss wohl erst mal aufhören und schreibe dann später weiter.

 

Jetzt sind schon wieder ein paar Tage vergangen, seit ich das geschrieben habe...

Morgen fahren wir endlich nach Mtwara. Da kann Noemi dann ihre Oma, Tanten und Onkels, Cousinen und Cousins, Großcousinen und Großcousins etc. wiedersehen. Und ich kann endlich mit meinem richtigen Praktikum anfangen.

Der Film, der eigentlich diesen Monat hätte gedreht werden sollen, wurde bis jetzt nicht gedreht...

Es hieß, dass es vielleicht klappt, wenn wir im Dezember ein paar Tage in Dar es Salaam sind um unsere Gäste abzuholen. Mal sehen....

Bisher habe ich nur immer weiter das Drehbuch bearbeitet. Der Film heißt „Sakina, Mtoto wa Nyumbani“, was so viel heißt wie „Sakina, das Hauskind“.

Sakina ist eine Haushälterin, bei einer reicheren Familie. Sie hat zwei feste Freunde, einer davon rät ihr sich zu prostituieren, weil ihr Hausherr sie schon ein paar mal danach gefragt hatte und er gut zahlen würde. Das Geld das sie bekommt, gibt sie ihm, damit er darauf aufpasst. Der andere ist der Sohn des Hausherren. Der Hausherr trifft sich regelmäßig mit einer Prostituierten, die ihn nach einer Weile absichtlich mit AIDS ansteckt. Nach kurzer Zeit hat die ganze Familie AIDS und Sakina ist schwanger vom Hausherren und soll weggeschickt werden. Als sie zu ihrem Freund geht, sagt er ihr, dass sie ihn mit AIDS angesteckt hat und ihr das Geld nicht zurückgibt.

Das war die Geschichte in ganz kurz.

Hendrik, du hattest gefragt, wie mit dem Thema AIDS in Tansania umgegangen wird. AIDS ist auf jeden Fall ein Thema und die Leute, mit denen ich zu tun habe, sind einigermaßen darüber aufgeklärt. Allerdings gibt es Leute, die es einfach ignorieren, oder wie die Prostituierte aus dem Film, die Leute absichtlich anstecken. Die Untersuchung ob man AIDS hat oder nicht ist eine Routineuntersuchung und wird häufig auf Verdacht gemacht, wenn man ins Krankenhaus geht.

 

Allgemein fand ich das Praktikum ziemlich anstrengend und unproduktiv aber dabei habe ich ja auch was gelernt...

Ich hoffe, dass es in Mtwara produktiver ist. Wir werden auf jeden Fall nicht mehr das Problem haben, dass wir nicht wissen, was wir mit Noemi machen. Wenn Oliver Probe hatte oder sonst unterwegs war, habe ich sie mitgenommen. Natürlich haben sich darüber alle Leute gefreut, aber für mich war es super anstrengend.

In Mtwara wohnt Olivers Großfamilie. Viele seiner Verwandten sind zuhause und haben Zeit sich um Noemi zu kümmern. Außerdem sind dort viele Kinder, mit denen Noemi spielen kann. Wahrscheinlich wird es kein Problem sein, sie dort zu lassen.

Sobald sie andere Kinder zum Spielen hat, vergisst sie, dass sie Hunger hat, müde ist oder Eltern hat, die sonst nicht einfach gehen dürften.

Kürzlich hat sie mit zwei vierjährigen Jungs gespielt, die Motorräder gespielt haben. Sie hat sich, genau wie die beiden ein Stöckchen als Lenkstange genommen und ist ihnen fast zwei Stunden lang einfach nur hinterher gerannt. Als wir gegangen sind hat sie geweint bis wir außer Reichweite waren und dann ist sie erschöpft eingeschlafen.

 

 

Liebe Grüße

Franzi, Noemi und Oliver

 

 

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Do

17

Nov

2016

Mwaya One im Mtwara

Wir sind jetzt zwei Wochen in Mtwara aber mir kommt es viel länger vor. Es ist schon so viel passiert!

 

Seit eineinhalb Wochen bin ich jetzt bei Mwaya One Media Services. Das Praktikum dort macht mir bisher Spaß. Allerdings habe ich es mir anders vorgestellt aber das macht nichts.

Am Tag nachdem wir in Mtwara angekommen sind, habe ich meinen Chef Mr. Fakihi für ein kurzes Vorgespräch getroffen. Dabei ging es allerdings vor allem um Olivers Musik.

Das Office besteht aus drei kleinen Räumen, einem Empfangsraum mit zwei Sofas und einem Fernseher, dem Druckraum, in dem Siebdruck und Foliendruck praktiziert werden kann und dem Video und Radio Studio. Alles ist ein bisschen eng und chaotisch und vor allem heiß aber trotzdem gemütlich.

An meinem ersten „Arbeitstag“ hat Mr. Fakihi mir und meinen drei Kollegen (oder Mitschülern?) einen Vortrag über Video und Fernsehen gehalten. Also wie man einen Beitrag herstellt, wie die Kamera funktioniert und was man beachten muss, dass man ein schönes Bild bekommt. Für mich nichts Neues aber praktisch zum Vokabeln lernen.

Die drei Jungs also meine drei „Kollegen“ Nimka, Enock und Mussa sind alle ungefähr in meinem Alter und wir verstehen uns gut. Alle drei kennen sich aber weder mir der Videotechnik, noch mit dem Radio aus. Nimka ist Graphik Designer, Mussa, Mr. Fakihis Sohn, hat irgendwas studiert mit dem er keinen Job findet und ist für den Siebdruck verantwortlich und Enock weiß ich um ehrlich zu sein nicht. Er hat eine Schülerin, die jeden Tag kommt und von ihm die Office Programme beigebracht bekommt.

Mir ist nicht so ganz klar, wie sich Mwaya One finanziert. Immer mal wieder gibt es bestimmt einen Auftrag, schließlich sind alle Möglichkeiten da, aber seit ich dabei bin, ist noch nicht wirklich was passiert. Es gibt zwei ganz gute Kameras und vier funktionstüchtige Computer mit jede Menge nützlicher Programme und keine Vieren. Drucken, Scanen, Laminieren, Kopieren, Schneiden, Bücher binden, ist alles möglich. (Es juckt mir in den Fingern, all die Dinge auszuprobieren, ich hatte bisher nur noch nicht die zündende Idee.)

 

Bisher scheint mir, dass die Einrichtung eher auf Bildung abzielt. Alle Leute, die was drauf haben, haben mittlerweile ihre eigene Produktionsstätte und kommen nur zum DVD Cover drucken etc. vorbei. Mr. Fakihi meint, dass sei zwar schade aber auch okay.  

 

 

 

Wie auch immer, ich bin im Bereich Video und Fernsehen ein bisschen eine Lehrerin für die drei geworden. Wir haben erst als Aufgabe bekommen zu zweit irgendwas zu drehen. Mussa und ich haben ein Siebdrucktutorial gedreht. (Bei Gelegenheit lade ich das mal hoch.) Das war zwar ganz spaßig aber für mich nicht so ganz zufriedenstellend. Ich hätte gerne eine Produktion die Sinn macht, egal in welchem Bereich. Nimka ist dabei einen Kalender für den Fussballverein Yanga zu designen. Dabei kann ich ihm nicht wirklich helfen, aber bei kleinen Sachen, wie Einladungskarten oder letzte Woche kam jemand und wollte Passbilder, das habe ich auch übernommen. So werde ich ein bisschen vertrauter mit InDesign, Photoshop, Illustrator und Co.  

Ich hatte auch die Idee, dass wir Postkarten von Mtwara und so designen könnten, weil entweder gibt’s keine oder nur wenige, ich habe auf jeden Fall noch keine gesehen. Allerdings haben die drei erst mal nicht verstanden, was der Sinn davon sein sollte, eine Postkarte zu verschicken. („Man kann doch einfach selber ein Foto machen und das übers Internet an jemanden schicken!“) Ich habe ein paar Fotos gemacht vom Strand und anhand deren haben wir schon einige Postkarten designt. Drucken können wir sie vor Ort. Wir müssen mal in den Hotels nachfragen, ob sie Postkarten verkaufen wollen und ob das Leute kaufen würden.

Im Moment ist diese Idee ein bisschen in Hintergrund gerückt, weil Mr. Fakihi uns die Aufgabe gegeben hat ein Vorstellungsvideo für Mwaya One zu drehen. Das ist gar nicht so leicht wie es sich anhört, vor allem wenn man zu viert ist und jeder eine andere Meinung hat. Mal sehen was dabei rauskommt.

 

Zuhause bei Olivers Familie fühle ich mich richtig wohl. Wir werden rundum versorgt und für Noemi ist auch immer jemand da. Jeden Tag Ugali (Maisbrei) zu Mittag und Reis zum Abendessen hängt mir schon ein bisschen zum Hals raus, aber da gewöhne ich mich noch dran.

Hier mit uns im Haus wohnen Mama Oliver, zwei Schwestern von Oliver und sein jüngster Bruder mit Freundin und Töchterchen Salvina, außerdem einige Mieter, die aber immer nur nett grüßen. Fast jeden Tag kommt die fünfjährige Tochter Lidia von Olivers anderem kleinen Bruder vorbei, mit der Noemi super spielen kann. Außerdem die Tochter von Olivers älterer Schwester mit Sohn Brian und fast-Sohn Kei. Manchmal kommen auch die Nachbarskinder vorbei um mit dem mtoto mzungu (weißen Kind) zu spielen. Noemi wird es hier nicht langweilig.

 

Sie hatte am Samstag Abend ein bisschen Fieber. Da es ihr aber am nächsten Tag wieder super ging, waren wir mit ihr nicht im Krankenhaus. Ein bisschen haben wir uns über ihre Pickel gewundert, haben es aber auf irgendwelche Stechviecher geschoben. Seit vorgestern ist Salvina krank, sie hat Windpocken und sie hat es richtig erwischt... Mittlerweile geht es ihr zum Glück besser. Dafür hat jetzt Brian Fieber. Jetzt wo es bei Noemi schon vorbei ist, sind wir auch mal auf die Idee gekommen, dass sie wohl auch Windpocken hatte.

Ob sie von dem bisschen Windpocken wohl für ihr Leben immun sein wird?

 

Das war mal ein kurzes Update für euch. Da unten noch ein paar Bildchen.

 

Liebe Grüße

Franzi

 

 

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Fr

18

Nov

2016

Siebdruck Tutorial

Hier unser Siebdruck Tutorial, welches in meiner ersten Woche bei Mwaya One entstanden ist. Leider nur auf Swahili...

 

 

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Mi

23

Nov

2016

Ein bisschen übers Alltagsleben

Heute möchte ich mal ein bisschen über das Alltagsleben hier in Mtwara berichten. Heute habe ich Zeit dazu, weil gestern kam jemand von der TRA zu uns in Office und wollte die Business License von Mwaya One sehen, die war nur leider abgelaufen. (Bei der TRA muss man sein Bussiness anmelden und einmal im Jahr Steuern zahlen um ein Geschäft betreiben zu dürfen.) Dass heißt heute bleibt das Office zu, bis es eine neue gibt. Meine Kollegen sind heute bei der TRA aber es ist nicht sicher ob das bis morgen klappt. Die Leute von der TRA sind in ganz Mtwara herumgekommen. Gestern waren viele Läden deshalb zu und wenn alle Ladenbetreiber jetzt bei der TRA Schlange stehen, kann das eine Weile dauern...

Noemi mit geflochtenen Haaren und Dusi
Noemi mit geflochtenen Haaren und Dusi

Ich finde es gar nicht so schlimm, so kann ich ein bisschen Zeit mit Oliver und Noemi und den ganzen lieben Leute hier zuhause verbringen, Wäsche waschen, Noemi die Haare flechten und Blog schreiben.

Hier bei Olivers Familie sind wir Gäste und werden wohl auch bis zur Abreise so behandelt werden. Was heißt, dass wir im Zimmer von Olivers Schwester schlafen, mit ihrem Bett und ihren Möbeln. Sie schläft in einem anderen kleinen Zimmer. Ein bisschen habe ich ein schlechtes Gewissen aber kulturell ist es so, das die Gäste im schönsten Zimmer schlafen dürfen.

 

Außerdem werden wir fast jeden Tag zwei Mal bekocht und den Tee morgens kochen wir auch nicht selbst. Es wird immer in richtig großen Töpfen gekocht. Zwei Kilo Reis, drei Liter Tee usw.

Was gibt es hier überhaupt zu Essen?

Frühstück!
Frühstück!

 

 

Frühstück heißt „Chai“, also „Tee“ mit ganz viel Zucker (ein viertel Kilo pro Topf). Noemi steht auf Tee, logischerweise, hat ja auch so viel Zucker wie Fanta.

Zum Tee gibt es „Vitafunwa“ also etwas zum Kauen, wie Krapfen, Fladenbrote, frittierte Reisbällchen, Reis von Gestern, Kartoffeleintopf, frittierte Süßkartoffeln, Manjok etc. Manchmal gibt es anstatt Tee auch Fleischbrühe mit ein paar Brocken Fleisch, das nennt sich dann „Supu“ oder Bohneneintopf, was ich sehr lecker finde.

 

Zum Mittagessen gibt es zuhause fast immer Ugali. Das ist weißer Maisbrei der nicht gewürzt wird. Dazu gibt es dann etwas, dass besonders gut gewürzt ist. Zum Beispiel, Spinat bzw. gibt es jede Menge verschiedenes Grünzeug, zum Beispiel Kürbisblätter, Manjokblätter, Mchicha (das kenne ich als Feldmelde, dank Magdalena), Chinakohl oder Kraut. Natürlich alles gut durchgekocht. Außerdem gibt es oft Bohnen und oft auch Fleisch oder Fisch dazu. Olivers Mama meint sie hätte Mitleid mit mir, dass ich weder Fisch, noch Fleisch essen würde. Jedes Mal fragt sie aufs Neue, ob ich denn nicht wenigstens Hühnchen essen wollte....

 

Gegessen wird normalerweise auf dem Boden auf dem Mkeka (Matte) und mit den Händen, die man davor natürlich wäscht mit einer Kanne und einer Schüssel. In Restaurants gibt es oft auch einen Eimer in den ein Wasserhahn eingebaut wurde.

Da mein Praktikum nicht weit weg ist von zuhause, werde ich angerufen sobald das Mittagessen fertig ist, und gehe kurz nach Hause.

 

Zum Abendessen gibt es meistens Reis mit irgendwas dazu, oft das was vom Mittagessen noch übrig geblieben ist.

Manchmal gibt es auch einen Kochbananeneintopf oder „Makande“, das ist ein Eintopf mit Bohnen und Mais. Aber viel abwechslungsreicher ist es nicht.

 

 

Wir hatten in Dar es Salaam einen kleinen Benzinkocher. Hier bei uns in Mtwara wird auf Kohlekochern gekocht. (Die Kohle wird meistens zu meinem Erschrecken mit einer Plastiktüte angezündet.) Da die Kohlekocher auf dem Boden stehen und ganz niedrig sind, sitzt man zum Kochen auf einem Eimer und schneidet das Gemüse auf dem Boden.

 

Fließendes Wasser gibt es in Mtwara meistens, also in den Häusern, die an die Wasserversorgung angeschlossen sind. Die Leute, die nicht an die Wasserversorgung angeschlossen sind, müssen das Wasser irgendwo in der Nachbarschaft kaufen und in Eimern oder Kanistern nach Hause tragen. Bei uns im Innenhof gibt es einen Wasserhahn, aus dem fast immer Wasser kommt, außer sonntags eine Weile nach dem der Strom weg ist, da das Wasser mit einer Strom betriebenen Pumpe in den Wasserturm gepumpt wird. Wenn am Abend dann wieder Wasser kommt, ist es erst mal ganz dreckig.

In jedem Zimmer stehen mehrere Eimer oder Kanister um Wasser für die Zeit aufzuheben, wenn kein Wasser kommt.

Das Leitungswasser kann man hier trinken. Es macht keinen Durchfall, es schmeckt nur nicht so gut. Es ist leicht salzig und gechlort und manchmal schmeckt es auch noch rostig. Hier in der Familie trinken das alle. Oliver und ich kaufen uns öfters Trinkwasser, das schmeckt dann besser.

 

In Dar es Salaam haben wir uns nicht getraut das Leitungswasser zu trinken. Dort hatten wir auch kein fließendes Wasser zuhause und meistens hatten wir etwas Sand in den Kanistern. Außerdem kam immer nur jeden dritten Tag oder so, Wasser aus der Leitung bei unseren Nachbarn.

Noemi mit Lidia und Salvina beim Baden
Noemi mit Lidia und Salvina beim Baden

Da es hier in Mtwara nur einen Wasserhahn gibt, muss man das Wasser dorthin tragen, wo man es braucht. Die Dusche ist ein kleiner Raum mit Wasserabfluss. Dorthin nimmt man seinen Eimer mit und ein Becher um das Wasser über sich zu leeren.

Da es immer warm ist, ist auch das Wasser immer lau. Am Anfang in Dar wollte Noemi immer nicht geduscht werden, weil ihr das Wasser zu kalt ist – wie ich dachte. Als ich es ihr aufgewärmt habe, war es immer noch nicht recht... Mittlerweile duscht sie alle paar Stunden, weil es ihr Spaß macht. Kinder dürfen übrigens weder in die Dusche, noch auf die Toilette gehen. Noemi duscht bzw. badet in einer großen Schüssel.

Kürzlich haben wir ihr ein Töpfchen gekauft, was sie mittlerweile einigermaßen erfolgreich benutzt.

 

Wäsche müssen wir von Hand waschen. Was ja nicht so schlimm wäre, würde es nur um meine verschwitzten T-Shirts gehen. Noemi wälzt sich nach ihren Wasserspielchen, oder nachdem sie in die Hose gepinkelt hat, gerne in der roten Erde und läuft mit nassen Socken durch die Gegend. Oft erkennt man nicht mal mehr die Farbe ihrer Klamotten.

 

Das Abwasser läuft übrigens einfach auf die Straße (die nicht geteert ist) bzw. in den Abwassertank unter Toilette und Dusche.

 

Die Müllentsorgung ist nicht so richtig geregelt. Jeden Abend kommt jemand mit einer großen Schubkarre vorbei und ruft laut „We takataka!“. Wir lachen regelmäßig über ihn, man könnte ihn auch falsch verstehen „Du Müll!“ Allerdings habe ich noch nie mitbekommen, dass er stehen bleibt und tatsächlich Müll in Empfang nimmt. Wir trocknen den Müll hinterm Haus und verbrennen ihn dann. Alles zusammen – Zahnpastatuben, Mangokerne, Kartoffelschalen, Plastiktüten,...

Wie sieht das Haus aus, in dem wir wohnen?

Das Haus ist einstöckig, wie die meisten älteren Häuser. Es ist über dreißig Jahre alt. Oliver ist dort geboren. Es gibt ein großes Wohnzimmer und viele große Zimmer, von denen einige vermietet sind. Toilette und Dusche sind im Innenhof. Wenn man aufs Klo muss, während es regnet, wird man nass.

Seit ich das Haus kenne, wird immer mal wieder etwas neues dazu gebaut.

Überhaupt ziehen viele Leute in Häuser, die noch nicht ganz fertig sind und bauen es fertig, solange sie darin wohnen, sobald sie etwas Geld übrig haben. Da es immer heiß ist, macht es ja auch nichts, wenn das Haus noch keine Fenster hat. Viele Häuser haben sowieso keine Glasscheiben, nur da, wo es auch eine Klimaanlage gibt. Bei uns gibt es nur Ventilatoren.

 

Was mir außerdem aufgefallen ist, dass viele Leute immer nur ganz kleine Mengen kaufen. Also Waschmittel für einmal Wäsche waschen, Handyguthaben für einen Tag, Zigaretten einzeln, Rasierklingen statt einer Schere und Essen genau die Menge, die auch gekocht wird z.B. ein halbes Kilo Ugali, eine Zwiebel, sechs Tomaten ein Bund Grünzeug, ein Schluck Öl und etwas Kohle.

Was aber auch gut ist, weil über Nacht wird Essen oft schlecht.

Die kleinen „Maduka“ (Läden) verkaufen alles einzeln. Und wer zuhause nicht so viel Platz hat, oder nicht so viel Zeug rumliegen haben möchte bzw. Angst hat, dass es schlecht wird, kauft eben alles einzeln.

 

Puh, ich hoffe das war verständlich so um mal zu zeigen, wie wir hier leben.

Grüße

Franzi

 

 

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Fr

02

Dez

2016

Was ist das?

Heute ein kleines Ratespielchen fuer euch!

Wer weiss was das ist? Ihr koennt da unten einen Kommentar schreiben!

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Fr

09

Dez

2016

Des Rätsels Lösung - Videoblogbeitrag

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Sa

10

Dez

2016

Fototour über den "Soko Kuu" in Mtwara

Ein bisschen lustig fand ich eure Antworten zu meinem Rätsel schon aber schön, dass ihr geantwortet habt und mir neuen Stoff zum Schreiben gegeben habt. Lisa, du hattest auf Anhieb recht, ihr anderen lagt schön daneben.

Vorgestern nach der Arbeit, war ich mit Olivers Mama auf dem Markt, dem „Soko Kuu“ also dem größten Markt bzw. „Hauptmarkt“ von Mtwara.

Unter anderem auch um Fotos für euch zu machen. Dort gibt es alles was das Herz begehrt und das meiste unverpackt und in der Menge, in der man es möchte.

Erst mal die Bohnen, die es hier gibt, sehen so aus, Mama:

Das, Hendrik, ist Maniok das sind Wurzeln von diesem Bäumchen. Allerdings kann man sie nicht mehr essen, wenn das Bäumchen schon mal so groß ist, wie auf dem Bild hier. Maniok ist super lecker frittiert zum Frühstück oder gekocht als Eintopf. Man kann es auch Trocknen und Malen und daraus Ugali machen, was ich auch sehr lecker finde. Von diesem Bäumchen kann man übrigens die Blätter essen. Das nennt sich dann „Kisamvu“ und ist mein Lieblingsgrünzeug.

Jetzt zu euch beiden, Judith und Johanna. Ihr habt recht, es sieht schon ähnlich aus und auf dem Bild kann man ja nicht erkennen, wie groß es ist.

Auf dem Bild sieht man die Größenverhältnisse gut.

Es sind die Samen vom Baobab oder auf Deutsch Affenbrotbaum. (Auf Kiswahili „Mbuyu“) und die Süßigkeiten, die ihr meint heißen „Ubuyu“. Leider habe ich kein Bild von einem Affenbrotbaum parat, aber wie der aussieht könnt ihr ja auch googeln. Also hier ein Bild von der Frucht und wie man das „Fruchtfleisch“-Pulver kaufen kann und die Süßigkeiten, die daraus gemacht werden.

Vorgestern haben wir etwas Grünzeug für das Abendessen gekauft, das wird so verkauft:

Das wurde mit Kokosmilch verfeinert, die Kokosnüsse werden so verkauft:

Außerdem Zwiebeln:

Und super scharfe Chili, die heißen hier „Pilipili“:

Hier werden uns die Kichererbsen für das Frühstück abgewogen:

Außerdem haben wir ein paar Sachen für den Kiosk von Olivers Mama gekauft. Sachen wie Knoblauch,

Ingwer,

Dagaa (kleine Fische),

und Limetten.

Was es noch so gibt:

Mais und zwar nicht den Zuckermais, den man aus deutschen Supermärkten kennt...

Süßkartoffeln

Schuhe

bunte Kleider

natürlich leckere Früchte, wie Wassermelonen, Ananas, Maracuja, Bananen, Mangos (und zwar ganz viele, es ist nämlich Mangozeit!)

Hirse, die hier eine andere Farbe hat

etc.

Fisch und Fleisch und noch viel viel mehr, was den Rahmen sprengen würde.

 

 

Wie ihr seht, hatte ich gestern jede Menge Zeit kreativ zu sein.

Gestern war Feiertag „Sikukuu ya Uhuru“ auf Deutsch Unabhängigkeitstag und das Office hatte zu. Außerdem habe ich einen Kuchen (ohne Ofen!) gebacken für Noemis Geburtstag heute. Jetzt wir lecker Pilau (Gewürtsreis) gekocht, das riecht nach Feiertag!

Aber dazu mehr im nächsten Eintrag.

Uns geht es übrigens bestens. 

Bis bald!

 

 

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Mo

12

Dez

2016

Kuchenbacken und Geburtstagfeiern

Was braucht man für einen Zitronenkuchen „Großmutter Helga“ in Tansania?

 

Zuerst einmal Internet um das Rezept, was man sich per E-Mail zuschicken lassen hat, lesen zu können. Da das Internet zuhause im entscheidenden Moment natürlich nicht funktioniert hat, beziehungsweise das Hotspot-fähige Handy mit Olivers Schwester zur Arbeit gegangen ist, bin ich zum Internetcafé gegangen. 

Das hatte leider noch zu. Eine Weile habe ich dort gewartet und währenddessen Backpulver gekauft. Nach einer kleinen Pikipikitour (Motorradtaxi) durch Mtwara musste ich feststellen, dass alle noch zu hatten. Ich war wohl etwas übermotiviert um kurz vor acht aus dem Haus gegangen und Öffnungszeiten sind recht flexibel. Nach einer Weile hat ein „Internetcafé“ tatsächlich aufgemacht. Anführungszeichen, weil mir ein Laptop mit Hochzeitsfoto als Desktophintergrund in die Hand gedrückt wurde.

Hier das Rezept:

 

Zitronenkuchen "Großmutter Helga"

4 Eier mit 200g Zucker schaumig schlagen,

200g Butter schmelzen (in Afrika bestimmt unnötig), etwas abkühlen lassen und dazu geben.

200g Mehl mit 2TL Backpulver mischen und unterheben.

40 min. bei 180° backen. (möglichst auf Backpapier)

Abkühlen lassen, stürzen, mit dem Löffelstiel viele Löcher reinstechen.

Saft von 3 Zitronen , 1TL zerlassene Butter und 200g Puderzucker verrrühren und löffelweise darüber verteilen.

2 Tage durchziehen lassen.

Guten Appetit!

 

Mit der Einheit „Gramm“ kann hier fast niemand was anfangen. Es wird immer nur in viertel, halben und ganzen Kilos gerechnet. Hier ist es üblich die Kinder zum Einkaufen zu schicken. Ich habe also Ima, den Sohn von Olivers Schwester geschickt vier Eier, ein viertel Kilo Zucker, ein viertel Kilo Mehl und ein Töpfchen Blueband zu kaufen. Blueband ist Margarine. Butter aus Milch habe ich noch nie gesehen, ist aber vielleicht auch unpraktisch, schließlich ist Butter bei dreißig Grad flüssig. Blueband ist bei dreißig Grad noch fest, wird aber ganz weich, wenn man es in die Sonne auf das Wellblechdach stellt. Das habe ich zuerst gemacht.

Dann habe ich den Teig in einer Schüssel mit Kochlöffel gerührt. Mama Salvina, die Freundin von Olivers Bruder, hat mir einen Topf eingeölt und eingemehlt, mit der Hoffnung, dass sich der Kuchen nach dem Backen aus dem Topf lösen lässt. Eine Backform hatten wir nicht zur Verfügung und was Backpapier ist, habe ich nicht geschafft zu erklären. Währenddessen sind Noemi und Salvina um uns herum gewuselt und ich hatte Angst dass mir eine in den Teig fällt.

 

Mama Salvina hatte zwar noch nie einen Kuchen gebacken, aber Brot. So hat sie den Backvorgang übernommen,das Geburtstagskind das Teigschlecken.  

Auf den Topf mit dem Teig, kommt dann ein Deckel und darauf heiße Kohlen und wird auf den Kohleherd mit ganz wenigen heißen Kohlen gestellt.  

Nach einigen Minuten habe ich mal reingespickelt, da war der Kuchen schon ein bisschen aufgegangen. Nach einer halben Stunde hat es dann super lecker gerochen und der Teig war durch. Er ist kein bisschen im Topf geklebt und sieht richtig nach Kuchen aus! 

Am liebsten hätten wir ihn gleich angeschnitten.

Der Zuckerguss hat uns ein wenig Schwierigkeiten bereitet, da wir keinen Puderzucker hatten. Wir haben versucht Zucker zu zerstampfen. Der ist zwar schön fein geworden aber nicht wie Puderzucker. Beziehungsweise sind die ganz feinen Teile davongeflogen. Gemischt mit Limettensaft wurde es aber doch ein etwas gröberer dunkler Zuckerguss.

Wir hätten den Kuchen auch so lassen können, aber alle meinten eigentlich muss ein Kuchen bunt sein und beschriftet. Also habe ich mich mit Oliver auf die Suche gemacht nach buntem Zuckerguss. Dabei haben wir Puderzucker gefunden, der hier als „icing sugar“ bekannt ist und grüne und rote Lebensmittelfarbe in Pulverform.

Mit Zahnstochern ließ sich der Kuchen ganz gut bemalen. Und Noemi und ihre Cousins und Cousinen haben sich über bunten Zucker zum Ausschlecken gefreut.

 

So viel zum Kuchenbacken, jetzt geht’s weiter mit dem (Kuchen-)Essen. 

Natürlich gab es nicht nur Kuchen zum Essen. Hier kocht Mama Ima fünf Kilo Pilau (Gewürzreis), Fleisch mit Kartoffeln und Bohnen. (Kartoffeln kommen hier ins Gemüse bzw. zum Fleisch und werden zu Reis gegessen.) Pilau wird mit Knoblauch, Zimt, Kardamom, Zwiebeln, Nelken etc. gewürzt. Die Gewürze werden vorher in reichlich Öl angebraten. Pilau gibt es meistens bei Festen und an Feiertagen. Ich finde es superlecker!

 

Wir wollten keine große Feier und haben deshalb auch niemanden eingeladen. Hätten wir gesagt, dass wir eine Feier machen, hätte sich die ganze Nachbarschaft selbst eingeladen, der Hinterhof wäre zu eng geworden und wir hätten Getränke kaufen müssen. So war es ein gemütliches Familientreffen. Die Kinder haben zuerst ihr Essen bekommen und danach die Erwachsenen.

 

 

Bei Feiern werden normalerweise zuerst Reden gehalten, der Kuchen angeschnitten, sonstige Rituale gehalten und dabei Fanta und Bier getrunken. Das Essen kommt zum Schluss, danach klingt die Feier mit Musik und Tanzen aus und wer müde ist kann gehen.

Wir haben das umgedreht und zuerst gegessen und dann den Kuchen angeschnitten. Bei Hochzeiten ist es ein elementares Ritual den Kuchen anzuschneiden. Also die Braut schneidet den Kuchen an und füttert den Bräutigam und der Bräutigam die Frau. Als Symbol dafür, dass sie füreinander sorgen werden. Bei uns hat das Geburtstagskind alle Anwesenden gefüttert. Natürlich wurde auch gesungen und Noemi hat ein paar Geschenke bekommen.

Obwohl hier in Tansania der Geburtstag nicht wichtig ist. Viele Leute wissen nicht mal wann sie Geburtstag haben, geschweige denn dass er gefeiert wird. Falls aber jemand sein Geburtsdatum kennt und zu dem Zeitpunkt Zeit und Geld hat, schmeißt schon mal eine Party.

 

Heute ist schon wieder ein Feiertag. Kürzlich habe ich einen Kalender angeschaut und festgestellt, dass am 9. Dezember Unabhängigkeitstag ist. Vom 12. Dezember stand da nichts. Gestern Abend hat Olivers Mama mich gefragt, ob ich morgen arbeiten gehen würde, schließlich sei Feiertag. Maulidi ist ein Muslimischer Feiertag und hängt davon ab, ob man den Mond sieht, oder nicht. Was genau gefeiert wird konnte mir in dieser christlichen Familie niemand erklären, nur dass es irgendwas mit Neujahr zu tun hat.

 

Bis bald eure Franzi

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Mi

14

Dez

2016

Regenzeit!

Heute regnet es endlich mal richtig!

 

Heute früh um fünf sind wir von Blitz, Donner und Regen auf dem Wellblechdach aufgeweckt worden. Wenn es hier richtig regnet, dann kann man im Regen duschen, die Wäsche waschen und alle Eimer und Tonnen mit Regenwasser füllen, welches übrigens besser schmeckt, als das Leitungswasser.  

Noemi hat heute Nacht das Bett voll gekotzt und die Windel ist ausgelaufen. Da hat es sich direkt angeboten die Bettwäsche und alle Windeln zu waschen. Weil es mir Spaß gemacht hat im Regen zu waschen, habe ich direkt weiter gemacht und alle Wäschen von uns dreien gewaschen und im Regen aufgehängt... Da hängt sie jetzt und trieft vor Regenwasser. Irgendwann hört der Regen schon auf und die Sonne trocknet die Wäsche dann...

Noemi geht es schon wieder gut. Heute Morgen hatte sie so einen Hunger, dass sie sich bevor der Brei fertig war zwei mal aus Wut in eine Pfütze geworfen und sich dann duschen und umziehen hat lassen. Duschen bzw. mit Wasser zu spielen, ist ihr allerliebstes Hobby. Schön, dass es hier immer warm ist und es gar nichts macht, dass sie ständig nass ist.

Bei mir auf der Arbeit ist niemand erreichbar. Ich rufe morgens immer einmal kurz bei Nimka an und frage, ob er schon aufgeschlossen hat, da es keine festen Öffnungszeiten gibt. Wenn er nicht erreichbar ist, heißt das meistens, dass er noch nicht da ist. Und Regen ist immer eine gute Ausrede dafür, wenn man nicht bei der Arbeit erscheint.

Dabei haben wir einen Auftrag! Wir sollen für das „Old Boma Hotel“ einen Flyer designen und Postkarten. Und das eigentlich noch diese Woche...

Naja der Regen wird schon noch aufhören heute.

 

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Di

10

Jan

2017

Feiertage über Feiertage

Hier endlich, was ich vorgestern geschrieben habe:

 

Nun ist es schon fast einen Monat her, dass ich von mir habe hören lassen... Ich bin in der Zwischenzeit zwei mal nach Dar es Salaam gefahren und wieder zurück, habe Besuch von Felix bekommen, Weihnachten, Geburtstag, eine traditionelle Feier, eine Verlobung und Neujahr gefeiert.

Jetzt bin ich wieder in Mtwara aber heute bin ich nicht zum Praktikum gegangen, weil es seit gestern Abend in unserem Viertel keinen Strom gibt und regnet. Ich höre Gruselgeschichten von einer Kuh, die gestern Abend an einer Stromleitung hängen geblieben ist. Keine Ahnung ob das wahr ist oder in Imas Kopf entstanden ist. Auf jeden Fall sind seit gestern die Leute von der Tanesko, dem einzigen Stromanbieter Tansanias dabei irgendwas zu reparieren. Keiner weiß, wie lange das noch dauern wird. Noch hat mein Laptop Akku aber online stellen kann ich diesen Eintrag bestimmt nicht heute...

 

Mein Bruder, Felix kam am 23. Dezember in Dar an. Ich habe mir frei genommen und Oliver, Noemi und ich sind schon ein paar Tage vorher nach Dar gefahren. Am 24. Dezember sind wir dann mit Felix nach Mtwara gefahren um Weihnachten dort zu verbringen.

 

In Olivers Familie sind alle Christen. Weihnachten ist also ein wichtiger Feiertag. Hier werden von Christen und Muslimen jeweils alle Feiertage gefeiert. Also die Christen haben auch an Muslimischen Feiertagen frei und umgekehrt. Daher habe ich so oft frei.

 

Wir sind am 24. Dezember dann nach einer fast zehnstündigen Autofahrt in Mtwara angekommen, haben für Felix offene Schuhe gekauft, gegessen, geduscht und uns Abschlussballkleid und Anzug angezogen und sind in den Abendgottesdienst gegangen. So sahen wir aus:

 

Heilig Abend ist hier kein Feiertag und ausser einem Gottesdienst, den nur wenige Leute wahrnehmen, passiert sonst nichts. Felix und ich haben uns den Tag über immer wieder gegenseitig daran errinnert, dass heute Heilig Abend ist, weil es sich nicht so angefühlt hat. Kein Schnee, Hitze und der Weihnachtsschmuck – bunte Wimpel, Blumen und Glitzergirlanden – könnten aus meinen Augen auch Schmuck für ein Sommerfest sein. Ab und zu hört man Weihnachtsmusik – Jingle Bells etc. aus den Radios. Das alles hat es nicht geschafft mich so richtig in Weihnachtsstimmung zu versetzten – wohl doch eher ein Sommerfest.

 

Das ist ein Flammenbaum, auf Kiswahili "Mkrismas", weil er an Weihnachten blüht (allerdings auch schon seit November und jetzt blüht er immer noch.):

 

Den Gottesdienst an Heilig Abend fand ich ganz nett. Etwas zu lang – fast drei Stunden – aber dafür mit „Krippenspiel“ und viel Musik. Krippenspiel in Anführungszeichen, weil viel weiter ausgeholt wurde. Es fing an bei Abraham und Sarah über Josef und Moses bis es dann irgendwann um Maria und Elisabeth und dann ganz zum Schluss um Jesus Geburt geht. Das Theaterstück war eher ein kleines Musical mit viel Gesang und Gejubel. Nicht sehr profesionell aber sehr nett zum anschauen mit lustigen Elementen.

 

Ich konnte dem ganzen ganz gut folgen, weil ich kurz davor das Drehbuch für einen Film, den ich mit Mama Jeni, Oliver Schwester drehen möchte, abgetippt habe. Eigentlich war das Theaterstück exakt die Geschichte, die sie auch im Drehbuch erzählt.

 

Die Jahre davor haben Mama Jeni und Jeni auch mitgespielt und meinten sie hätten das viel schöner gemacht, was ich auch glaube. 

Am ersten Weihnachtsfeiertag gab es dann endlich lecker Pilau mit Erbsen für mich und ganz viel Fleisch für die Fleischesser. Nach dem Festessen gab es eine kleine Bescherung. Nicht wie in Deutschland, dass jeder jedem etwas schenkt. Wenn jemand jemandem eine Freude machen wollte war das die Gelegenheit. Noemi hat ihre obligatorische Milch bekommen, Felix hat mit Shampoo und Duschgel aus Weihnachten gepunktet und Oliver und ich haben seiner Mama und Noemi Schuhe geschenkt. Ich habe von Oliver Kakaopulver bekommen.

Am 26. Dezember habe ich mir einen Kuchen gebacken und am Nachmittag durfte ich, wie Noemi auch schon, alle Leute damit füttern. Während „Kata keki tule“ (Schneide den Kuchen an, lasst uns essen.) auf die Melodie von „Happy Birthday to you“ gesungen wurde. Außerdem habe ich von fast jedem ein kleines Geschenk bekommen. 

 

Leider habe ich keine Fotos machen können, weil wir dummerweise das Kameraladekabel in Dar gelassen hatten.

 

Die darauffolgenden Tage haben wir Felix ein bisschen Mtwara gezeigt, waren beim Schneider, auf dem Markt, in meiner Arbeitsstelle, am Strand, haben Billiard gespielt etc.

 

An Silvester waren wir mittags bei der „Unyago“-Feier von Sina, der Tochter von einer Nichte von Oliver eingeladen. „Unyago“ ist ein traditionelles Ritual, das Kinder mit ca. 10/ 11 Jahren durchlaufen müssen. Sina musste dabei zwei Wochen drinnen bleiben und durfte nicht mit anderen Kindern spielen. Ihr wurden Dinge erzählt, die man als Erwachsener wissen muss. Ich weiß nicht genau um was es dabei geht auf jeden Fall wichtige Dinge, wie Sex, Krankheiten gutes Benehmen und die Periode. Daher auch so früh. Am 31. Dezember waren die zwei Wochen vorbei und Sina wurde „raus geholt“. Bei einer Feier mit ganz lauter Musik und vielen auf der Straße tanzenden Frauen in langen bunten Kleidern. Nach einer Weile hat Oliver Sina und ihre Mutter mit dem Auto vorgefahren. Sina hatte ein richtig schickes pinkes Kleid an, einen Schleier und sie war geschminkt wie eine Große. Sie wurde wie ein kleines Kind auf dem Rücken ihrer Mama zu einem Sofa getragen, wo sie von ihrer ganzen Familie, Nachbarschaft und Bekanntenkreis mit Geschenken überhäuft wurde. Anschließend gab es Pilau für alle.

 

Am Abend waren wir bei Mama Brian einer anderen Nichte von Oliver und ihrem Verlobten zum Abendessen eingeladen zum Anlass ihres fünften Verlobungstages.

 

In der Nacht haben wir dann vor dem Haus auf das Neue Jahr gewartet. Punkt zwölf haben wir uns umarmt und uns ein Frohes Neues Jahr gewünscht. Das Feuerwerk blieb ganz aus. Und dass Leute und vorallem Kinder schreiend mit lauten klappernden Dingen durch die Straßen laufen, wurde uns nur erzählt. Das sei die letzten Jahre so gewesen. Der Präsident Magufuli hat das und vorallem das Feurwerk streng verboten, um Einbrüche zu vermeiden.

 

Tatsächlich haben wir nach einer Weile ein Motorad laut knatternd durch die Straßen fahren hören und anschließend eine Poizeisirene. Vor uns auf der Straße haben zwei Jungs mit Leuchtfeuer gespielt. Das war schon das größte Highlight. Kurz darauf sind wir ein wenig enttäuscht schlafen gegangen.

 

Der erste Januar war dann natürlich wieder ein Feiertag an dem es Pilau gab und die Familie zusammen saß.

 

Am Tag drauf sind wir dann wieder nach Dar gefahren um mit Felix noch ein bisschen dort zu sein. Wir waren Bootfahren mit unserem Nachbar der Fischer ist und in Bagamoyo, wo wir Cindy, Noemis ehemalige Kindergärtnerin aus Merseburg getroffen haben. Davon habe ich leider auch keine Bilder, vielleicht kann ich ein paar Handyfotos von Oliver oder Felix nachreichen.

 

Nun ist der Felix wieder in Deutschland, ich wieder in Mtwara aber zu tun gibt es nichts und heute schon gar nicht, weil es keinen Strom gibt...

 

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Sa

21

Jan

2017

Bandarini Trips

Mein Chef Mr. Fakihi ist schon länger damit beschäftigt eine Dokumentation über den Cashewanbau und -verkauf zu erstellen. Auf den Computern im Office stolpere ich immer wieder über Ordner wie „Bandarini Clips“ (Hafen Clips), „Korosho“ (Chashews),...

 

Ab und zu spicke ich da rein, wenn ich nichts Besseres zu tun habe. Meistens Interviews oder Bilder von der Chashew-Ernte. Ich weiß, dass Mr. Fakihi auch ein Grundtück hat auf dem er vor allem Cashewbäume hat. Ich will ihn unbedingt dort mal besuchen kommen.

 

Mit Cashews machen die TansanierInnen dieses Jahr einen guten Gewinn. Der Präsident Magufuli hat zugunsten der Cashew-Bauern den Preis angehoben, heißt es.

 

Olivers Mama hat kürzlich eine Geschichte erzählt von einem alten Cashew-Bauern, der dieses Jahr eine besonders gute Ernte hatte. Beim Verkauf der Cashews wurde dann vor seinen Augen Stapelweise Geld gezählt – mehr als er je gesehen hätte. Als ihm gesagt wurde, er solle sich sein Geld nehmen sei er in Ohnmacht gefallen und später im Krankenhaus gestorben. Zum Glück, war sein Sohn mit dabei, der jetzt keinen Vater mehr hat aber dafür ganz viel Geld. Mama Ima witzelte die Käufer der Cashews hätten ihn besser belügen sollen und ihm statt zwanzig Millionen nur zwei Millionen Schilling für seine Cashews geben sollen. (Zwei Millionen Shilling sind ca. 1.000 Euro.) Das wäre für seine Gesundheit besser gewesen.

 

Bei diesen Geschichten bin ich mir nicht sicher ob das immer so der Wahrheit entspricht, so wurde es mir eben erzählt.

 

Am Montag Nachmittag kann ich meinen Chef zu Dreharbeiten am Hafen begleiten. Er holt mich im Office mit seinem silbernen Carina ab. Wir sammeln Kameras, Stative etc. ein. Ein Regenguss beschleunigt uns, weil er die Autofenster offengelassen hat. Wir rennen also zum Auto um die Fenster zu schließen und fahren los. Auf dem Weg zum Hafen frage ich ihn mal genauer über das Projekt aus.

 

Er hat vom Cashewnut Board, welches seinen Sitz in Mtwara hat, den Auftrag bekommen einen Dokumentationsfilm über den Cashew-Handel in Tansania zu drehen unter anderem um zu zeigen, warum sie nach einem langen Prozess in guter Qualität beim Verbrauchen ankommen. Viele Cashews aus Tansania, die exportiert werden, kommen auf ihrem Weg in Mtwara vorbei und werden von dort aus nach Indien und Vietnam verschifft. Das Cashewnut Borard ist dafür verantwortlich die Entwicklung der Cashew-Industrie in Tansania zu regulieren.

 

Er meint auch dass er so eine Arbeit ungerne Nimka und Co. überlässt, weil sie sich nicht so viel Ärger aussetzen können. An dieser Stelle verstehe ich nicht, was er meint.

 

Wir erreichen den Haupteingang des Hafens, ein großes Tor, das für uns geöffnet wird. Nach einem kurzen Gespräch mit dem Wachpersonal, bekommen wir Besucherausweise und werden zur Security geschickt. Mr. Fakihi meint er hätte eigentlich schon die Filmerlaubnis, sie müsste nur noch einmal abgesegnet werden. Letztes Jahr sei er schon einmal da gewesen aber noch nicht fertig geworden. Wir werden in ein kleines Büro gebeten. Uns fällt zuerst auf, dass es sehr kalt ist. 18°C zeigt die Klimaanlage über dem Kopf des Security-Menschen an. Mr. Fakihi stellt mich und ihn vor, erzählt von seinem Projekt, dem Auftrag des Cashewnut Board und der Filmerlaubnis von letztem Jahr. Der Security-Mensch meint dazu, dass wir eigentlich direkt zum Operation Manager hätten gehen sollen, bei ihm sei schon alles geklärt. Den Brief müsste sein Chef auch noch haben. Allerdings bräuchten wir geschlossene Schuhe und Warnwesten. Wir blicken beide auf unsere Flipflops.

 

Wir steigen wieder ins Auto fahren raus aus dem Haupttor unsere Besucherausweise dürfen wir behalten per Funk meldet der Wachmann uns bei Tor Nummer drei an.

 

Wir überlegen ob wir schnell zuhause vorbei gehen sollen und Turnschuhe holen beschließen, dann aber direkt zu fahren. Schließlich wurden wir angemeldet und haben deren Besucherausweise. An Tor Nummer drei werden wir zum „Staffing“ geschickt. Mr. Fakihi fährt dabei aus versehen über die LKW-Waage und witzelt, dass wir jetzt gewogen werden. Zwischen Autos, Krans und Gabelstablern parken wir und Mr. Fakihi steigt auch und lässt mich im Auto. Ich schreibe Mama Jeni, Olivers Schwester, die am Hafen arbeitet eine SMS und beschreibe wo ich bin. Sie kommt sofort, da sie noch nicht mit Arbeiten angefangen hat. Wir quatschen während Mr. Fakihi sich mit verschiedenen Leuten unterhält. Er kommt wieder und meint der Operation Manager ist in einer Besprechung, die bis zum Abend dauert und am nächsten Tag um halb acht weiter geht. Wir müssen aber unbedingt kurz mit ihm sprechen, meint Mr. Fakihi. Also am nächsten morgen vor halb acht, mit festem Schuhwerk und Warnwesten. Mama Jeni meint, sie hätte noch zwei weitere Warnwesten, die könnten wir uns ausleihen. Wir verabreden uns kurz vor sieben vorm Office.

 

Am nächsten morgen bin ich zwanzig vor sieben vorm Office und warte ganz aufgeregt auf Mr. Fakihi, den ich dann um kurz nach sieben anrufe. Er fragt ob ich schon da sei und meint, dass er jetzt kommen würde. Hä? Als ob er auf meinen Anruf gewartet hätte. Was wenn ich nicht angerufen hätte? Nicht dass wir den Operation Manager nochmal verpassen.

 

Mr. Fakihi wird er schon richtig machen, denke ich und warte weiter. Es passiert mir öfter, dass wenn ich mich mit jemandem an einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit verabrede, selbst zu spät komme, eine Weile warte und dann mal anrufe. Dann kommt die Frage: „Bist du schon da?“. „Okay dann komme ich.“ Und ich ärgere mich, dass ich nicht schon früher angerufen habe. Ich hätte wohl schon anrufen sollen, bevor ich da bin. Ist aber auch schön. Das nimmt jeglichen Zeitdruck. Niemand ist einem böse, wenn man eine Weile warten muss. Ich finde das beruhigend zu wissen. In Deutschland habe ich immer ein schlechtes Gewissen jemanden auch nur fünf Minuten stehen zu lassen.

 

Wenn der Operation Manager um halb acht geht, sollten wir ja vorher da sein, aber vielleicht wartet er ja auch auf uns.

 

Kurz vor halb acht kommt er dann mit seiner Carina und in Gummistiefeln um die Ecke. Wir schließen schnell das Office auf, holen die Kameras, lassen den Schlüssel dem Schneider gegenüber und Nimka eine SMS, wo er den Schlüssel findet. Schwungvoll bringt uns Carina zum Hafen. Um kurz nach Halb acht sind wir wieder an Tor Nummer drei und parken zwischen den Krans. Mr. Fakihi lässt mich in Carina zurück, weil sich eine Tür nicht abschließen lässt und er Angst um die Kameraausrüstung hat. Er drückt mir den Autoschlüssel in die Hand, falls man hier nicht parken darf und geht zum Operation Manager um die Erlaubnis zu holen.

 

 

Jetzt sitze ich hier in meiner orangenen Warnweste und fange an ein Konzept für diesen Blogeintag zu schreiben. Um mich herum ist es erstaunlich leise, es laufen Leute alle in Warnwesten und die meisten behelmt an mir vorbei ich sehe die Kräne in der Ferne arbeiten. Ich beobachte auch ein Vogelnest auf einem Tank und fotografiere es heimlich, schließlich haben wir noch keine Erlaubnis und es ist strengstens verboten zu fotografieren. Hier ist das Bild:

 

Dann sehe ich plötzlich Mama Ima. Olivers Schwester arbeitet jeden zweiten Tag hier und macht zusammen mit anderen sauber. Sie trägt eine Warnweste und einen Helm, der ein bisschen lustig aussieht, weil er ihr mit ihren Dreads nicht richtig passt. Oft kommt sie mit einer Tüte Chashews nach Hause, die sie aufgesammelt hat. Zuhause rösten wir sie, so wie ihr das im Video gesehen habt, manche verkauft sie auch.

 

 

Mama Jeni arbeitet jeden Tag hier, wenn es Arbeit gibt. Sie geht immer ihren Namen aufschreiben, meist noch vor Sonnenaufgang. Wenn vor ihrem schon ganz viele Namen stehen, kommt sie noch mal nach Hause und frühstückt mit uns. Wenn sie bald dran ist, ruft eine Kollegin sie an. Ihre Aufgabe ist es, die Säcke zu zählen, die aus einem LKW ausgeladen werden und zu prüfen ob es mit der Angabe übereinstimmt oder sich jemand verzählt hat. Oft beschwert sie sich über die LKW-Fahrer die fahren würden als seien sie besoffen und tatsächlich erzählt sie immer wieder zu fast-Unfällen. Zur Zeit, da es viel Arbeit gibt, hängt sie oft noch eine Schicht dran und manchmal sehe ich sie nicht mehr bevor ich ins Bett gehe. Sie hat keine feste Anstellung. Wenn sie da ist, ist sie da, wenn nicht dann nicht.

  

Nach ungefär einer Stunde kommt Mr. Fakihi wieder. Er meinte, er hätte lange auf den Operation Manager warten müssen, er sei noch nicht da gewesen. Die Erlaubnis hätte er noch nicht bekommen, wir müssen erst noch mal zur Security. Er meint die hier am Hafen seien bekannt dafür, dass alles etwas komplizierter ist. Bei der Security warte ich wieder im Carina. Mittlerweile ist es neun Uhr und Mama Jeni ruft mich an, dass sie jetzt zuhause los geht, sie ist gleich an der Reihe. Sie fragt ob wir schon erfolgreich waren...

 

Jetzt kommt Mr. Fakihi wieder, gemeinsam mit dem höchsten Security Officer, wie er mir sagt. Wir müssen einmal zu seinem Büro. Also fahren wir dem Security Officer hinterher. Einmal um das Gebäude mit seinem Büro drum herum um dann wieder neben dem Eingangstor zu parken.

 

Mr. Fakihi steigt aus und steigt hinter dem Security Officer zu dessen Büro hinauf. Ein bisschen fühle ich mich wie in einer Geschichte von Kafka. Wir werden hin und her geschickt, keine Ahnung, was Mr. Fakihi da drinnen bespricht. Ich glaube bei der deutschen Bürokratie wäre es ein genauso langer Weg, nur eben nicht innerhalb von einem Tag, sondern per Post, Telefon und über mehrere Wochen.

 

Es ist wohl so schwer hier eine Erlaubnis zu bekommen, weil es sehr unerwünscht ist, Bilder zu machen. Polizisten überwachen das und wer sich nicht daran hält, muss eine Strafe zahlen. Warum genau habe ich nicht verstanden, zum Schutz von irgendwas.

 

Diesmal dauert es nicht so lange. Er kommt zurück und meint, jetzt geht’s los.

 

Wir fahren wieder zurück zur Security. Dort nehmen wir einen Angestellten mit, der uns übers Gelände führen wird. Er heißt Afizi. Bei der Feuerwache machen wir halt und bekommen Helme.

Diesmal fahren wir innen durch das Gelände zu den Containern. Wir lassen Carina stehen und schnappen uns die Kameras. Mr. Fakihi gibt mir erst mal die Fotokamera, solange er filmt. Erste Station sind die Schiffe. Wir laufen zu Fuß dort hin, zwischen Krans und LKWs. Hier werden die Container mit den Chashews verladen

 

 

16.000 Tonnen Chashews kann ein Schiff tragen, wenn ich es richtig verstanden habe. Große Kräne heben die vollen schweren Container über die Rehling. Die Container mit den Chashews müssen zuerst verladen werden. Andere Güter, die nur bis Dar es Salaam oder Mombasa an Bord sind, kommen zum Schluss dran, wird uns erklärt.

 

Afizi führt uns weiter zu den leeren Containern. Auf dem Weg begegnen wir Mama Ima und ihren KollegInnen. Sie bitten mich ein Foto von ihnen zu machen.

 

Schnell laufe ich den Männern hinter her.

 

Wir sind jetzt wieder bei der LKW-Waage. Wir nehmen den Eingang, die Umgebung und die vielen beladenen LKWs die sich vor dem Tor stauen auf.

 

Wieder bei den leeren Containern, wird uns erklärt, wie die Container trocken gehalten werden und Insekten davon abgehalten werden Chashews aufzufressen, damit sie nach einer Wochen langen Reise heil am Ziel ankommen und die Kunden in Indien gute Chashews aus Mtwara loben können, erklärt ein Angestellter der Kamera und Mr. Fakihi freut sich, weil er genau so etwas hören möchte für die Doku.

 

Nach ein bisschen Gequatsche mit den Leuten beim „Staffing“ fahren wir kurz nach elf Uhr wieder ins Office mit dem Plan am Nachmittag noch mal zu kommen, da wir die LKWs beim Entladen filmen möchten.

 

Am Nachmittag fahren wir wieder an Hafen. Unterwegs ruft Mr. Fakihi Afizi an. Dieser meint er sei gerade beim Mittagessen, aber eigentlich wüssten wir ja auch, wo wir hin müssen. Am Haupteingang holen wir uns wieder die Besucherausweise ab und überlegen wie wir jetzt zum Tor Nummer drei kommen sollten. Beide Wege dort hin sind von LKWs verstopft...

Wir finden einen Weg. Carina ist schlank und kann sich an den LKWs vorbeiquetschen ohne in den Straßengraben zu fallen.

 

Beim Staffing behaupten die Leute nun, dass sie von nichts wüssten und wir nicht filmen dürften. Eigentlich sind es aber die gleichen Leute mit denen wir am Vormittag gequatscht haben und die sehr wohl wussten, was wir machen. Nach einer Weile kommt uns Afizi zur Hilfe und meint, wir sollen einfach filmen gehen. Mr. Fakihi filmt LKWs die gewogen werden und dann wie sie entladen werden. Die Männer, die die Säcke tragen werden wütend. Sie schimpfen ihn, dass er sie filmen würde, wer ihm das denn erlaubt hätte. Mr. Fakihi ist ein bisschen sauer und meint, dass er bis zur Obersten Instanz gegangen ist und eine offizielle schriftliche Erlaubnis hat. Wie hätte er denn sonst bis hier her kommen sollen, wo alles überwacht wird.

 

Mama Ima kommt hinzu und lacht: „Wahrscheinlich behaupten sie bei der TRA zu arbeiten, dabei tragen sie hier Säcke und wollen deswegen nicht im Fernsehen zu sehen sein.“

 

Es stimmt schon die Leute selbst wurden nicht gefragt, ob sie gefilmt werden wollen...

 

Mr. Fakihi meint er hätte genügend Material und geht einfach zurück zum Auto. Ich folge ihm. Ich habe mich nicht getraut auch nur ein Foto zu machen.

Auf der Rückfahrt regt er sich weiter über die Leute am Hafen auf. Er ist richtig wütend, meint aber, dass wir viel geschafft hätten. Viele Journalisten würden daran scheitern.

 

Gestern habe ich das Material von seinen Cashews bei der Ernte gesehen. Riesige Berge von Chashews! Und er meinte, die Bilder seien vom Anfang, als es noch nicht so viele gab... Insgesamt hätte er 85 Säcke Cashews geerntet, meint er. Ein Sack wiegt ca. 80 Kilo!

 

Mal sehen wie lange es noch dauert bis diese Doku fertig ist. Wenn sie denn so weit ist, darf ich sie euch bestimmt zeigen.

 

Bis bald

 

Eure Franzi

 

 

 

 

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Do

26

Jan

2017

Musik der Teacher Oliver Band

 

Zwischendurch was ganz anderes:

 

Oliver und ich sind gerade dabei Bewerbungen für Auftritte auf Afrika-Festivals im Sommer in Deutschland zu verschicken. Dafür haben wir ein paar Mitschnitte von seinen Auftritten aus dem letzten Jahr vor allem aus Tansania zusammengeschnitten.

 

Hier, damit ihr auch mal einen kleinen Eindruck von seinen Auftritten bekommt:

 

 

Wem das noch nicht gereicht hat, findet weiter Videos auf seiner Website.

 

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Mi

01

Mär

2017

Vorstellungsvideo von MWAYA ONE

Hier mal noch unser Vorstellungsvideo, was ich zusammen mit den drei Jungs aus dem Mwaya One gedreht habe. Ist schon ganz schön lange fertig aber irgendwie habe ich es bisher nicht geschafft hochzuladen...

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Sa

18

Mär

2017

Spendenaufruf TSE

Ihr habt schon lange nichts mehr von mir gehört, ich weiß....

Ich war ziemlich beschäftigt damit einen Film zu drehen mit Olivers Schwester. Der ist jetzt fertig. Endlich. Dazu im nächsten Blogeintrag.

Heute wollte ich euch nur kurz einen Spendenaufruf weiterleiten:

Das TSE braucht neue Musikinstrumente. Johannes, der aktuelle Praktikant im TSE hat dazu einen Spendenaufruf auf betterplace.org erstellt. 

Hier klicken für mehr Infos.

 

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Do

06

Apr

2017

Wir haben die Bibel verfilmt!

Mittlerweile bin ich schon wieder in Halle und in Merseburg am Studieren. Habe allerdings noch einige mehr oder weniger fertige Blogeinträge. Der hier ist fertig:

Olivers Schwester Mama Jeni hatte schon seit letzten Jahr geplant einen Film zu drehen. Sie hat das Drehbuch vorbereitet und dann habe ich es abgetippt, das war schon letztes Jahr.

Die Geschichten stammen aus der Bibel. Ich glaube das habe ich schon mal in einem früheren Blogeintrag erwähnt. Wir beginnen mit Abraham, der seinen Sohn Isaak opfern will, Isaaks Kindern Jakob und Esau. Weiter geht’s mit Jakob und seinen zwölf Söhnen und der Geschichte von Yusuf (Josef? Auf Deutsch), der von seinen Brüdern nach Ägypten verkauft wird und dort dem Pharao seinen Traum deutet und ein ganz hohes Tier im Staat wird. Von Moses ein kurzer Teil, wie Gott mir ihm durch einen brennenden Strauch spricht und seinen Stab in eine Schlange verwandelt. Zur guter letzt die Weihnachtsgeschichte, von Maria und Josef, die in Betlehem kein Zimmer finden und das Kind in der Krippe zu Welt bringen.

Das ist ziemlich genau die Geschichte, die in der Kirche auch an Weihnachten als Theaterstück vorgeführt wurde.

 

Bis vor zwei Monaten haben wir gar nicht daran weiter gearbeitet, weil Mama Jeni ganz viel arbeiten musste. So kamen Ende Januar die ersten Schauspieler zu den Proben. Alles Freunde und Verwandte. Später haben diese dann auch noch ihre Freunde und Bekannte dazu geholt. So wurde es eine immer größere Gruppe, die sich fast jeden Abend um 18 Uhr zum Schauspielern in unserem Hinterhof versammelt.

Anfang Februar haben wir dann endlich mit den Dreharbeiten angefangen. Ich habe ziemlich gedrängt, weil ich Angst hatte, dass wir sonst nicht fertig werden, bevor ich gehe.

Ich hatte viel Spaß aber es was auch ganz schön anstrengend.

Schwierig war es vorallem die Drehorte zu finden, den Leuten zu erklären, dass wir nichts mitnehmen und auch nicht viel Geld zahlen außer einem kleinen Dankeschön „Geld für Limonade“, wie es immer hieß. Die nächste Schwierigkeit, war die Leute am Nachmittag an den Drehort zu bekommen und fertig zu sein bevor es dunkel wird. Das hat nicht immer geklappt. An den letzten Tagen haben wir es mehrmals erzwungen und gefilmt bis es dunkel wurde (zur Not mit Handytaschenlampen). Die letzten Bilder von diesen Tagen sind mir zu dunkel und ich bin unzufrieden... Das ist schade. An einem Tag hat es plötzlich angefangen zu gewittern und wir haben weiter gemacht, weil nur noch eine halbe Szene an diesem Drehort übrig war und wir nicht deshalb noch mal kommen wollten. So wurde mir ein Schirm über die Kamera gehalten und wir haben einfach weiter gemacht.

 

 

Hier der Trailer für den Film:

Und hier einige (Stand-)Bilder:

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Di

25

Apr

2017

Abschlussbericht/ Zusammenfassung

In diesem Bericht möchte ich ein bisschen zusammenfassen, was ich in einem Praxissemester in Tansania gelernt, erlebt bzw. gemacht habe. Es soll vorallem um meine beiden Praktika an sich gehen.

Ich war einen Monat in Dar es Salaam bei "Dr. Cool Production". Das eigentlich nur, weil wir aufgrund von Noemis Tansanischem Reisepass nicht schneller nach Mtwara fahren konnten, ich aber nicht nur rumsitzen wollte. "Dr. Cool Production" ist ein Studio in dem Videos gedreht werden aber vorallem viele Künstler wie Schauspieler, Filmemacher und Musiker gemanaget werden. Mein Boss Mmyovela war immer ziemlich beschäftigt und hatte nicht so viel Zeit für mich. Er hat mich zu mehreren Videoproduktionen gebracht, bei denen ich zuschauen konnte und mit den Schauspielern und Produzenten sprechen konnte. Es war innteressant zu sehen wo und wie die - in diesem Fall - in Tansania sehr bekannten Comedy-Filme entstehen und die Schauspieler persönlich kennenzulernen.  Allerdings konnte ich immer nur zuschauen. Er hatte mir versprochen während ich noch da bin einen Kurzfilm zum Thema AIDS zu drehen, wobei ich gerne Regie, Kamera oder Schnitt übernehmen könnte. Er hat mit mir zusammen das Drehbuch geschrieben aber leider kam es nie zu den Dreharbeiten. Wenn ich im Büro war, kamen öfters Musiker vorbei um sich mit Mmyovela über ihre Vortschritte zu unterhalten. So habe ich einen guten Einblick in die Künstlerszene in Dar es Salaam bekommen und einige Hintergründe verstanden.

 

Das zweite Praktikum, war viel besser, lehrreicher und strukturierter. In Mtwara war ich viel freier und konnte und wollte auch viel mehr Zeit mit der Arbeit in meiner Einrichtung "MWAYA ONE Media Services" verbringen. Ich habe zwei Straßen weiter gewohnt, konnte zum Mittagessen und Noemi hinlegen kurz nach Hause gehen und hatte die beste Betreuung für Noemi.

So war ich in der ersten Woche bei einer wöchentlichen Unterrichtseinheit gemeinsam mit meinen drei Kollegen zum Thema Video mit dabei. Theoretisch und praktisch haben wir etwas über Videoproduktionen gelernt. Dabei ist das Video "Siebdruck Tutorial" entstanden, welches ich auch gepostet habe. Für mich war das alles nichts Neues aber so habe ich die wichtigen Video-Produktions-Vokabeln gelernt und bin mit der Technik in meiner Einrichtung vertraut geworden. Außerdem konnte ich meinen Kollegen helfen.

In den darauffolegenden Wochen bzw. Monaten habe ich viel bei Siebdruckaufträgen (zb. eine Schule braucht 50 T-Shirts mit Logo der Schule) mitgeholfen, Passbilder angefertigt, Flyer und Broshüren designt, Aufträge gesucht (Wir waren z.B. im "Old Boma Hotel" und wollten eigentlich anbieten Postkarten zu designen, haben dann aber einen Auftrag für Broschüren bekommen.), bei Doku-filmen mitgearbeitet, die ganzen Geräte im Office kennengelernt, ein Promotionclip gedreht etc.

Im letzten Monat habe ich gemeinsam mit Olivers Schwester in Zusammenarbeit mit meiner Praktikumsstelle einen Spielfilm (Auszüge aus der Bibel) gedreht. Dabei habe ich eine ziemlich große Verantwortung getragen und richtig viel gelernt. Vor allem habe ich viele organisatorische Dinge beim Filmen mit Schauspielern und Leuten die uns ihre Häuser etc. zur Vefügung gestellt haben gelernt. Ich habe jetzt einen guten Überblick, was man für so eine Produktion braucht und wie man sie (besser) planen kann. Auch filmerisch und kreativ habe ich viel dazu gelernt, mich an meinem Schnittprogramm ausgetobt, manchmal Applaus und manchmal auch Unverständnis geerntet.

 

Mein Fazit ist, dass das erste Praktikum bei "Dr. Cool Production" nicht ganz so der Renner war, weil ich selbst nicht viel praktisch tun konnte aber doch schon lehrreich.

Bei "Mwaya One" habe ich deutlich mehr Fachliches lernen können und kann es jeder Zeit weiter empfehlen. Ich glaube mein Chef und meine Kollegen würden sich über noch mehr PraktikantInnen freuen.

Ersthaft: Wer sich dafür interessiert ein Praktikum dort oder auch in einer anderen Einrichtung in Tansania zu machen, Oliver und ich haben in der letzten Zeit erfolgreich mehrere Leute an befreundete Einrichtungen vermittelt. Also wer Interesse hat, kann sich gerne bei mir melden.

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Do

31

Aug

2017

Übermorgen kommt Olivers neues Video raus!

Hallo ihr Lieben,

mal wieder was von uns! Wir haben uns super in Deutschland eingelebt. Olivers Musikvideo ist nun fast fertig und übermorgen wird er es auf YouTube veröffentlichen.

Hier ein kleines "Werbevideo". Er würde sich freuen, wenn ihr seinen Kanal abonnieren würdet.

 

Sa

02

Sep

2017

Olivers neues Video ist jetzt da!

Hier ist es, Olivers neues Video! Ihr könnt es gerne liken, teilen, allen euren Freunden, Feinden, eurer Familie und euren Verwandten schicken, damit es ganz oft angeklickt wird. Viel Spaß!

Di

31

Okt

2017

Hey, was soll das?

Du musst dich schon noch ein bisschen gedulden!!!

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Fr

01

Dez

2017

1. Dezember - Hallo Oma!

Sa

02

Dez

2017

2. Dezember

So

03

Dez

2017

3. Dezember - 1. Advent

Wir bemalen Gläser!

Mo

04

Dez

2017

4. Dezember

Laterne laufen mit Isaya!

Di

05

Dez

2017

5. Dezember

Mi

06

Dez

2017

6. Dezember - Nikolaus!!!

Do

07

Dez

2017

7. Dezember

Noemi ist ein Kindergartenkind!

Fr

08

Dez

2017

8. Dezember

Sa

09

Dez

2017

9. Dezember

Guten Morgen!!!

So

10

Dez

2017

10. Dezember - Noemis 3. Geburtstag - 2. Advent

Hier ein kleiner Rückblick:

So sah Noemis Geburtstag letztes Jahr aus!

Mo

11

Dez

2017

11. Dezember

Wir basteln Geschenkpapier!

Di

12

Dez

2017

12. Dezember

Mi

13

Dez

2017

13. Dezember

Do

14

Dez

2017

14. Dezember

Fr

15

Dez

2017

15. Dezember

Sa

16

Dez

2017

16. Dezember - die Oma hat Geburtstag!

So

17

Dez

2017

17. Dezember - 3. Advent

Mo

18

Dez

2017

18. Dezember

Di

19

Dez

2017

19. Dezember

Mi

20

Dez

2017

20. Dezember

Do

21

Dez

2017

21. Dezember

Hier gibt es ein schönes "Jingle Bells" gesungen von Noemi. 

Fr

22

Dez

2017

22. Dezember

Boxauto fahren auf dem Weihnachtsmarkt zu Halle an der Saale

Sa

23

Dez

2017

23. Dezember - morgen Kinder wird's was geben...

Selbstporträts von Noemi auf Hände gezeichnet.

So

24

Dez

2017

24. Dezember - heilig Abend in Halle!

Fr

11

Mai

2018

Malaika besucht ihre Omas - Ein zweisprachiges Bilderbuch

Für meine Praktische Arbeit, habe ich ein zweisprachiges Bilderbuch gemacht. Mittlerweile ist es fast fertig. Bald werde ich versuchen einen Verlag zu finden. Wer es jetzt schon haben möchte, kann sich gerne bei mir melden! Hier gibt's mehr dazu.

 

Di

05

Jun

2018

Die Malaika ist gedruckt!

Wenn ihr ein Buch möchtet, könnt ihr es ab sofort bei mir bestellen!

Gestern konnte ich die Malaika-Bücher in der Druckerei abholen. Die erste kleine Auflage besteht nur aus 20 exklusiven Exemplaren extra für euch. Wer nun also eines bestellen möchte, kann mir einfach eine Nachricht schreiben und dann klären wir alles Weitere. 

Ich möchte pro Buch mindestens die Druckkosten von 7€ und falls ihr das Buch per Post zu euch geschickt haben möchtet, auch das Porto von 1,45€. Wenn ihr mir mehr geben möchtet, freue ich mich natürlich. =)

Also schreibt mir einfach und dann klären wir, wie Malaika zu euch kommt.